UK: Construction PMI - Frühlings-, Sommer- und nun Herbstflaute - Nord LB
06.10.2025 13:44 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Nach jüngsten Daten aus Großbritannien zieht die Lust am Bau leicht an, oder sie kontrahiert etwas weniger schnell – je nachdem ob das Glas halb leer oder halb voll ist. Der Septemberbefragung zufolge rückt die Expansionsschwelle mit 46,2 Punkten somit wieder näher heran. Mit 0,7 Punkten Verbesserung zum Vormonat ist die Änderungsrate aber eher als marginal einzustufen und eine tatsächlich wachsende Bauwirtschaft noch in mäßig weiter Ferne. Die Baulöwen und -gesellschaften blicken summa summarum weniger pessimistisch in die Zukunft.
Zuletzt war vor allem der Subsektor rund um zivile Infrastrukturprojekte regelrecht eingebrochen, hat sich jüngst aber leicht wieder bei 42,9 Punkten berappelt. Dieser Bausektor bleibt in der Gesamtsicht aber weiterhin das Sorgenkind. Bei den kommerziellen (46,4 Punkte) und privaten Bauprojekten (46,8) sieht es leicht besser aus. Beide letztgenannten befinden sich aber ebenfalls noch in der Kontraktionszone.
Der Blick in die Details erhärtet, was der Verdacht nahelegte. Die Auftragslage ist, wie in den Vormonaten, weiterhin das Problem. Die Auftragsbücher werden bereits den neunten Monat in Folge dünner, wenngleich sie in der aktuellen Umfrage am wenigsten schnell abschmelzen. Nichtsdestotrotz mündet dies in weniger Bautätigkeit. Zu den Gründen zählt weiterhin die anhaltend hohe Unsicherheit und die damit verbundene Zurückhaltung bei der Kundschaft. Bemerkenswert ist in diesem Kontext allerdings, dass zumindest bei Energieprojekten eine gewisse Dynamik zustande kommt, denn anekdotisch freut sich das ein oder andere Unternehmen über entsprechende Aufträge.
Ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft, verzeichnet der Construction Sektor einen Stellenabbau – auch hier den neunten Monat in Folge. Immerhin beschleunigten sich die Lieferzeiten etwas, was natürlich auf die Schwächephase bei den Unternehmen zurückzuführen ist. Baukosteninflation ist zuletzt aber wieder angestiegen, was natürlich auch zu Umsatzeinbußen bei den Baustoffhändlern geführt haben dürfte.
Bei all der politischen Unsicherheit dürfte man interessiert beobachten, was bei der eigenen Regierung an Impulsen anstehen könnte. Schatzkanzlerin Rachel Reeves, welche in diesem Jahr bereits den ein oder anderen Anstoß für Infrastrukturprojekte – wie beispielsweise eine zweite Landebahn am Flughafen Gatwick – befürwortet hat, dürfte hierbei besonders in den Fokus geraten. In knapp zwei Monaten, was im ökonomischen Kalender fast schon eine halbe Ewigkeit darstellt, wird die jährliche Rede der Schatzkanzlerin zum Haushalt erwartet. Hier erhofft sich der ein oder andere Marktteilnehmer etwas Rückenwind.
Fazit: Die heute veröffentlichte Einkaufsmanagerumfrage des britischen Bausektors offenbart eine weiter anhaltende Schwäche. Zwar blicken die Befragungsteilnehmer etwas freundlicher in die Zukunft, mit nur 46,2 Punkten verbleibt man aber weiterhin in der Kontraktionszone. Einzig die Dynamik in der Energiewirtschaft verschafft dem ein oder anderen Unternehmen dringend benötigte Aufträge. Um die Headline Rate nachhaltig über die Expansionsschwelle von 50 Punkten zu hieven, dafür reicht es offenkundig aber nicht. Gründe für die Zurückhaltung sind weiterhin in der hohen Unsicherheit bei den Kunden zu finden. Das Kalkül bei der Auftragsvergabe hat sich in den letzten Monaten also kaum geändert.
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