Commerzbank: EZB im Abwartemodus
22.07.2016 09:28 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Bei ihrer gestrigen Ratssitzung fasste die EZB erwartungsgemäß keine neuen geldpolitischen Beschlüsse. Sie verzichtete aber auch auf Modifikationen ihres quantitativen Lockerungsprogramms, mit denen doch mancher Marktbeobachter gerechnet hatte. Denn infolge des nach der Brexit-Entscheidung gesunkenen Renditeniveaus und der damit einhergehenden Reduzierung des kaufbaren Anleihevolumens besonders bei Bundesanleihen (die EZB kauft keine Anleihen, die unter dem Einlagensatz von derzeit -0,40% rentieren) wäre eine Abkehr von der selbstgesetzten Renditeuntergrenze nicht unplausibel gewesen. Doch spielte diese Thematik auch bei den Fragen in der Pressekonferenz nur eine Nebenrolle. Nach unserem Eindruck wollte der EZB-Chef jeden Anschein von Aktionismus vermeiden und die Botschaft der Stabilität vermitteln. So zeigte er sich sehr zufrieden mit dem bisherigen Erfolg der EZB-Politik und verwies auf die in allen Mitgliedsländern des Euroraums rekordniedrigen Kreditzinsen der Banken. Die Fragmentierung der Kreditvergabe sei vorüber; vor Jahren habe noch die Risikovermeidung die Haltung der Banken bei der Kreditvergabe geprägt, jetzt treibe sie der Wettbewerb an. Um die Kreditvergabebereitschaft weiter zu verbessern und die Transmission der Geldpolitik noch stärker zu flankieren, sei eine Lösung des Problems der schlechten Kredite erforderlich. Eine konsistente Überwachung gehöre dazu; ein voll funktionsfähiger Markt für diese Kredite, den die politisch Zuständigen ins Leben rufen müssen, gehöre ebenso dazu wie ein öffentliches Auffangnetz, wenn dieser Markt nicht funktioniere. Und zum Ausblick? Klarere Linien dürfte die EZB im September abstecken, wenn ihr die neuen Projektionen zum BIP-Wachstum und zur Preisentwicklung vorliegen. Wir erwarten, dass Dr. Draghi nach der hohen QE-Dosierung das Medikament Ende März 2017 nicht abrupt absetzt, sondern es kunstgerecht „ausschleicht“. Zinsen und Anleihen Die europäischen Banken hätten kein Problem mit ihrer Zahlungsfähigkeit, aber ihre Profitabilität sei angeschlagen, sagte gestern EZB-Chef Mario Draghi. Tatsächlich verfestigt sich der Eindruck, dass die Banken über Gebühr belastet wurden: niedrige Zinsmargen, regularorische Vorschriften, Zahlungen an Rettungsfonds, etc. Banken, die sparen müssen, sind aber ein Hindernis, wenn es darum geht, die Kreditvergabe anzukurbeln. Daher wachsen die Zweifel, ob die EZB die Zinsen noch weiter senken wird (vgl. auch „Im Blickpunkt“). Geldpolitik alleine, so die Erkenntnis, kann die Nachfrage nicht in jedem Fall ankurbeln. Japan hat damit seine Erfahrungen gemacht. Daher setzt man dort auf eine eng koordinierte Geld- und Fiskalpolitik. Helikoptergeld brauche man aber nicht, sagte gestern der Chef der Bank von Japan, Haruhiko Koruda. Allerdings sind die Grenzen verschwommen: Normalerweise steuern die Notenbanken die im Bankensystem geschaffene Giralgeldmenge über den Zins. Beim Einsatz von Helikoptergeld schaffen die Zentralbanken dauerhaft neues Zentralbankgeld, dass sie z.B. dem Staat zur Verfügung stellen. Aktuell kaufen die Notenbanken u.a. Staatsanleihen auf, verlängern so ihre Bilanz und erhöhen die Zentralbankgeldmenge – solange bis die Anleihen zurückgezahlt werden oder die Zentralbanken diese wieder am Markt verkaufen. Würden die Anleihen ewig in der Bilanz bleiben, käme dies dem Helikoptergeld gleich. Japan ist auf den Weg dorthin. Der Rentenmarkt reagierte kaum auf die EZB-Entscheidung. Trotz der erneut sehr niedrigen Erstanträge auf Arbeitslosengeld in den USA legten die Kurse von US-Staatsanleihen gestern sogar etwas zu. Aktien Die europäischen Aktienmärkte starteten u.a. aufgrund positiver Vorgaben aus den USA und Asien (u.a. Erwartung eines großvolumigen Konjunkturprogramms durch die japanische Regierung) überwiegend mit leichten Kursgewinnen in den Handel. Die Meldung, wonach der japanische Notenbankchef Kuroda der Einführung von sogenanntem Helikoptergeld (direkte Finanzierung der Staatsausgaben durch die Zentralbank) eher ablehnend gegenüber steht, führte dann aber zeitweise zu Gewinnmitnahmen. Der Yen legte ggü. dem US-Dollar etwas zu. Die Verhängung eines dreimonatigen Ausnahmezustandes in der Türkei durch den Präsidenten Erdogan schickte den türkischen Leitindex BIST 100 um weitere 4,4% in den Keller. Die türkische Lira sank ggü. dem US-Dollar auf ein historisches Tief. Die Sitzung der Europäischen Zentralbank brachte per saldo wenig neue Impulse für den Aktienmarkt. In diesem Umfeld legte der Dax rd. 0,1% zu. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Notierung der Deutschen Lufthansa (-6%). Die Fluggesellschaft musste eine Gewinnwarnung vermelden. Auch andere Airlines erlitten zum Teil deutliche Verluste (Easyjet -5,3%). Dagegen legte die Aktie von Daimler nach Vorlage von endgültigen Zahlen um 1,3% zu. Auf europäischer Sektorebene waren insbesondere Rohstoffaktien gefragt, die im Schnitt um 1,9% zulegten. Am Ende der Performanceskala rangierten Einzelhandelsaktien, die durchschnittlich 1,3% verloren. Die Börsen in den USA tendierten leichter. Der Dow Jones-Index gab um 0,4% nach. Die Berichtssaison bestimmte das Geschehen. Während die Zahlen von Intel und von Southwest Airlines enttäuschten, konnte Ebay mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen überzeugen. Auf Sektorebene waren v.a. Versorgerwerte (+0,6%) gefragt (Industrie -1%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend etwas schwächer. Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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