4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Indus Holding

Indus Holding: „Unsere Maßnahmen greifen“ - Interview

21.11.2025 07:52 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Indus-CEO Johannes Schmidt. Bild und Copyright: Indus Holding.

Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt sich Johannes Schmidt, CEO der Indus Holding, sehr zuversichtlich. Schmidt erläutert im Exklusivinterview ausführlich die Gründe für seinen Optimismus. Dabei geht er auf die Pipeline von Indus und auf mögliche Akquisitionen ein. Die Finanzierung von Zukäufen ist ebenso ein Thema wie das deutsche Infrastrukturprogramm. Angesprochen werden auch verschiedene Aspekte rund um die USA und die Problematik der Seltenen Erden. Letztlich geht es auch um Lieferketten, um die Erwartungen an das neue Jahr und um die Wachstumsstrategie EMPOWERING MITTELSTAND.

4investors.de: Im dritten Quartal hat sich vor allem beim Ergebnis eine verstärkte Dynamik gezeigt. Ist das ein einmaliger Effekt oder dürfte sich diese positive Entwicklung fortsetzen?

Schmidt: Das dritte Quartal zeigt: Unsere Maßnahmen greifen. Mit konsequentem Kostenmanagement und der kontinuierlichen Steigerung unserer operativen Exzellenz erzielen wir deutlich bessere Ergebnisse.

Wir erwarten, dass sich unsere Gruppe bis zum Jahresende planmäßig entwickeln wird. Insgesamt gehen wir für das Gesamtjahr unverändert von einem Umsatz zwischen 1,70 Milliarden Euro und 1,85 Milliarden Euro und einem adjusted EBITA im Bereich von 130 Millionen Euro bis 165 Millionen Euro aus.

4investors.de: Im Bereich Engineering sind die Umsätze klar gesunken, hier wurden die Erwartungen von Analysten verfehlt. Wird sich die Sparte 2026 auch aufgrund des klar gestiegenen Auftragseingangs wieder erholen?

Schmidt: Die Lage im Segment Engineering hat sich im Jahresverlauf verbessert: Das Quartalsergebnis lag im dritten Quartal deutlich über dem der beiden Vorquartale. Im vierten Quartal erwarten wir wie im Vorjahr noch einmal saisonal- und auch projektbedingte Steigerungen bei Umsatz und Segmentergebnis.

Ebenfalls erfreulich ist hier der weiter hohe Auftragseingang. Er lag mehr als 35 Prozent höher als im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt. Ein wesentlicher Teil des Auftragseingangs sind langlaufende Aufträge, die bis in das Jahr 2029 hinein realisiert werden. Und wir möchten auch weiter über Zukäufe im Segment wachsen. Wir haben also guten Grund zuversichtlich zu sein, trotz einer weiterhin schwierigen Marktlage.

4investors.de: Mit den jüngsten Zahlen sagten Sie, dass der M&A-Markt derzeit käuferfreundlich sei. Wie sieht aktuell ihre Pipeline bei Zukäufen aus?

Schmidt: Wir haben vielversprechende Projekte – auch im Ausland – in der Pipeline. Dazu gehören größere Wachstumsakquisitionen, aber auch weiterhin sinnvolle Ergänzungsakquisitionen. Hier sind wir in interessanten und teilweise fortgeschrittenen Gesprächen, die in absehbarer Zeit zu einem positiven Ausgang führen sollten.

Aktuell adressieren wir vor allem Themen im Bereich Infrastrukturnetze und Energietechnik im Segment Infrastructure sowie in der Mess- und Überwachungstechnik und Fluidtechnik im Segment Engineering.

4investors.de: Gehen die Preise für Zukäufe denn weiter nach unten oder dreht sich die Spirale wieder nach oben?

Schmidt: Die EBIT-Multiplikatoren bei den Bewertungen für die uns relevanten Targets sind in den letzten zwei Jahren gesunken, haben sich jetzt aber stabilisiert. Das ermöglicht uns Zukäufe zu attraktiven Konditionen. Wir machen generell ausschließlich Käufe, wenn wir von deren Zukunftsfähigkeit überzeugt sind. Und wir haben ausreichend Kapital dafür in der Kasse.

4investors.de: Sind Unternehmen aus dem Bereich KI für Sie von Interesse?

Schmidt: Unsere Unternehmen beschäftigen sich vor allem intensiv mit dem Einsatz von KI-Anwendungen in ihren Unternehmensprozessen. Wir fördern zum Beispiel einzelne Projekte über unsere KI-Sprints und organisieren Schulungen und den Erfahrungsaustausch für einzelne Unternehmensbereiche der Beteiligungen, z.B. im Vertrieb und Marketing. Im laufenden Jahr haben wir neu ein dediziertes Venture-Clienting-Programm gestartet. Dort werden aktuell vier Projekte bearbeitet. Weitere sind in der Pipeline.

