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Keine Übernahme durch Konkurrenten: Tipico setzt auf Beteiligungskapital

13.05.2016 17:44 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Während in der Branche der Sportwettenanbieter im letzten Jahr Übernahmen durch Konkurrenten an der Tagesordnung waren, geht der deutsche Sportwettenanbieter Tipico nun offiziell einen anderen Weg. Auf der Suche nach Investoren ist der Buchmacher mit der Private Equity Gesellschaft CVC fündig geworden. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg zählt zu den zehn größten PE-Gesellschaften weltweit und hat im April 2016 eine bindende Vereinbarung zum Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an der Tipico Gruppe unterzeichnet.

Anders als beispielsweise beim kompletten Verkauf von BWIN.Party Digital Entertainment an die GVC Holdings, bleiben die bisherigen Gesellschafter von Tipico um CEO Jan Bolz mit Anteilen von 40 Prozent dem Unternehmen verbunden. Über den Kaufpreis wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart. Laut einem Portal für Wirtschaftsanwälte soll CVC für die Mehrheitsbeteiligung aber etwa 1,5 Milliarden Euro bezahlt haben.

Auswirkungen auf die Strategie von Tipico

Tipico hat sich mit CVC keinen Neuling der Branche ins Boot geholt. Im Jahr 1999 übernahm CVC zusammen mit dem britischen Private-Equity-Unternehmen Cinven den größten Buchmacher im Vereinigten Königreich, William Hill. Im Juli 2003 beteiligten sich CVC-Fonds an der IG Group. Das Unternehmen ist aktuell der weltweit größte Anbieter von Differenzkontrakten (CFD) nach Umsatz. Zum Produktspektrum zählen aber auch Spreadwetten in Form von Finanz- und Sportwetten. CVC hält an dem börsennotierten Unternehmen einen 11,5-prozentigen Aktienanteil. Im März 2015 folgte schließlich die Beteiligung an Sky Bet. Das Unternehmen mit Sitz in Leeds ist der fünftgrößte Anbieter von Online-Sportwetten im Vereinigten Königreich und operiert mit den fünf Kernprodukten Sportwetten, Automatenspiele, Casino, Poker und Bingo.

Tipico wird von dieser Erfahrung profitieren und auf die weitreichende Branchenkompetenz von CVC im Sportwettenmarkt zurückgreifen können. Laut handelsblatt.com ist geplant, zusätzliche Sportarten ins Programm zu nehmen und in weitere Länder zu expandieren. Außerdem ist ein Facelifting der rund 1000 stationären Wettshops geplant.

Wer ist CVC Capital Partners?

1981 gründete die amerikanische Bank Citygroup für den Sektor Private Equity eine Tochtergesellschaft, die die Europageschäfte übernahm. Zwölf Jahre später kam es im Rahmen eines Management-Buy-out zur Übernahme durch das Management.

CVC hat seit der Firmengründung im Auftrag von mehr als 300 institutionellen, staatlichen und privaten Investoren Kapital im Wert von mehr als 71 Milliarden Euro investiert. Das aktuelle Portfolio umfasst etwa 50 Beteiligungen an Unternehmen aus der ganzen Welt. In Deutschland ist CVC an der Parfümeriekette Douglas, den Trikotsponsor von Borussia Dortmund, Evonik Industries und den Energiedatenerfasser Ista International beteiligt. Weitere Beteiligungen im Ausland sind unter anderem:

  • Avast: tschechischer Hersteller von Sicherheitssoftware
  • Elsan: privater Krankenhausbetreiber aus Frankreich
  • Formula One: Kommerzielle Verwertung von Sportrechten, insbesondere die sportlichen Verwertungsrechte an der Formel 1
  • PKP Energetyka: polnischer Energieversorger
  • QSR: Fastfood-Kette in Malaysia
  • Samsonite: weltweit größte Designer, Hersteller und Vertreiber von Reisegepäck, Reiseprodukten und -accessoires
  • Stage Entertainment: holländischer Produzent von Theateraufführungen, insbesondere Musicals
  • Stella Group: australischer Reise- und Hospitality-Anbieter
  • Sun Hung Kai & Co.: chinesischer Finanzdienstleister

In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird das operative Geschäft seit Juni 2015 von Alexander Dibelius geleitet. Er war bis Juli 2015 alleiniger Geschäftsleiter der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs für Deutschland, Österreich, Russland sowie Zentral- und Osteuropa. In seiner Zeit bei Goldman Sachs war Dibelius maßgeblich an den Übernahmen von Chrysler durch Daimler-Benz oder Mannesmann durch Vodafone beteiligt. Bis 2010 war Dibelius auch Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der promovierte Arzt ist in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Laila Maria Witt verheiratet. Die Mehrheitsbeteiligung bei Tipico ist die erste große Transaktion, die Alexander Dibelius in seiner Funktion als Managing Partner and Head of Germany für CVC eingefädelt hat.

Bieterrennen mehrerer Interessenten um Tipico

Nachdem der bekannteste deutsche Sportwettenanbieter um Werbeikone Oliver Kahn vor etwa einem Jahr zum Verkauf gestellt wurde, zeigten mehrere Private-Equity-Firmen und strategische Investoren Interesse an einer Beteiligung. Unter ihnen befand sich sogar die Deutsche Telekom. Als Motivation für das Interesse vermuteten Experten, dass sich die Deutsche Telekom mit einer Beteiligung an Tipico eine bessere Ausgangssituation bei der Versteigerung der Internet-Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga verschaffen wollte. Erst Anfang 2015 hatte die Telekom den T-Venture Fonds für neue Investitionen geschlossen und ihn durch die neue Gesellschaft Deutsche Telekom Capital Partners (DTCP) ersetzt. Diese soll die Aufgaben der T-Venture Holding fortführen und intensivieren und wurde dazu Anfang 2015 mit einem Gesamtkapital von 500 Millionen Euro ausgestattet. Da diese Summe nicht für eine Mehrheitsbeteiligung an Tipico ausreichte, ging die Telekom eine Zusammenarbeit mit dem Finanzinvestor Centerbridge ein. Weitere Interessenten an Tipico waren:

  • der chinesische Finanzinvestor Xio Group mit Sitz in London
  • Private Equity Fond von Advent International, Boston, USA
  • Finanzinvestor Centerbridge Partners, New York, USA
  • die tschechische Lotteriefirma Sazka

Die Erfolgsgeschichte Tipicos im Markt der Sportwetten

Der Aufstieg zur Nummer 1 der Sportwettenanbieter in Deutschland dauerte nur zehn Jahre. Die Strategie, das Wettangebot sowohl online als auch in stationären Wettshops anzubieten, bescherte Tipico ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal. Das kluge Marketing erhöhte schnell den Bekanntheitsgrad in Deutschland.

Heute betreibt Tipico etwa 1.400 Wettshops in fünf Ländern, davon allein 1.000 in Deutschland. Weitere Niederlassungen existieren in Österreich, Kroatien, Gibraltar und Kolumbien. Die weltweit 5.000 Mitarbeiter haben 2014 einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Lizensiert und reguliert wird Tipico von der Malta Gaming Authority (MGA), einer öffentlichen Aufsichtsbehörde jede Art von Glücksspielaktivitäten. Die Lizenznummer lautet MGA/CL2/180/2004 und stammt vom 1. März 2005. Zudem besitzt Tipico auch eine Lizenz des Bundeslandes Schleswig-Holstein sowie weitere Lizenzen in Spanien und Italien.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne von Martin Brosy. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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