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Merkur Bank: „Wir werden im Jahr 2016 unser Markenprofil weiter schärfen“

21.01.2016 07:18 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Merkur Bank.

Überhaupt nicht zufrieden zeigt sich Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, mit der Kursentwicklung der Merkur-Aktie. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert er die Gründe. Ausführlich erläutert Lingel, welche Pläne er für 2016 hat. Auch im laufenden Jahr nimmt die Bank Negativzinsen bei der EZB in Kauf, um Risiken zu vermeiden. Die Zinsen auf Tagesgeld, die Dividendenpolitik und das außergewöhnliche Modell der Bank sind ebenso Themen im Gespräch mit Lingel.


www.4investors.de: Ihre Bank ist in Deutschland kaum bekannt. Stört Sie das?

Lingel:
Unser Ziel ist ja nicht, in Deutschland bekannt zu sein. Unser Ziel ist es, dass uns Unternehmer und unternehmerisch denkende Menschen kennen.

www.4investors.de: In den vergangenen zwölf Monaten pendelte ihr Kurs zwischen 5,80 Euro und 6,50 Euro. Das kann sie nicht zufrieden stellen, oder?

Lingel:
Überhaupt nicht. Wir haben in 2014 ein Ergebnis pro Aktie von 64 Cent erwirtschaftet. Unser Substanzwert bezogen auf das bilanzielle Eigenkapital beträgt pro Aktie rund 8 Euro. Vor diesem Hintergrund kann ich die Aktienkursentwicklung nicht nachvollziehen. Auch der von der Baader Bank initiierte Research hat ein Kurspotenzial von rund 10 Euro ermittelt. Darüber hinaus haben wir letztes Jahr 20 Cent Dividende ausgeschüttet, was beim jetzigen Kursniveau einer Dividendenrendite von über 3 Prozent entspricht. All diese Merkmale sprechen für eine Unterbewertung. Für mich liegt der einzige Grund darin, dass wir mit anderen Banken in Sippenhaft genommen werden. Dies halte ich nicht für sachgerecht, da die Risikopositionen bei unserem Haus transparent und mit anderen Häusern nicht vergleichbar sind. So haben wir nur ein marginales Fristentransformationsrisiko und auch keine Risiken in den Wertpapierbeständen, da wir keine Wertpapierbestände haben.

www.4investors.de: 2014 haben sie einen Jahresüberschuss von 3,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Sind 4 Millionen Euro für 2015 eine reelle Schätzung?

Lingel:
Der ausgewiesene Jahresüberschuss von 3,6 Millionen Euro beinhaltet bereits eine Thesaurierung. Betrachtet man das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit, lagen wir 2014 bei rund 8 Millionen Euro. Ich gehe davon aus, dass wir im laufenden Jahr diese Marke knapp erreichen werden. Allerdings müssen wir aufgrund der zunehmenden Regulatorik und der regulatorischen Anforderungen die Dotierung der Rücklagen nochmals erhöhen.

www.4investors.de: Wie sieht es mit der Dividende aus?

Lingel:
Wir haben 2015 über unsere Dividendenpolitik ausführlich berichtet. Demnach möchten wir die Dividendenquote erhöhen, was allerdings immer abhängig von der regulatorischen Kapitalanforderung zu sehen ist. Sicherlich werden wir zur Hauptversammlung einen Dividendenvorschlag unterbreiten, allerdings lässt sich zur Höhe aus heutiger Sicht noch nichts sagen.

www.4investors.de: Viele Banken setzen mehr und mehr auf den Online-Bereich, vor Ort werden Filialen geschlossen. Von ihnen stammt aber die Aussage, dass der Internetvertrieb mehr Kunden in ihre Filialen bringt. Wie passt das zusammen?

Lingel:
Wir leben hier ein außergewöhnliches Modell. Unsere Online-Kunden werden von den Beratern in unseren Filialen betreut. Und die Online-Kunden schätzen diese Vor-Ort-Betreuung. Dagegen ist bei vielen Banken der Onlinevertrieb vom Filialvertrieb vollkommen getrennt.

Unsere Kunden können mit einer Kontonummer beide Wege unkompliziert und unbürokratisch wählen. Mit dieser Strategie haben wir auch 2015 unser Depotvolumen wieder deutlich steigern können und die 200 Millionen-Euro-Marke deutlich überschritten.

www.4investors.de: Ab welcher Summe wird ein Kunde für die Merkur Bank interessant?

Lingel:
Für uns sind alle Kunden interessant, die ein unternehmerisches Umfeld suchen, die selbst entscheiden und ihre Ideen mit uns zusammen realisieren wollen. Mit unserer Unabhängigkeit sind wir ein glaubwürdiger Partner in der Beratung.

www.4investors.de: Sie bieten Tagesgeldzinsen von 0,8 Prozent. Das kann sich für sie nicht lohnen, oder?

Lingel:
Warum? Unsere Ergebniszahlen zeigen, dass es geht. Wir möchten eben diese Kunden belohnen, die unsere Beratungsleistung und unseren ganzheitlichen Ansatz in Anspruch nehmen.

www.4investors.de: Wo waren die Stärken, wo die Schwächen im Geschäft 2015?

