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USA/EU: Handelsdeal - Habemus Pactum! - Nord LB

28.07.2025 13:15 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Nach dem USA/EU-Abkommen dürften also auch die Geldpolitiker in Washington mutiger werden. Bild und Copyright: Rob Crandall / shutterstock.com.

Nachdem die EU-Kommissionspräsidentin und der US-amerikanische Präsident im schottischen Turnberry zusammengekommen sind, hätte im Anschluss an die Gespräche durchaus auch weißer Rauch aus einem der vielen Schornsteine von Trumps Golfresort entsteigen können. Beide Parteien konnten sich schließlich am gestrigen Tage vor Ablauf der Frist am 01. August auf ein vorläufiges Handelsabkommen einigen. Für Trump ist dies der bis dato wichtigste Deal und die EU-Mitgliedstaaten sind nun vorerst aus dem Zollkarussell entlassen. Zwar sind noch einige wichtige Punkte zu klären, denn es handelt sich zunächst um ein Rahmenabkommen. Es wird sicherlich auch nicht jeder glücklich mit den bislang bekannten Punkten sein. Dennoch zeigen sich die meisten Marktbeobachter erleichtert, dass zumindest die lähmende Unsicherheit ein gutes Stück zurückgeht, auch wenn die Zollsätze etwas höher sind als erhofft.

Überraschend dürften die Zahlen beileibe nicht sein. Gerade der japanische Deal wurde als Blaupause für die Europäer gewertet, wo sich bereits im Gros auf reziproke Zölle von 15% geeinigt wurde, die nun auch für die Europäische Union Anwendung finden sollen. Zwar gibt es auch Ausnahmen und noch nicht zur Gänze geklärte Punkte, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Inflationsseitig dürfte nun ein leichter Druck zu spüren sein, zumindest in den USA wird man aber wohl kaum noch Werte oberhalb eines Jahresdurchschnittes von 3,0% in 2025 sehen – das Inflationsrisiko war vor dem Abkommen durchaus höher. Mit diesem kalkulierbaren Risiko dürften also auch die Geldpolitiker in Washington mutiger werden und den Leitzins der USA im Laufe des Jahres senken können.

Für die Europäische Union ist die vorläufige Einigung mit den USA ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der transatlantischen Handelsbeziehungen. Für zentrale Güter wie Flugzeuge, bestimmte Chemikalien und Agrarprodukte entfallen die Zölle vollständig. Im Gegenzug hat die EU zugesagt, ihre Energieimporte aus den USA deutlich um USD 750 Mrd. zu erhöhen und Investitionen im Volumen von USD 600 Mrd. zu mobilisieren. Direkt nach dem Treffen traten jedoch bereits Unterschiede in der Interpretation auf. Während offenbar Trump Pharmazeutika zunächst vom Deal ausgenommen sah, nannte von der Leyen einen Zollsatz von 15%, was später auch von US-Seite bestätigt wurde. Die weiterhin geltenden 50%-Zölle auf Stahl und Aluminium bedeuten für die deutsche Industrie – insbesondere für Unternehmen mit starkem US-Geschäft – keine spürbare Entlastung. Immerhin sendet das Abkommen neben ein bisschen mehr Sicherheit ein wichtiges Signal für die Automobilbranche, die damit nicht weiter gegenüber Japan zurückfällt.





Das vorläufige Abkommen durchläuft nun die üblichen Verfahren auf EU-Ebene: Die Kommission bereitet den Abschluss vor, der Rat muss zustimmen, und in letzter Instanz ist auch das Europäische Parlament einzubinden. Eine vorläufige Anwendung könnte bereits innerhalb weniger Wochen erfolgen. Herausfordernd wird vor allem die Umsetzung der Investitionszusagen – hier will die Kommission auf bestehende Förderinstrumente zurückgreifen, die ursprünglich für Entwicklungs- und Nachbarschaftspolitik gedacht waren. Die angekündigten Energie- und Rüstungsimporte im Umfang von USD 750 Mrd. sind hingegen politisch formulierte Zielwerte, deren konkrete Umsetzung in der Verantwortung der Mitgliedstaaten liegt. Damit bleibt offen, wie verbindlich und realistisch diese Zusagen tatsächlich sind.

Fazit: Das Rahmenabkommen zwischen der EU und den USA ist ein wichtiger Schritt für die Stabilisierung im transatlantischen Verhältnis. Mit der Einigung ist das drohende Eskalationsszenario ab dem 1. August erst einmal vom Tisch, auch wenn zunächst wohl noch einige Unklarheiten bestehen bleiben und damit ein gewisses Maß an Restunsicherheit. Aus Sicht Washingtons ist dies der bis dato wichtigste Deal und die EU-Mitgliedstaaten sind nun erst einmal aus dem Zollkarussell entlassen. Für die Industrie in Europa und insbesondere Deutschland ist das Abkommen nicht zuletzt im Hinblick auf Planungssicherheit ein wichtiges Signal, auch wenn die 50%-Zölle auf Stahl und Aluminium bestehen bleiben.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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