4investors.de: Ihr CFO Rudolf Weichert hat vor wenigen Wochen auf einer Oddo BHF Konferenz über die solide Finanzierung der Gruppe gesprochen. Sie haben demnach keine Probleme, Kredite für mögliche Zukäufe zu vernünftigen Konditionen zu erhalten?!

Schmidt: Wir sind bei unseren Banken ein gern gesehener Kunde. Unsere neue Strategie EMPOWERING MITTELSTAND wird auch weiterhin die solide finanzielle Grundlage unserer Gruppe absichern. Unser Ziel bleibt eine Eigenkapitalquote von über 40 Prozent und eine Entschuldungsdauer von weniger als 2,5 Jahren. Bei unveränderter Dividendenpolitik.

4investors.de: Sie wollen 2025 einen freien Cashflow von mehr als 90 Millionen Euro erreichen. Das reicht aus, um die anstehenden Akquisitionen zu finanzieren?

Schmidt: Unsere Ambition ist, bis 2030 rund 500 Millionen Euro in Unternehmenskäufe zu investieren und daraus jährliche Umsätze von über 600 Millionen Euro zu generieren. Das erfordert natürlich Kapital. Unser Wachstumsmodell zeigt, dass wir dieses Wachstum ohne Kapitalerhöhungen aus dem wachsenden Cashflow und durch zusätzliches Fremdkapital finanzieren können. Dabei halten wir unsere finanziellen Leitplanken ein und bewegen uns weiter im Bereich des Investment Grades.

4investors.de: Zuletzt haben Sie u.a. TRIGOSYS gekauft. Wie läuft die Integration der jüngsten Zukäufe?

Schmidt: Wir konnten den Zukauf von TRIGOSYS Ende Oktober mit dem Closing abschließen. TRIGOSYS wird mit seiner Abschalungskompetenz das Produktportfolio unserer langjährigen Beteiligung BETOMAX ergänzen. Die beiden Teams sind jetzt mit hoher Motivation dabei, die geplanten Synergieeffekte im Unternehmensalltag zu realisieren. Wir haben im laufenden Jahr noch vier weitere Zukäufe getätigt – hier läuft die Integration planmäßig. Auch durch die Akquisitionen aus dem Vorjahr konnte unser Umsatz 2025 bisher anorganisch um 2,2 Prozent zulegen.

4investors.de: In diesem Jahr haben Sie hingegen noch keine Verkäufe getätigt. Sind Sie mit allen Beteiligungen so zufrieden, dass Verkäufe derzeit nicht mehr auf der Tagesordnung stehen?

Schmidt: Verkäufe stehen bei Indus grundsätzlich nicht auf der Tagesordnung. Wir kaufen, um zu entwickeln und zu halten. Sollte sich aber zeigen, dass sich ein Unternehmen unter einem anderen Dach besser entwickeln könnte, denken wir auch über einen Verkauf nach. Im Sinne eines starken Portfolios gilt auch: Segmentunternehmen, die mittelfristig unsere Wachstumserwartungen nicht erfüllen können oder dauerhaft bei der Profitabilität hinter unseren Erwartungen zurückbleiben, werden wir desinvestieren. Die Verkaufserlöse investieren wir in den zusätzlichen Kauf neuer Unternehmen.

4investors.de: Bei den Lieferketten gibt es derzeit kaum Probleme, oder?

Schmidt: Nach wie vor herausfordernd bleibt die Versorgung mit Wolframcarbid; die Genehmigungspraxis für Exporte aus China ist nicht verlässlich prognostizierbar. Aber wir haben zügig reagiert: Durch ein großes und kostenintensives Maßnahmenpaket konnten wir die Versorgung so weit absichern, dass die laufende Produktion gesichert ist.

Die Problematik mit den fehlenden Nexperia-Chips betrifft uns aktuell nicht direkt. Wir hören jedoch von einzelnen Kunden, dass diese Versorgungsengpässe haben und es dort möglicherweise zu Produktionsreduzierungen kommen könnte. Diese würden sich dann indirekt auch auf die Zulieferkette auswirken.

4investors.de: In welcher Form haben bzw. werden sich der US-Shotdown und die US-Zölle auf ihre Geschäfte auswirken?

Schmidt: Prinzipiell belastet die protektionistische Handelspolitik unbestritten den Export deutscher Industrieprodukte. Aktuell ist für alle Exporte aus Europa in die USA bis auf wenige Ausnahmen ein 15prozentiger Zoll vereinbart. Auf Stahl und Aluminium gibt es weiter einen Zoll von 50 Prozent. Diese Zölle treffen zum Beispiel BETEK. Dazu kommen indirekte Auswirkungen durch die Zölle, die auf die Kunden unserer Unternehmen wirken und die Nachfrage insgesamt dämpfen.

Wir begegnen dem Thema auch, indem wir Produktion in den USA aufbauen. Wir denken „local for local“. Aktuell haben wir 16 Standorte in den USA. Ein weiterer ist im Aufbau. Damit sind wir vor Ort schon gut vertreten. Eine mögliche weitere Entkopplung der Wirtschaftsblöcke haben wir also schon vorgedacht.

