USA: FOMC Minutes - Der Pfad zur (zinspolitischen) Glückseligkeit - Nord LB
09.10.2025 12:58 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Bekanntermaßen wurde der Leitzins der USA am 17. September um 25 Basispunkte gesenkt. Hierbei votierten fast alle stimmberechtigten Mitglieder für diesen Schritt, wobei sich der jüngste Neuzugang zum FOMC – Stephen Miran – sogar für 50bp aussprach. Spannend sind nun die Einblicke hinter die Kulissen, wie es zu der Entscheidung gekommen ist. Der zu dem Zeitpunkt erst zwei Tage im Amt befindliche Miran gab gemäß des Sitzungsprotokolls nämlich zu bedenken, dass seiner Auffassung nach das gefallene Realzinsniveau diesen Schritt rechtfertigen dürfte – eine Argumentation, welche wir sogar teilen würden, auch wenn die zugrundeliegenden Faktoren wohl unterschiedlich sind.
Der gewichtigste Punkt der Entscheidung ist hierbei wohl der Arbeitsmarkt, welcher jüngeren Daten zufolge deutlich abgekühlt ist. Die Revisionen der Arbeitsmarktdaten zeichneten jedenfalls ein ziemlich düsteres Bild, denn der im Jahresverlauf vermeldete Stellenabbau war signifikant. Die Arbeitslosenquote ist aufgrund dieser Dynamik folgerichtig auf 4,3% im August gestiegen. Mit neueren offiziellen Daten ist aufgrund des Regierungs-Shutdowns hier zunächst noch nicht zu rechnen, was die Prognostizierbarkeit der US-amerikanischen Ökonomie zunehmend erschwert. Die Mitglieder des Komitees waren sich jedenfalls im Gros einig, dass die „Downside“-Risiken aktuell erhöht sind und der Zinsschritt deshalb notwendig war. Gleichwohl haben sich die längerfristigen Prognosen diesbezüglich sogar leicht entspannt, wie auch die Projektionen aus dem September nahelegen.
Bei den 25bp dürfte es indessen nicht bleiben. Durchaus realistisch, und das bestätigt das gestrige Protokoll, sind weitere Zinssenkungen im Verlauf diesen Jahres. In den „Minutes“ heißt es, dass einige Board-Mitglieder die Geldpolitik als restriktiv erachten, was sie zweifelsohne auch ist, und dass es wahrscheinlich angemessen sei diese im restlichen Jahresverlauf weiter zu lockern. Andere mögen in dieser Hinsicht vorsichtiger argumentieren, besonderer Gegenwind dazu ließ sich aber nicht herauslesen.
Das aus unserer Perspektive realistischste Szenario ist eine Fed Funds Target Rate von 3,75% zum Jahresende. Ob es bei einer Sitzung zu einer Senkung um 50bp kommt oder Ende Oktober und Mitte November jeweils eine Senkung um 25 Basispunkte erfolgt, das bleibt vorerst ungewiss. Gerade zum Beginn dieses Senkungszyklus wäre eine konzertierte Aktion von gar 50bp ein gewichtigeres Signal an die Märkte gewesen. Es liegt aber nicht unbedingt im Sinne der Notenbanker, viel Lärm auf den Kapitalmärkten zu machen, weshalb eine „elegantere“ bzw. geräuschlosere Senkungskaskade von drei Senkungen à 25bp (einschließlich der Sitzung aus dem September) eher im Sinne von Powell und Co sein dürfte. Dem Stil des Fed-Chefs muss aber freilich nicht jedes Mitglied des FOMC folgen!
Fazit: Das jüngst veröffentlichte Sitzungsprotokoll des FOMC gibt größeren Aufschluss darüber, wie die Zinsentscheidung im September zustande kam. Bekanntermaßen wurde der Leitzins der USA auf 4,25% gesenkt, was nahezu alle stimmberechtigten Fed-Gouverneure mittrugen. Einzig Miran hätte gerne einen doppelt so großen Schritt gesehen und entsprechend dafür gestimmt. Die „Minutes“ bestätigten ein Stück weit, dass dies keine einmalige Aktion, sondern nur der Beginn eines neuerlichen Senkungszyklus sein dürfte. Gewisse Textbausteine aus dem Dokument bekräftigten jedenfalls diese auch in den Projektionen dargelegte Sicht der Dinge. Wir halten eine Fed Funds Target Rate von 3,75% zum Jahresende für realistisch. Daran dürfte auch der aktuell bestehende Regierungs-Shutdown in den USA wohl nichts ändern.
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