ZEW: Noch bleibt der erhoffte Aufschwung Zukunftsmusik - Nord LB
14.10.2025 13:41 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Soeben hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten veröffentlicht. Demnach haben sich die Konjunkturerwartungen in Deutschland im Oktober leicht verbessert. In Zahlen sind die von zuvor 37,3 auf nun 39,3 Saldenpunkte geklettert. Die Hoffnung auf einen mittelfristigen Aufschwung in der deutschen Wirtschaft zeigt sich damit widerstandsfähig, auch wenn nicht zuletzt neue Ernüchterungen im Inland am aktuellen Rand weiter die Stimmung belasten. Dazu passt die fortgesetzte Schwäche der aktuellen Lagebeurteilung, die mit -80 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mai gefallen ist.
Die Befragungsergebnisse auf Ebene der einzelnen großen Wirtschaftsräume zeigen bei der Bewertung der wirtschaftlichen Perspektive auf Sicht von sechs Monaten ein gemischtes Bild. Während die Erwartungskomponente für Deutschland leicht aufwärts zeigt (+2,0), verschlechtert sich der Werte für den Euroraum (-3,4), wobei der französische Haushaltsstreit durchaus eine wichtige Rolle gespielt haben mag. In den USA hingegen haben sich die Erwartungen mit +6,6 Punkten trotz des anhaltenden Shutdowns bemerkenswerterweise am kräftigsten aufgehellt, während die Erwartungen an China mit deutlichem Abstand das Schlusslicht bleiben. Auffällig ist zudem, dass sich die Stimmung in exportintensiven Branchen wie u.a. Metallproduktion, Pharma, Maschinenbau und Elektrotechnik teils deutlich verbessert hat.
Vor dem Hintergrund der im Vorfeld unter Analysten und Volkswirten erhobenen Schätzungen sind die heutigen Daten eindeutig eine negative Überraschung. Besonders die erneute Verschlechterung der Lagekomponente in Deutschland hatte man mehrheitlich nicht auf dem Zettel. Die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten folgen damit auch nicht den positiven Vorgaben aus der ähnlich angelegten sentix-Umfrage für Deutschland und die Eurozone. Allerdings müssen die leicht aufwärts zeigenden ZEW-Erwartungen wohl auch gerade vor dem Hintergrund der sehr niedrigen Lagebeurteilung gesehen werden. Je schlechter die aktuelle Lage beurteilt wird, desto eher neigen die befragten Finanzmarktexperten dazu, eine Verbesserung für die Zukunft anzunehmen. Insgesamt betrachtet sind die gegenwärtigen Indikationen der monatlichen Stimmungsindikatoren im Oktober uneinheitlich und dürften daher wenig Optimismus mit Blick auf die kommenden Daten zum ifo-Geschäftsklima versprühen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Erwartungen der Unternehmenslenker in Deutschland in der kommenden ifo-Befragungsrunde ebenfalls aufhellen können. Das aktuelle globale Umfeld und auch einige neue Ernüchterungen im Inland belasten am aktuellen Rand weiter die Stimmung. Die US-Administration hat die Märkte zudem jüngst eindrücklich daran erinnert, dass der Handelskrieg trotz einiger Verabredungen noch keineswegs ausgefochten ist. Deutschland wird es zudem in diesem Jahr insgesamt noch nicht gelingen, die wirtschaftliche Stagnation nachhaltig abzuschütteln. Nach langen drei Jahren Abschwung und Stagnation ist die Hoffnung daher natürlich groß, dass es endlich zu einer Aufhellung kommt.
Fazit:
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Oktober auf einen Stand von 39,3 Saldenpunkten leicht verbessern können. Die Hoffnung auf einen mittelfristigen Aufschwung in der deutschen Wirtschaft zeigt sich damit widerstandsfähig, auch wenn nicht zuletzt neue Ernüchterungen im Inland weiter die Stimmung belasten. Dazu passt die fortgesetzte Schwäche in der aktuellen Lagebeurteilung, die mit -80 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mai gefallen ist. Gemessen an den Vorgaben von sentix und den Schätzungen von Analysten und Volkswirten hatte man dies mehrheitlich nicht auf dem Zettel, was den leichten Anstieg der Erwartungen relativiert. Insgesamt wird es Deutschland in diesem Jahr noch nicht gelingen können, die wirtschaftliche Stagnation nachhaltig abzuschütteln. Erst in 2026 ist mit der expansiveren Fiskalpolitik eine Rückkehr zu Wachstum in Sicht. Das geopolitische Umfeld bleibt, wie jüngst von der US-Administration eindrücklich in Erinnerung gerufen, aber ein Bremsklotz.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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