Börse am Morgen: U.a. mit Südzucker, Tennet-IPO, Gold und Zinssenkungen - Nord LB

Am gestrigen Dienstag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten veröffentlicht. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Oktober wieder gestiegen und haben mit einem Plus von 9,5 Saldenpunkten auf einen Stand von 13,1 die Verluste des Vormonats wieder aufgeholt. Sowohl der unerwartet starke Inflationsrückgang im Euroraum – samt entsprechend höher eingeschätztem Zinstempo der EZB – als auch der gestiegene Konjunkturoptimismus bei wichtigen Handelspartnern dürfte dazu beigetragen haben. Zugleich ist jedoch die aktuelle Lagebewertung für die dt. Wirtschaft weiter abgerutscht und notiert mit einem Rückgang um 2,4 Punkte (nach nun dreimaliger Verschlechterung in Folge) bei einem sehr niedrigen Wert von -86,9. Überdies hat sich die Erwartungshaltung der Befragungsteilnehmer an Zinssenkungen der EZB in den kommenden sechs Monaten (-93,8 Saldenpunkte) nochmals intensiviert.

Der Bank Lending Survey der EZB bestätigt die bereits am Montag vom Ifo-Institut veröffentlichte Zurückhaltung der Banken bei der Vergabe von Firmenkrediten. Zwar gibt es aufgrund der sinkenden Zinsen erstmals seit zwei Jahren eine Belebung bei der Kreditnachfrage, zur gleichen Zeit verschärfen die Institute aber ihre Standards im Firmenkundenbereich (an der Umfrage vom 06.09 - 23.09 haben diesmal 33 dt. Banken teilgenommen).

Eine weitere Zinssenkung am morgigen Donnerstag ist bereits vollständig vom Markt eskomptiert. Damit sind die Geldpolitiker auch davor bewahrt, nicht zu weit hinter die Kurve zu geraten. Die Falken im EZB-Rat haben allerdings gute Gründe sich weiterhin gegen ein zu hohes Zinstempo zu stemmen (denn die günstigen Basiseffekte bei der Inflationsmessung laufen aus und so dürfte sich die Teuerungsrate zum Jahresende hin wieder etwas nach oben schieben). Zudem ist aufgrund geopol. Spannungen auch ein neuer Preisanstieg bei Energie (insb. Rohöl) jederzeit möglich.

Tagesausblick
Der Mittwoch mutet seitens der sonst von Konjunkturdaten und Notenbanksitzungen gespickten Wochentage fast so umschifft an, wie die typischen Untiefen vor einem Hafenbecken. Nichtsdestotrotz dürften in Großbritannien die zur Veröffentlichung anstehenden Inflationszahlen im September wieder die Marke von 2% Y/Y schneiden, nachdem sich die Teuerung in den beiden Vormonaten hartnäckig bei 2,2% Y/Y gehalten hatte. Ebenfalls Daten zur Preisentwicklung kommen aus den USA: Hier sollten weitere Ermäßigungen der Importpreise im September – nach dem im Vormonat bereits kräftigsten Rückgang seit Dezember 2023 – genau im Auge behalten werden.

Aktien- und Rentenmärkte
Der DAX behält die 20.000 Punkte im Blick und klettert immer weiter in luftige Höhen. Schon wieder ein neuer Rekord: 19.633,91 Punkte. Wenn jetzt noch im November die Jahresendrallye beginnen sollte, bitte anschnallen. YTD sind schon 16,3% Wertzuwachs im Depot angekommen (vorausgesetzt man hat sich nur auf die großen Blue Chips fokussiert). Am Ende des Tages ging dem DAX aber die Luft aus. Enttäuschende ASMLZahlen belasteten die Techwerte und zogen die Märkte (weltweit) nach unten.

DAX -0,11%; MDAX +0,15%; TecDAX -0,67%; Dow -0,75%; S&P 500 -0,76%; Nasdaq Comp. -1,01%

Am Rentenmarkt fielen die Renditen Dienstag länderübergreifend. Die EZB-Sitzung wirft ihren Schatten voraus.

Unternehmen
Die Südzucker AG aus Mannheim erwartet für dieses Quartal einen Gewinneinbruch. EBITDA und oper. Ergebnis werden jetzt deutlich unterhalb der Vorjahreswerte (EUR 385 Mio. resp. EUR 268 Mio.) antizipiert. An den schon vor rd. einem Monat reduzierten Zielen für das laufende GJ24/25 wird festgehalten. Offizielle Q3-Zahlen veröffentlicht der Zuckerproduzent am 14.01.2025.

Ein Börsengang von Tennet-Deutschland ist laut Vorstandschef Tim Meyerjürgens noch keine sichere Sache (Tennet gehört dem niederländischen Staat und baut die wichtigen Nord-Süd-Windstromtrassen). Das deutsche Tennet-Stromnetz sollte ursprünglich verkauft werden, die Verhandlungen mit der deutschen Regierung wurden aber zuletzt nach langwierigen Unterredungen abgebrochen. Welche Lösung für die anstehenden Milliardeninvestitionen nun gefunden wird, bleibt weiter offen.

Rohstoffe
Nicht nur am Aktienmarkt kann man Geld verdienen (siehe kürzlich erreichte, weltweite Rekordstände). Auch beim Edelmetall Gold kennen die Preisanstiege 2024 keine Grenzen. Beindruckende 28,9% (in USD) schlagen seit Jahresanfang zu Buche.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!