Canify AG: Umsatzvervielfachung und Börsengang stehen auf der Tagesordnung
15.12.2025 08:12 Uhr - Autor: Johannes Stoffels auf twitter
Medizinisches Cannabis ist längst ein Milliardenmarkt in Deutschland. Es wird bei einer Vielzahl von Krankheitszuständen, wie z.B. chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Canify AG ist in dieser Branche aktiv und will in wenigen Jahren an die Börse gehen. Lag der Umsatz 2024 noch bei 7 Millionen Euro, so soll er in den kommenden Jahren auf 75 Millionen Euro ansteigen. Um sich auf das künftige Wachstum vorzubereiten, läuft bei Canify derzeit eine Kapitalerhöhung. Dabei werden 36.698 Aktien ausgegeben, die Mindestzeichnung liegt bei 20 Papieren. Bis zum Jahresende beträgt der Ausgabepreis je Aktie 148 Euro, danach steigt er auf 165 Euro an. An der Finanzierungsrunde können sich im Rahmen eines öffentlichen Angebots auf Basis eines von der BaFin gestatteten Wertpapier-Informationsblatts (WIB) professionelle Investoren und Privatanleger über www.canify-invest.de beteiligen. Im Interview mit 4investors.de erläutert Canify-CEO Sascha Mielcarek, warum der deutsche Markt erst am Anfang steht, wie ein „Asthmaspray für Cannabis“ die Therapie revolutionieren soll und wofür das frische Kapital aus der laufenden Finanzierungsrunde eingesetzt werden soll. 4investors.de: Sie sind ein lizenzierter Hersteller von medizinischem Cannabis. Wie erhält man eine solche Lizenz? Mielcarek: Für eine Herstellungslizenz benötigt man ein EU-GMP-konformes pharmazeutisches Setup, regelmäßige Inspektionen der Aufsichtsbehörden und ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem vom Anbau bis zum Patienten. Ebenso benötigt man eine Vielzahl an fachkundigen Mitarbeitern. Der Aufbau einer solchen GMP-Herstellung dauert ca. 2 bis 3 Jahre und ist äußerst ressourcenintensiv. Wir betreiben eine eigene EU-GMP-Verarbeitungsanlage in Bayern und gehören damit zu den wenigen Unternehmen in Deutschland, die Cannabis als Wirkstoff verarbeiten und verpacken dürfen. 4investors.de: Wie viele (potenzielle) Cannabis-Patienten gibt es in Deutschland? Wie groß ist entsprechend der Markt für Ihre Produkte? Mielcarek: Aktuell werden mindestens 500.000 Menschen in Deutschland regelmäßig mit medizinischem Cannabis behandelt. Medizinalcannabis kommt in einer Vielzahl von Krankheitszuständen, wie z.B. chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder neurologischen Erkrankungen zur Anwendung. Derzeit werden weniger als 1 Prozent der Bevölkerung mit medizinischem Cannabis behandelt. Bis 2027 halten Experten eine Durchdringung von 1,5 Prozent bis 2 Prozent für realistisch, also eine Verdopplung. Das entspricht einem potenziellen Marktvolumen von rund 3 Milliarden Euro bis 4 Milliarden Euro allein in Deutschland. Die Zahlen erscheinen realistisch, wenn man bedenkt, dass in Kanada rund 3 Prozent der Bevölkerung mit Medizinalcannabis behandelt werden. 4investors.de: Welche Pläne haben Sie hinsichtlich einer internationalen Expansion? Mielcarek: Wie in Deutschland steht die Branche in Europa trotz Milliardenumsätzen noch am Anfang. Eine einheitliche europäische Regulierung gibt es leider noch nicht. Deutschland ist der größte Markt in Europa und Vorreiter. Entsprechend sehen wir hierzulande noch viel Potenzial. Gleichzeitig erfüllen unsere Produkte bereits die EU-GMP-Standards, die sowohl im europäischen Ausland und z.B. in Australien benötigt werden. Dementsprechend planen wir die internationale Expansion. 