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Mutares - Interview: „Wie Terranor sind viele unserer Firmen schlichtweg reif für den Exit“

01.07.2025 06:58 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Mutares-CIO Johannes Laumann. Bild und Copyright: Mutares.

Der Münchner SDAX-Konzern Mutares hat eine weitere Tochtergesellschaft an die Börse gebracht. Die Terranor Group, einer der führenden Anbieter von Straßenbetrieb und -instandhaltung in Skandinavien, gab am Montag ihr Debüt am Nasdaq First North Growth Market an der Börse Stockholm. Im Interview mit der Redaktion von 4investors.de verrät Mutares-CIO Johannes Laumann Details und gibt einen kleinen Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf: „Am Ziel, in diesem Jahr mehr als 200 Millionen Euro an Exit-Erlösen zu realisieren, halten wir ganz klar fest.“


4investors.de: Herr Laumann, Mutares hat gerade die Terranor Group an die Börse gebracht. Haben Sie nach dem IPO von Steyr Motors Geschmack an dieser Form des Exits gefunden?

Laumann:
Ein IPO ist immer eine Option für uns. Und insbesondere für Beteiligungen, die in der Zukunft extrem gute Chancen haben, ist das eine sehr attraktive Option. Nach dem Beitritt von Schweden und Finnland zur NATO müssen dort die Straßen saniert und ausgebaut werden. Hier besteht künftig Potenzial, an dem wir als Eigentümer weiter partizipieren wollen.

4investors.de: Warum ist jetzt der perfekte Zeitpunkt für das Terranor-IPO?

Laumann:
Die Transformation nach dem Carve-out von NCC in 2020 ist abgeschlossen. In den zurückliegenden drei Jahren ist die Gesellschaft mit durchschnittlich 21 Prozent pro Jahr profitabel gewachsen und ist als Marktführer für Betriebs- und Wartungsdienstleistungen in der nordischen Region etabliert. Wir sind bekanntlich kein Evergreen-Investor, unsere Arbeit ist mit der Transformation getan, das ist die ideale Zeit, um Terranor in die Eigenständigkeit zu überführen, neue Investoren ins Boot zu holen und dadurch neue Möglichkeiten zu eröffnen.

4investors.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Börsenauftakt von Terranor?

Laumann:
Absolut zufrieden. Das Ziel war, einen Börsengang zu einem attraktiven Preis zu machen, um danach – analog der Steyr Motors AG – eine überzeugende Börsenstory zu schreiben. Mutares behält weiterhin einen Anteil von 75 Prozent an der Terranor Group und wir freuen uns an der Wertentwicklung der Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der positiven Geschäftsentwicklung, der neu gewonnenen Projekte und dem sehr erfahrenen Management erwarte ich tatsächlich auch eine sehr positive Kursentwicklung der Terranor-Aktie – dabei halte ich auch eine Kursverdopplung in den nächsten 12 bis 18 Monaten für möglich.

4investors.de: Terranor ist in Schweden sehr aktiv. Ist dies der Hauptgrund für den Gang an die Börse von Stockholm?

Laumann:
Terranor ist in den Nordics-Ländern bereits bekannt, wobei der Heimatmarkt in Schweden das deutlich größte Geschäftsvolumen aufweist. Insofern ist die Börsennotiz in Stockholm der folgerichtige Schritt, ein Börsenlisting in Deutschland wäre hier als Alternative weniger sinnvoll.

4investors.de: Wird Terranor ein interessanter Dividendenzahler für Mutares und die neuen Investoren werden?

Laumann:
Terranor ist definitiv ein Dividendentitel und ja, ich persönlich, und wir als Mutares freuen uns auf die erste Dividende. Im Übrigen hat Terranor schon die vergangenen Jahre durch Dividendenzahlungen positiv zum Ergebnis der Mutares Holding beigetragen.

4investors.de: Die Gesellschaft ist im Bereich Betrieb/Wartung von Straßen tätig. Wird es in Skandinavien, ähnlich wie in Deutschland, auch ein großes Infrastrukturprogramm geben?

