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Nord LB – Bank of Japan: Warten auf Godot

28.04.2016 11:47 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

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Die Bank of Japan (BoJ) scheint erneut abwarten zu wollen – trotz des Drucks, der auf der Notenbank lastet. Wir waren davon ausgegangen, dass die Notenbank zur Tat schreitet, das Inflationsziel von 2,0% ist in weiter Ferne, wie die heute ebenfalls veröffentlichte Preisstatistik für den Berichtsmonat März zeigt – die Jahresrate ist mittlerweile wieder in den negativen Bereich gerutscht (-0,1% Y/Y).

Stattdessen verschiebt die japanische Zentralbank abermals den Zeitpunkt für die Erreichung des Inflationsziels nach hinten. Das hat sich mittlerweile zum Running-Gag der Leitzinssitzungen entwickelt, so oft wie es in den letzten Monaten bereits verschoben wurde.

Sehr offensichtlich wollte die Bank of Japan den Fehler vom Februar nicht wiederholen. Im Februar führte sie Negativzinsen ein und überrumpelte bzw. verunsicherte damit Banken und Haushalte. Seitdem wertete der Yen deutlich auf. Dies führt zu günstigeren Importpreisen und entsprechend eher zu deflationären Tendenzen, zumal es um den Binnenkonsum eher schwach bestellt ist.

Zudem sieht es auch sehr stark danach aus, als ob die Wirtschaft des Landes in eine Rezession schlittert. Die Industrieproduktion gab im I. Quartal anscheinend nach und die Frühindikatoren zeichnen kein allzu rosiges Bild. Die Lohnentwicklung dürfte keinen großen Anschub für den Binnenkonsum bedeuten. Die heute ebenfalls veröffentlichten Ausgaben der privaten Haushalte im März, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben weisen in diese Richtung.

Schlussendlich muss man auch festhalten, dass die Bank of Japan in ihrem Handeln momentan relativ allein gelassen ist. Von Strukturreformen, die schon seit Monaten nicht wirklich vorangebracht werden, einmal ganz abgesehen, gibt es derzeit außer Zeitungsgerüchten wenig Andeutungen über ein neues Konjunkturprogramm der Regierung. Einzig das Erdbeben im Süden des Landes veranlasste Shinzo Abe, einen Zusatzhaushalt zu beantragen. Das ist eindeutig zu wenig, zumal die Kosten angesichts der negativen Zinsen bei Staatsanleihen mit bis zu 10 Jahren Restlaufzeit eigentlich genügend Freiraum geben sollten.

Die Märkte reagierten prompt enttäuscht, es war mit mehr gerechnet worden: Der Nikkei 225 verliert 2,4% und der Yen wertete im Umfeld der BoJ Ankündigung mehr als 2,1% auf.

An den Grundproblemen hat sich wenig geändert. Eine alleinige Ausweitung des Quantitative Easing ohne die Flankierung durch konjunkturelle Maßnahmen der Regierung liefert höchstens ein weiteres Strohfeuer, das nicht lange anhalten wird. Abe hat die Ursprünge seiner einst erfolgreichen Politik anscheinend vergessen und lässt die Bank of Japan warten.

Fazit: Die Bank of Japan wartet weiter ab. Stattdessen verschiebt die japanische Zentralbank abermals den Zeitpunkt für die Erreichung des Inflationsziels nach hinten. Das hat sich mittlerweile zum Running-Gag der Leitzinssitzungen entwickelt, so oft wie es in den letzten Monaten bereits verschoben wurde. Die Zeit wird jedoch langsam knapp. Die Preise fallen aktuell wieder und der relativ starke Yen verschlimmert diese Tendenz weiter. Japan steht kurz vor einer Rezession und ein Abwarten kann sich das Land eigentlich nicht mehr leisten.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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