4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Japanischer Yen - Währung

Bank of Japan: Das Ende einer Ära! - Nord LB

19.03.2024 11:20 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Bank of Japan hat sich von der Strategie der Negativzinsen verabschiedet. Bild und Copyright: TexBr / shutterstock.com.

Die Notenbanker in Tokio haben sich am aktuellen Rand endlich von der geldpolitischen Strategie der Negativzinsen verabschiedet. Damit endet in Japan eine Ära. Die Bank of Japan plant nun, das „traditionelle“ Leitzinsniveau im Bereich von 0,00% bis 0,10% zu halten. Zudem wurden die Maßnahmen zur direkten Kontrolle der japanischen Kapitalmarktzinsen eingestellt. Die Zielrendite für japanische Staatsanleihen, die zuletzt ohnehin nur noch eine symbolische Bedeutung hatte, existiert damit inzwischen auch offiziell nicht mehr. Die ETF-Käufe durch die Notenbank werden ebenfalls beendet.

Die Geldpolitiker in Tokio zeigen damit eine fast schon ungewöhnlich große Aktivität. Grundsätzlich war mit entsprechenden Maßnahmen zwar zu rechnen gewesen, das Timing der Zinsanhebung kann aber doch als eher offensiv bezeichnet werden. Insofern verwundert es auch nicht, dass die aktuelle Zinsentscheidung im eigentlich auf Konsens ausgerichteten Land der aufgehenden Sonne nicht einstimmig getroffen werden konnte. Mit Toyoaki Nakamura und Asahi Noguchi stimmten gleich zwei Notenbanker gegen die Veränderung. Ersterer betonte in diesem Kontext, er hätte vor einer Zinsanhebung lieber noch auf klarere Hinweise für steigende Löhne auch bei den kleineren und mittelgroßen Unternehmen warten wollen. Die Kommentare des Zentralbankchefs Kazuo Ueda zeigen jedoch, dass vor allem die jüngsten Lohnforderungen den Ausschlag für die Zinsanhebung gegeben haben dürften. Eindeutige Signale in Richtung weiter steigender Leitzinsen wollte die Notenbank in Tokio am aktuellen Rand nicht geben. Unserer Auffassung nach wird die japanische Geldpolitik in den kommenden Monaten nur mit großer Vorsicht adjustiert werden. Eine regelrechte Sequenz von Zinsanhebungen ist wohl nicht zu erwarten. Diese Auffassung scheint auch der Devisenmarkt zu teilen. So wertete der Yen nach der Zinsentscheidung der Bank of Japan beispielsweise gegenüber dem US-Dollar ab und stabilisierte sich oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 150 JPY pro USD. Die fast schon kollektive Deflationsangst in Japan dürfte weiterhin einen großen Einfluss auf die zukünftige Geldpolitik in Tokio haben. Die Notenbank wird daher wahrscheinlich dem Motto „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ folgen wollen.

Auf der Pressekonferenz nach der Notenbanksitzung betonte Kazuo Ueda, dass die weitere Ausrichtung der Geldpolitik in Tokio maßgeblich von der Preisentwicklung determiniert werden wird. Noch sei lediglich wahrscheinlich, aber eben auch nicht sicher, dass das Inflationsziel der Bank of Japan wirklich nachhaltig erreicht werden könne. Nur ein weiteres Anziehen der Inflation werde im aktuellen Preisumfeld nach Auffassung von Ueda zu zusätzlichen Zinsanhebungen führen. Die Lohnentwicklung sollte somit im Fokus der Marktteilnehmer bleiben. Der Notenbankchef gab in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass steigende Einkommen den Konsum unterstützen sollten. Gefahren für die japanische Wirtschaft gehen nach Auffassung von Ueda vor allem von der weiteren Entwicklung der globalen Ökonomie aus. Er betonte zudem, dass ein rapider Anstieg der Leitzinsen in Japan wohl nicht notwendig werden sollte. In seinem jüngsten Gespräch mit dem Regierungschef Fumio Kishida hat Ueda offenbar betont, dass von der Bank of Japan weiterhin eine lockere Geldpolitik betrieben werden solle.

Fazit: Die Bank of Japan hat heute das Ende einer Ära im Land der aufgehenden Sonne eingeläutet und sich endlich von der Strategie der Negativzinsen verabschiedet. Diese Entscheidung kommt lediglich vom Timing her etwas überraschend. Die jüngsten Lohnforderungen scheinen in diesem Kontext eine große Rolle zu spielen. Zudem wurde die Zielrendite für japanische Staatsanleihen nun auch formal abgeschafft. Die Notenbank will es wieder dem Markt überlassen, das Niveau der Kapitalmarkzinsen zu determinieren. Die Geldpolitik fokussiert jetzt folglich auf das kurze Ende der Zinsstrukturkurve. Rapide steigende Leitzinsen sind in Tokio aber eher nicht zu erwarten. Die Notenbank wird bei der Neuausrichtung der japanischen Geldpolitik sehr vorsichtig agieren und die Inflationsentwicklung extrem genau im Auge behalten.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Japanischer Yen - Währung

DGAP-News dieses Unternehmens