4investors.de: Wie sehr waren Sie von den Problemen rund um die Seltenen Erden betroffen?

Schmidt: China hat die Ausfuhrkontrollen von Seltenen Erden und strategischen Metallen deutlich verschärft. Im Segment Materials Solutions ist der Bezug von Wolframcarbid aus China seitdem erschwert. Es gibt in der Gruppe keinen anderen Fall, bei dem eine solche Abhängigkeit von einem Rohstoff besteht, bei dem es möglicherweise zu Versorgungsschwierigkeiten kommen könnte.

4investors.de: Das deutsche Infrastrukturprogramm schwirrt durch alle Medien. Wie und wann werden Sie davon profitieren können?

Schmidt: Noch spüren auch die Unternehmen im Segment Infrastructure keine nennenswerte Belebung infolge von Projekten aus dem Infrastrukturpaket. Aktuell werden die Gelder ja auch erst verteilt und müssen dann in konkrete Projekte fließen. An meiner Einschätzung aus dem Frühjahr hat sich nichts geändert: Vor Mitte 2026 werden wir im Markt keine nennenswerten Auswirkungen des Infrastrukturpakets spüren.

4investors.de: Im Frühjahr haben Sie die Wachstumsstrategie EMPOWERING MITTELSTAND vorgestellt. Wie weit sind Sie dabei bisher gekommen?

Schmidt: Mit unserer Wachstumsstrategie EMPOWERING MITTELSTAND kommen wir gut voran. Wir haben mit der Umsetzung des Strategieprogramms in diesem Jahr begonnen. Wir schaffen mit unseren Treibern Akquisitionen, Internationalisierung und Technikkompetenz jetzt die Voraussetzungen, um Jahr für Jahr stärker zu wachsen. Die Erschließung internationaler Märkte haben wir mit weltweiten Ergänzungsakquisitionen schon in Angriff genommen. Unter unseren fünf Neuzugängen 2025 waren ein Unternehmen aus Schweden und zwei US-amerikanische Standorte.

4investors.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das neue Jahr? Sind Sie eher positiv oder zurückhaltend gestimmt?

Schmidt: Der im Jahres- und Marktvergleich starke Auftragseingang für die Gruppe mit einem Plus von 17 Prozent lässt uns zuversichtlich in die nächsten Monate schauen. Unsere Unternehmen haben sich auf die Volatilität bei den unterschiedlichen Krisen gut eingestellt. Der richtige Weg ist, jeweils schnell zu identifizieren, welche Chancen sich dahinter verbergen, und dann stringent zu handeln. Wir sind also positiv gestimmt.

4investors-News - Indus Holding

12.11.2025 - Indus: „Im dritten Quartal 2025 deutlich an Fahrt aufgenommen” ...
04.11.2025 - Indus: Ausblick auf die Quartalszahlen ...
29.08.2025 - Indus: Nicht nur eine attraktive Rendite ...
13.08.2025 - Indus Holding: Aktien-Analysten bleiben bei Kaufempfehlungen ...
12.08.2025 - Indus meldet Halbjahreszahlen: Aufträge verbessert sich ...
24.07.2025 - Indus platziert Schuldscheindarlehen über Zielvolumen ...
09.07.2025 - Indus erweitert Infrastrukturgeschäft mit drittem Zukauf ...
05.06.2025 - Indus kauft in den USA zu: Fokus auf Engineering-Umsatz ...
15.05.2025 - Indus Holding nach Q1-Zahlen: Analysten bleiben zuversichtlich ...
14.05.2025 - Indus Holding Ausblick nach Gewinnrückgang bestätigt ...

DGAP-News dieses Unternehmens

12.11.2025 - EQS-News: INDUS verzeichnet starkes drittes ...
12.08.2025 - EQS-News: INDUS bestätigt Prognose für ...
24.07.2025 - EQS-News: INDUS platziert Schuldscheindarlehen über 125 Mio. ...
09.07.2025 - EQS-News: INDUS-Tochter BETOMAX übernimmt ...
05.06.2025 - EQS-News: INDUS erweitert US-Fertigungskapazitäten und Engineering-Kompetenz ...
27.05.2025 - EQS-News: INDUS-Hauptversammlung 2025: Zukunft aktiv gestalten und ...
14.05.2025 - EQS-News: INDUS-Gruppe erwirtschaftet 402,4 Mio. EUR Umsatz und 24,9 Mio. EUR ...
07.05.2025 - EQS-Adhoc: INDUS Holding AG: INDUS reduziert Prognose für Umsatz, adjusted ...
24.03.2025 - EQS-News: INDUS plant rund 500 Mio. EUR für Zukäufe bis ...
07.03.2025 - EQS-News: INDUS schließt Aktienrückkaufprogramm erfolgreich ...