4investors.de: In den ersten drei Quartalen haben Sie sieben Tonnen Cannabis verarbeitet. Wie groß sind derzeit ihre Jahreskapazitäten? Mielcarek: Mit dem laufend skalierbaren Setup in Leipheim können wir – je nach verarbeiteter Packungsgröße – ca. 15 Tonnen bis 24 Tonnen pro Jahr verarbeiten. Durch die geplante Standorterweiterung wollen wir unsere Kapazität noch einmal um den Faktor 2 erhöhen. 4investors.de: Wie viele Lieferanten haben Sie weltweit? Gibt es dort Probleme bei den Lieferketten? Mielcarek: Sichere Lieferketten waren ein wichtiges Thema, das wir nach der Umstrukturierung in 2023 angegangen sind. Heute arbeitet Canify mit über 15 Lieferanten aus vier Kontinenten zusammen. Damit verfügen wir über eines der breitesten Lieferantennetzwerke in der Branche. 4investors.de: Sie bieten auch telemedizinische Beratungen an. Ist das der Weg der Zukunft? Mielcarek: Es ist eine wichtige Ergänzung zum Arzt vor Ort. Bisher beschäftigen sich nur rund 2.500 bis 3.000 der 90.000 Ärzte in Deutschland mit der Cannabis-Therapie. Die Telemedizin erleichtert es Patientinnen und Patienten, einen geeigneten Arzt zu finden – schnell, bequem und rechtssicher. Canify Clinics setzt hierbei auf Ärzte aus dem Inland, die eine professionelle medizinische Behandlung der Patienten sicherstellen. Wir wickeln unsere telemedizinischen Angebote über eine eigene Softwareplattform ab, um Qualität und Compliance sicher zu stellen. Zudem gewinnen wir wertvolle Daten und können unser Therapie- und Produktportfolio so gezielt weiterentwickeln. 4investors.de: Sie sprechen von einer Revolution durch einen zertifizierten Inhalator von Canify, der bald auf den Markt kommen soll. Können Sie das etwas genauer erläutern? Mielcarek: Der absolute Großteil unseres Teams stammt aus der klassischen Pharmaindustrie. Entsprechend groß ist unser Antrieb, neue und innovative Produkte zu entwickeln. So vermarkten wir in unserem Heimatmarkt einen Extrakt zur Herstellung eines Sprays mit ausgeglichenem THC/CBD-Gehalt. Es wird unter die Zunge gesprüht und ist für Patienten oft besser zu dosieren als oral eingenommene Tropfen. Der inhalative Device – er ähnelt optisch einem Asthmaspray – hat aus unserer Sicht tatsächlich das Potenzial, eine ganz wesentliche Bremse beim Marktwachstum zu lösen und die therapeutischen Möglichkeiten zu disruptieren. Denn für Ärztinnen und Ärzte ist eine verlässliche Dosis und ein reproduzierbares Ergebnis bei der Verschreibung oft eine Herausforderung und ein Grund, Cannabis nicht zu verschreiben. Mit unserer Innovation wird Medizinalcannabis noch stärker als echte Therapieoption betrachtet werden. Wir werden eine standardisierte, pharmazeutisch dosierbare Inhalationstherapie entwickeln: Das Ziel ist ein schneller Wirkungseintritt analog zur Blüte, aber mit einer klaren Reproduzierbarkeit wie bei einem klassischen Arzneimittel. 