Börse am Morgen: Eni, Signa Holding, Ölpreis, Inflation - Nord LB Marktbericht
29.09.2025 07:45 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Steigende Inflationserwartung: Einer Umfrage der EZB zufolge erwarten die Konsumenten der Euro-Zone für die nächsten Monate einen Anstieg der Inflation. Für die kommenden 12 Monate rechnen die Verbraucher nun mit einer Teuerung von 2,8%. Im Juli notierte dieser Erwartungswert „noch“ bei 2,6%.
Rückläufige Beschäftigungsaussichten: Top. Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) steigt im September auf den besten Wert seit mehr als drei Jahren (+0,2 Zähler auf 100,7 Punkte). Gemäß der Arbeitsagentur haben sich die Aussichten für den deutschen Arbeitsmarkt damit weiter verbessert. Und wie sieht es für die Zukunft aus? Flop. Die Beschäftigungsaussichten trüben sich leicht ein (minus 0,6 Punkte auf 100,6 Zähler).
Neue Zölle. Die Ankündigung des US-Präsidenten bzgl. neuer Zölle bereitet dem Branchenverband der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie Sorgen. Wolfgang Große (Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI)): „Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und ein neuer Tiefpunkt für die Handelsbeziehungen mit den USA“.
Wochenausblick
Die geldpolitischen Pläne der Fed bleiben zweifellos im Fokus der internationalen Finanzmärkte. Insofern wird in dieser Woche vor allem auf die aktuellen Angaben zur Beschäftigungssituation in den USA zu achten sein. Es sollten wohl eher keine erfreulichen Daten gemeldet werden, was gut zum Szenario weiterer vorsichtiger Leitzinssenkungen durch das FOMC passen würde.
Aktien- und Rentenmärkte
Die Trump-Ankündigung von neuen US-Zöllen tangiert die Investoren, wenn überhaupt, dann nur peripher (auf Medikamente sollen ab dem 1. Oktober bspw. 100% erhoben werden, auf schwere Lastwagen 25%). In einer Welt der Teflon-Märkte sind nicht einmal mehr Sorgen über Handelsrestriktionen von Bedeutung. Die wichtigen Aktienindizes handelten links- und rechtseitig des Atlantiks am Freitag unbeirrt im grünen Bereich. Viel wichtiger sind in den Augen der Börsianer die Inflationsdaten. Und die am vergangenen Freitag kommunizierten PCE-Daten stehen potentiellen US-Zinssenkungen per se nicht im Weg. Das beflügelt. Auch ausufernde Staatsschulden scheinen weder in den USA noch in der alten Welt ein Problem zu sein. Die USA hat die Fed und in Europa gibt es ja das TPI (böse Zungen nannten es in der Vergangenheit To Protect Italy Instrument – die EZB tituliert es als Transmission Protection Instrument). Das TPI-Sicherheitsnetz erlaubt es der Französin Lagarde (ehem. Finanzministerin der Grande Nation) bei Bedarf (Spreadausweitungen) jederzeit einzuschreiten. 10-jährige französische Staatsanleihen rentieren in diesem Umfeld zum Ende der letzten Woche bei 3,57% (minus 3 Basispunkte). Deutsche Bunds fallen im Gleichklang ihrer europäischen Pendants (minus 3bp auf 2,75%).
DAX +0,87%%; MDAX -0,16%; TecDAX -0,61%; Dow +0,65%; S&P 500 +0,59%; Nasdaq Comp. +0,44%.
Unternehmen
Laut einem Gutachten von Deloitte ist die materielle Insolvenz der Signa Holding bereits (spätestens) im November 2022 eingetreten. Offiziell wurde der Bankrott aber erst im November 2023 angemeldet. Die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte bekommt damit wieder neue Schlagzeilen. Im Jahr vor der Pleite lag der Verlust gemäß Insolvenzverwalter bei rd. EUR 650 Mio. Gläubiger fordern ca. EUR 8,35 Mrd. von der Signa Holding. EUR 2,76 Mrd. wurden vom Insolvenzverwalter bisher anerkannt. Derzeit erwartet man, dass sich die Abwicklung des Konzerns bis in das Jahr 2026 erstrecken könnte.
Eni und fünf weitere Ölgesellschaften (Esso, Italiana Petroli (IP), Q8, Saras sowie Tamoil) sehen sich mit einer Strafe in Höhe von EUR 936 Mio. seitens der ital. Kartellbehörde konfrontiert. Den Energiekonzern Eni trifft die Strafe am höchsten (EUR 336 Mio.). Im Zeitraum zwischen 01/20 und 06/23 soll das Kartell den Preis für eine Biokraftstoff-Komponente manipuliert haben. Eni interpretiert den Vorwurf anders und hat angekündigt die Entscheidung der Kartellbehörde anfechten zu wollen.
Devisen und Rohstoffe
Die europ. Gemeinschaftswährung zeigte sich am Freitag ggü. der Weltleitwährung USD etwas stärker. Auf 12-Monatssicht (Bandbreite von 1,0176 – 1,1918) bleibt der Trend eines schwächeren Dollars aber intakt.
Das schwarze Gold Öl konnte die letzte Woche mit einem Plus von rd. 6% abschließen. Der Druck der Vereinigten Staaten ggü. den Käufern von russischem Öl zeigt offensichtlich Wirkung.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
4investors-News - ENI
DGAP-News dieses Unternehmens