Lingel:
Die Stärken im Jahr 2015 liegen sicherlich in unserer Spezialisierung und unserer klaren Positionierung in den lokalen Märkten. Durch die zunehmende Wettbewerbsintensität stehen in vielen Geschäftsbereichen allerdings die Margen unter Druck. Auch wir spüren das, schaffen es aber mit dieser marktbedingten Schwäche umzugehen.

www.4investors.de: Welche Kundengruppen wollen sie 2016 besonders ansprechen?

Lingel:
Die Merkur Bank ist eine inhabergeführte Bank und lebt somit, wenn sie auch an der Börse notiert ist, das Unternehmertum. Damit verbunden sind viele Charaktereigenschaften, die uns von anderen Instituten deutlich abgrenzen. Deshalb werden wir im Jahr 2016 unser Markenprofil weiter schärfen und uns noch stärker auf unternehmerisch denkende Menschen ausrichten. Wir glauben, dass genau für diese Zielgruppe die Attraktivität unserer Bank sehr hoch ist und uns weitere Wachstumschancen gibt.

www.4investors.de: Was steht bei der Merkur Bank 2016 im Fokus? Wird es Neuerungen oder Veränderungen geben?

Lingel:
Wir wollen im neuen Jahr unsere Geschäftsbereiche weiter ausbauen. Vor allem im Privatkundengeschäft wollen wir unsere Wachstumsraten halten und vielleicht noch steigern. Dabei werden wir uns sicherlich in den jeweiligen Märkten immer wieder anpassen müssen. Wir leben nach dem Motto „nichts ist beständiger als die Veränderung“. Damit waren wir in der Vergangenheit immer erfolgreich.

www.4investors.de: Welche Eigenkapitalrendite peilen sie mittelfristig an?

Lingel:
Wir haben derzeit mit einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von rund 20 Prozent eine sehr hohe Benchmark erreicht. Wenn auch die Eigenkapitalrendite aufgrund der regulatorischen Kapitalanforderungen zurückgehen wird, peilen wir mittelfristig immer noch eine Rendite von 15 Prozent an.

www.4investors.de: Bleibt es bei ihrer Strategie, ihre Liquiditätsreserve bei der EZB anzulegen und somit Negativzinsen in Kauf zu nehmen oder gibt es dabei neue Gedankenspiele?

Lingel:
Aufgrund der derzeitigen Niedrigzinslage und der Tatsache, dass sich hier in absehbarer Zeit nichts ändern wird, halten wir die Anleihemärkte für sehr schwierig. Die Chancen für Kurssteigerungen sind begrenzt, während die Risiken deutlich höher geworden sind. Hinzu kommt, dass sie sehr lange Laufzeiten eingehen müssen, wenn sie positive Verzinsungen erreichen möchten. Vor diesem Hintergrund werden wir uns auch im kommenden Jahr am Anleihemarkt nicht engagieren und keine Positionen aufbauen.

Ferner wollen wir unserem Grundsatz treu bleiben, keine Fristentransformationen einzugehen. Es wird sich deshalb an unserer Strategie im nächsten Jahr nichts ändern und wir werden den Negativzins in Kauf nehmen müssen. Für uns stehen diese Negativzinsen in keinem Verhältnis zu den Risiken, die man auf der anderen Seite eingehen müsste. Genau hierin unterscheiden wir uns von unserer Konkurrenz, da unsere Risikopositionen fast bei Null sind.

www.4investors.de: In den USA steigen die Zinsen, die EZB setzt weiter auf den Kauf von Anleihen. Zuletzt haben sie diesen Schritt kritisiert und vor dem Risiko einer Blase gewarnt. Steigt dieses Risiko an? Wie sollte sich die EZB aus ihrer Sicht verhalten?

Lingel:
Ich denke, das Risiko steigt weiter an. Auffällig ist, dass zwar das Geld immer billiger wird, aber die Stabilität in den jeweiligen Staaten nicht dafür sorgt, dass die Kreditnachfrage deutlich zunimmt. Das ist auch in Deutschland zu spüren und ist mit ein Grund dafür, dass die Wettbewerbsintensität unter den Banken sehr hoch geworden ist. Von der EZB würde ich mir manchmal ein ruhigeres Verhalten wünschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass allein die EZB die Probleme nicht lösen kann, sondern die politisch Verantwortlichen durch einen konsequenten Reformkurs für eine bessere Stabilität in den Ländern verantwortlich gemacht werden müssen. Die Unternehmen werden nur dann investieren, wenn sie eine positive Zukunftsaussicht haben und Vertrauen in die jeweiligen Regierungen entwickeln können.

www.4investors.de: Sie fordern einen klaren Reformierungskurs der verschuldeten Staaten, um langfristig Sicherheit und Vertrauen zu schaffen. Ist Griechenland dabei auf einem richtigen Weg?

Lingel:
Ich fordere das weiterhin. Nur dadurch kann die Basis für eine zukünftig positive Entwicklung geschaffen werden. Was Griechenland betrifft, bin ich noch sehr skeptisch. Die griechische Regierung hat zwar viele Ansatzpunkte bzw. eine Reformliste erarbeitet, aber ich denke. es bleibt abzuwarten, welche Reformen tatsächlich umgesetzt werden, vor allem wie. Aus meiner Sicht bleibt Griechenland in absehbarer Zeit unser Sorgenkind.

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