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US-Arbeitsmarkt mal wieder eindeutig nicht so ganz eindeutig! - Nord LB

10.03.2023 15:47 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Bart Sadowski / shutterstock.com.

Wie so oft sind auch diese soeben veröffentlichten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt als eindeutig nicht eindeutig zu bezeichnen – für jeden ist aber immerhin etwas dabei! Was will man mehr?! Da die weitere geldpolitische Ausrichtung der Fed vor allem von den Beschäftigungs- und den Lohnentwicklungen abhängen, spielen die Daten aktuell (aber auch traditionell) eine sehr große Rolle für die Finanzmärkte.

Laut der vom BLS durchgeführten Unternehmensbefragung wurden im Februar 311.000 Jobs geschaffen. Die Vormonatsrevisionen betrugen insgesamt -34.000. Der Stellenaufbau fiel damit niedriger als zuvor aber besser als erwartet aus. Beigetragen haben dazu erneut viele neue Jobs im Gastronomie- und Freizeitbereich, Einzelhandel, Staat und Gesundheitswesen nach dem Ende der Covid-Restriktionen.

Als unfreundlicher ist der Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,6% nach 3,4% zu bezeichnen. In dieser separat ermittelten Befragung legte sowohl die Zahl der Beschäftigten (um 200.000) auch die Labor Force (um über 400.000) zu, was die Arbeitslosenquote insgesamt nach oben hob.

Im Fokus stand vor allem die Lohnentwicklung, die recht gute Vorlaufeigenschaften für die der Fed wichtigen CPI-Kernrate aufweist. Im Februar kam es bei den Stundenlöhnen zu einem moderater als erwarteten Anstieg um 0,2% M/M. Dennoch zog die die Jahresrate von 4,4% auf 4,6% an (da eine Stagnation im Vorjahresmonat aus der Statistik fiel). Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale kann damit immer noch nicht als gebannt bezeichnet werden. Der Handlungsdruck für die US-Notenbank bleibt also hoch.

Trotz der Meldungen vom geplanten Abbau tausender Stellen, schaltet der Job-Motor in den USA offenbar kaum signifikant einen Gang zurück. Der US-Arbeitsmarkt läuft weiterhin ordentlich! Was natürlich für die Arbeitnehmerschaft grundsätzlich zu begrüßen ist und der Konjunktur ein positives Zeugnis ausstellt, ist in dieser Phase der hohen Preiszuwächse nicht ganz so erfreulich: Denn die US-Notenbank spürt bei einer aktuellen Inflationsrate von 6,4% anhaltend akuten Handlungsbedarf.

Eigentlich sollten die Zinsanhebungen in Höhe von insgesamt 450Bp seit März letzten Jahres die Nachfrage dämpfen und damit die Preiszuwächse reduzieren helfen. Die heutigen gemischt ausgefallenen Zahlen zu den starken neugeschaffenen Stellen einerseits und zur gestiegenen Arbeitslosenquote und den moderateren Löhnen andererseits lassen zwar eine Zinsanhebung im März um 50Bp deutlich unwahrscheinlicher erscheinen (was wir ohnehin für zu riskant ansahen), aber der Arbeitsmarkt – und so die Wirtschaft – präsentieren dennoch weiterhin robuster als bei diesen massiven Zinsanhebungen gedacht. Auf der nächsten FOMC-Sitzung am 23. März wird es eine weitere Zinsanhebung um 25Bp geben. Die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung der Zinsanhebungsorgie am 3. Mai ist ebenfalls bereits recht hoch, das könnten noch einzelner Job-Report und zwei Inflationsberichte wohl kaum noch ändern!

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten für Februar fielen gemischt aus: Der Stellenaufbau lag unerwartet hoch knapp über 300.000. Dagegen zog die Arbeitslosenquote auf 3,6% an und der Stundenlohnanstieg fiel etwas geringer aus als prognostiziert. Es bleibt aber insgesamt dabei: Trotz des widrigen Umfeldes mit hoher Inflation und gestiegenen Zinsen läuft der Job-Motor ziemlich passabel. Der US-Arbeitsmarkt hat nur vom vierten Gang in den dritten Gang heruntergeschaltet! Diese anhaltende Beschäftigungsdynamik ist in der jetzigen Phase hoher Preiszuwächse nicht unbedingt so erfreulich: Denn die Zinsanhebungen von 475Bp innerhalb von zwölf Monaten sollten eigentlich die Nachfrage dämpfen und damit die Preiszuwächse reduzieren helfen. Die heutigen Zahlen lassen aber erkennen, dass der Arbeitsmarkt und damit die Wirtschaft robuster sind als gedacht. Auf der nächsten FOMC-Sitzung am 23. März wird es so eine weitere Zinsanhebung um 25Bp geben. Die Wahrscheinlichkeit für 50Bp ist immerhin gesunken. Die Zinsanhebungsorgie sollte am 3. Mai mit 25Bp fortgesetzt werden. Denn noch ist die konjunkturelle Suppe zu heiß. Aber über kurz oder lang wird sie abkühlen – hoffentlich geht es dann nicht direkt in den Eisschrank!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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