Laumann:
Ja, das gibt es und es ist noch zusätzlich getrieben durch den NATO-Beitritt von Schweden und Finnland. Diese Infrastrukturinitiativen benötigen eine gewisse Anlaufzeit, aber die Töpfe sind da und Terranor wird einer der Profiteure davon sein.

4investors.de: Gibt es Pläne, die Aktivitäten von Terranor auf weitere Länder auszudehnen?

Laumann:
Nein. Die Terranor fokussiert sich auf die Märkte Schweden, Finnland und Dänemark. Dort wollen wir die Nummer 1 sein und bleiben. Diese Märkte sind groß genug für ein weiteres starkes Wachstum der Gesellschaft.

4investors.de: Bei Steyr Motors war der Defence-Bereich letztlich der Trigger für den Kurs. Wo steckt die Fantasie bei Terranor?

Laumann:
In einer stabilen Dividendenrendite, in einem stetigen und planbaren Wachstum und in dem riesigen Investitionspaket der Regierungen aufgrund des NATO-Beitritts. Man könnte fast sagen: Ein bisschen langweilig, ein bisschen zu nordisch, aber mit dem Ausblick auszubrechen und die großen Töpfe abzugreifen.

4investors.de: Mutares ist wie angesprochen weiter Mehrheitsaktionär von Terranor. Wird dies auf längere Sicht so bleiben?

Laumann:
Nein. Wir wollen irgendwann unseren Anteil vollständig verkaufen, haben hier aber keinen Zeitdruck. Ich gehe davon aus, dass dies in den nächsten zwei bis drei Jahren passieren wird. Die Märkte und die neuen Terranor-Aktionäre finden es auch deutlich weniger attraktiv, wenn der Altgesellschafter noch länger wesentlich beteiligt ist. Dies haben wir bspw. auch bei Steyr Motors gesehen.

4investors.de: Gibt es bereits Überlegungen für Börsengänge bei anderen Portfoliounternehmen?

Laumann:
Diese Option halten wir uns grundsätzlich immer offen, wenn es passt. Ich habe einmal gesagt, dass es mir gefallen würde, mit Amaneos einen großen, globalen Autozulieferer in Frankfurt an die Börse zu bringen. Das ist derzeit aber noch Zukunftsmusik, die Entscheidung dazu fällt in ein oder zwei Jahren. Grundsätzlich ist ein Börsengang immer ein Thema im Sinne eines Dual-Track-Exitprozesses, in dessen Rahmen man auch alternative Exit-Möglichkeiten prüft.

4investors.de: Sie haben grundsätzlich eine stärkere Exit-Aktivität für 2025 in Aussicht gestellt. Bleibt es dabei?

Laumann:
Ja, wir haben uns den Verkauf einiger Portfoliounternehmen für das Jahr 2025 vorgenommen und das so kommuniziert. Hier gehören Steyr Motors und Terranor dazu. An diesem Ziel, das mehr als 200 Millionen Euro an Exit-Erlösen einbringen soll, halten wir ganz klar fest. Diese Exit-Kumulation ist die logische Konsequenz eines sehr dynamischen Portfolioaufbaus in den vergangenen Jahren und den Transformationserfolgen, die wir bei Mutares in den Portfoliogesellschaften erreichen konnten. Viele unserer Firmen sind schlichtweg reif für den Exit.

4investors.de: Welche Firmen kommen 2025 für einen Exit möglicherweise in Frage?

Laumann:
Wir haben mehrere Verkaufsprozesse von Beteiligungen aus dem „Harvesting“-Bereich angestoßen – mit unterschiedlichen Fortschrittsgraden. Hier sehe ich zum Beispiel Conexus oder die Donges Group als attraktive Asset, die wir planen, in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Lassen Sie sich überraschen.

4investors.de: Wie ist generell das Kaufinteresse im Exit-Prozess?

Laumann:
Das ist ehrlicherweise nicht mit der Phase zu vergleichen, bevor die Zinsen gestiegen sind, aber es nimmt wieder zu. Das sieht man auch an den zunehmenden M&A-Transaktionen am Aktienmarkt. Die übliche Zahl an Kaufinteressenten ist zwar geringer als früher, erfreulicherweise sind dafür das Interesse und die Angebote sehr valide. Die Rahmenbedingungen sind attraktiv und wir werden liefern.

Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Mutares.

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