4investors.de: Sie planen mittelfristig einen Börsengang. Davor steht eine Kapitalerhöhung an. Investoren können derzeit Aktien zeichnen. Wie soll das frische Kapital eingesetzt werden? Mielcarek: Wir sind seit Ende 2024 operativ profitabel und wollen das Kapital ausschließlich zur Wachstumsfinanzierung nutzen. Wir wollen die Produktionskapazität in Deutschland mehr als verdoppeln. Der Inhalator ist technisch weit fortgeschritten. Jetzt brauchen wir Kapital für die Zulassung, die Produktion und den Vertrieb. In der Telemedizin sehen wir ebenfalls große Chancen. Auf Grundlage des streng pharmazeutischen Ansatzes soll eine Online-Plattform aufgebaut werden, die Apotheken, Hersteller und Patienten im Zuge der Cannabis Therapie vernetzt. Und dann ist da natürlich noch die bereits besprochene internationale Expansion. 4investors.de: Sie wollen ihren Umsatz im kommenden Jahr verdoppeln. Bis 2027 soll er sich im Vergleich zu 2024 versechsfachen. Sind dies realistische Ziele? Mielcarek: Vor dem Hintergrund unserer mehrgleisigen Wachstumsstrategie halten wir eine Umsatzvervielfachung in den kommenden Jahren für möglich. Insbesondere der Inhalator sollte uns einen deutlichen Schub geben. Ziel ist es, mit einem Umsatz von rund 75 Millionen Euro, einer ordentlichen Gewinnmarge und zu einer deutlich höheren Bewertung als aktuell an die Börse zu gehen. Daher halten wir unser aktuelles Angebot für eine Beteiligung für attraktiv. 4investors.de: In Ihrer Investorenpräsentation deuten Sie M&A-Aktivitäten an. Wie sieht hier die Pipeline aus? Wo setzen Sie dabei Prioritäten? Mielcarek: Wir planen uns im Zuge der anstehenden Konsolidierung am Cannabismarkt strategisch noch besser aufzustellen und anorganisch zu wachsen. Zudem planen wir den Zukauf weiterer pharmazeutischer Produkte, die unsere Produktpalette bei bestimmten Indikationen komplementär erweitern. Aus Gründen der Verschwiegenheit kann ich Ihnen an dieser Stelle allerdings leider keine konkreten Ziele nennen. 4investors.de: Werden Ihre Leistungen von den Krankenkassen übernommen? Mielcarek: Ein relevanter Teil unserer Produkte wird bereits erstattet, insbesondere Extrakte und neuartige Darreichungsformen. Heute machen erstattete Verordnungen zwar noch einen kleineren Anteil unseres Umsatzes aus, aber genau hier sehen wir starkes Wachstumspotenzial durch unsere innovativen Produkte. Parallel adressieren wir den stark wachsenden Markt für Cannabisblüten mit attraktiven Produkten. 4investors.de: Was unterscheidet sie von anderen Unternehmen der Branche, die in Deutschland auf dem Markt sind? Mielcarek: Wir sind ein pharmazeutisches Unternehmen, das ausschließlich medizinische Cannabisprodukte herstellt. Aufgrund des Know-hows unseres Teams in der Pharmaindustrie setzen wir Maßstäbe von der Entwicklung über die Produktion bis zur Marktfreigabe in unserer sonst noch jungen Branche. Ergebnis: hohe Bruttomargen, starkes Wachstum und bereits heute positive EBIT-Beiträge. Außerdem decken wir fast die gesamte Wertschöpfungskette ab. Wir haben eine eigene Produktionsstätte, vermarkten Produkte unter eigener Marke, fertigen für Dritte, betreiben eine Teleklinik-Plattform und unterhalten einen pharmazeutischen Außendienst. Diese Breite ist in unserer Branche eher die Ausnahme. 4investors.de: Welchen Wunsch hätten Sie aktuell an die deutsche Bundesregierung? Mielcarek: Wir wünschen uns regulatorische Verlässlichkeit im medizinischen Bereich und eine zügige, praxisnahe Umsetzung bei Themen wie Telemedizin, Erstattung und Zulassung innovativer Medizinprodukte. Wenn Deutschland medizinisches Cannabis konsequent als Arzneimittel denkt, profitieren Patienten.
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