Biofrontera sucht US-Lizenzpartner: Gespräche bekommen „deutlich mehr Dynamik“
Biofrontera arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, in den USA die Marktzulassung für Ameluz und BF-RhodoLED zu beantragen. Jüngst haben dort wichtige Gespräche mit US-Behörden stattgefunden. Im Interview mit www.4investors.de erklärt Vorstandschef Hermann Lübbert, wie die Planung in den USA aussieht. Er berichtet über die vielseitigen finanziellen Aspekte und über mögliche Lizenzabkommen. Das Listing an der AIM in London ist ebenso Thema des Interviews mit Lübbert wie der Verlauf des dritten Quartals.
www.4investors.de: Biofrontera hat gerade wichtige Gespräche mit den US-Behörden über das weitere Zulassungsverfahren in den USA für Ihre Produkte Ameluz und BF-RhodoLED abschließen können. Wie ist der weitere Zeitplan bis zu einer möglichen Marktzulassung?
Lübbert: Wir werden nun umgehend alle Zulassungsunterlagen fertigstellen und voraussichtlich Ende März 2015 die Zulassung beantragen. Von da dauert es erfahrungsgemäß etwa ein Jahr, bis wir die Zulassung tatsächlich erhalten und auf den Markt kommen können. Das wäre dann Ende des zweiten Quartals 2016.
www.4investors.de: Im Gegensatz zum deutschen Markt wollen Sie auf dem US-Markt ein Lizenzabkommen abschließen. Laufen bereits Gespräche mit potenziellen Partnern? Welche Umsatzbeteiligungen und andere finanziellen Vorteile peilen Sie für die Produktverkäufe in den USA an?
Lübbert: Wir haben bereits vor einiger Zeit erste Gespräche aufgenommen, in dieses Thema ist seit der positiven Rückmeldung durch die Food and Drug Administration (FDA) jetzt deutlich mehr Dynamik gekommen. Die wesentlichen kommerziellen Eckdaten sind jedoch noch zu verhandeln und werden erst im Verlauf dieser Gespräche geklärt.
www.4investors.de: Vorausgesetzt es kommt zu einer Zulassung in den USA: Mit welchen Marktvolumen und Marktanteilen für Ameluz rechnen Sie in den USA binnen zwei bis drei Jahren?
Lübbert: Zum Zeitpunkt unseres Markteintritts im Jahr 2016 rechnen wir in den USA mit einem Marktvolumen von 100 Millionen Dollar bis 150 Millionen Dollar. Dort gibt es derzeit ein einziges für die PDT der aktinischen Keratose zugelassenes Produkt, das allerdings eine deutlich schlechtere Wirksamkeit aufweist. Wir gehen daher davon aus, dass wir rasch Marktanteile gewinnen können. Selbst wenn wir anfangs nur 10 Prozent bis 15 Prozent des Marktes für uns vereinnahmen, wäre das für Biofrontera ein großer Schritt nach vorne. Langfristig wollen wir natürlich mehr.
Biofrontera: Patienten werden für klinische Studie mit Ameluz rekrutiert
www.4investors.de: Welche zusätzlichen Marktpotenziale in Europa und den USA eröffnen sich, falls das Medikament auch für die Behandlung des Basalzellkarzinoms zugelassen wird?
Lübbert: Das Basalzellkarzinom ist im Gegensatz zur aktinischen Keratose die deutlich gefährlichere Form des hellen Hautkrebses. Bislang wird mangels wirkungsvoller Medikamente meist operiert. Das ist für die Patienten deutlich schmerzhafter und erfordert im Anschluss noch weitere kosmetische Behandlungen. Unter anderem durch Ameluz wird die Zahl der medikamentösen Behandlungen deutlich ansteigen. Derzeit liegt der Umsatz mit anderen Medikamenten weltweit nur bei rund 300 Millionen Dollar. Das wird sich bis 2016, wenn wir die Zulassung für Ameluz zur Behandlung des Basalzellkarzinoms in Europa erwarten, auf 1,2 Milliarden Dollar vervierfacht haben und danach weiter dynamisch ansteigen. Wir erwarten, dass die operative Therapie mittelfristig eher selten wird.
www.4investors.de: Wie verlaufen hier die klinischen Studien der dritten Phase?
Lübbert: Wir sind gerade dabei, weitere Patienten für die Studien zu rekrutieren. Die Ergebnisse erwarten wir spätestens im dritten Quartal 2015.
www.4investors.de: In Deutschland ist es für die photodynamische Therapie von Hautkrankheiten trotz diverser Vorteile alles andere als einfach, sich gegen andere Therapieformen durchzusetzen. Wo hakt es da im Vertrieb, wo sehen Sie Fortschritte, was ist noch zu tun?
Lübbert: Da muss man zwischen den beiden Krankheitsbildern unterscheiden, an denen wir arbeiten. Bei der aktinischen Keratose, gegen die wir Ameluz bereits am Markt in Europa haben, wächst gerade erst das Bewusstsein, dass es sich um eine ernsthafte Krebsvorstufe handelt und nicht um eine Art von Altersflecken. Bei Kassenpatienten besteht zudem das Problem, dass ein Arzt nur einen sehr geringen pauschalen Betrag pro Krankenschein für alle Behandlungen eines Patienten im Quartal abrechnen darf – die photodynamische Therapie aber mehr Zeitaufwand erfordert, weil der Patient für die Einwirkzeit des Medikaments und der Bestrahlung länger in der Praxis bleiben muss. Das Ergebnis: Viele Patienten bekommen billigere, aber mitunter wenig wirksame Salben verschrieben. Oder sie bezahlen die Behandlung selbst als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Das kostet dann insgesamt rund 400,00 Euro für Ameluz und die Behandlung durch den Arzt. Privatversicherte bekommen die photodynamische Behandlung mit Ameluz regelmäßig erstattet. Das Basalzellkarzinom muss umgehend behandelt werden, mangels Alternativen wird heute in der Regel operiert. Da wird es mit Ameluz einen grundsätzlichen Wandel der Therapieform für oberflächliche Basalzellkarzinome geben.
www.4investors.de: Würde für Biofrontera eine Ameluz-Vertriebspartnerschaft auf dem deutschen Markt Sinn machen, um die begrenzten Ressourcen auf Forschung und Entwicklung konzentrieren zu können?
Lübbert: In Deutschland sind wir mit unserem eigenen Vertrieb gut aufgestellt. Das sieht man auch daran, dass wir hier alle umsatzseitigen Ziele im Jahr 2014 erreichen werden. Auch wirtschaftlich ist das sinnvoller, immerhin sichern wir so die komplette Marge für uns und müssen nicht mit einem Vertriebspartner teilen.
www.4investors.de: Ein weiteres Projekt, mit dem Sie Umsätze erzielen, ist die Belixos-Serie, allerdings auf einem eher geringen Niveau. Nun wollen Sie neue Produkte dieser Serie auf den Markt bringen. Welche Umsatzziele und konkreten Planungen haben Sie für die Zeit bis Ende 2016?
Lübbert: Kosmetikserien leben von einer Vielzahl von spezialisierten Produkten. Deshalb müssen wir auch für Belixos einzelne Produkte auf bestimmte Anwendungen zuschneiden. Belixos wird jedoch auch in den kommenden Jahren im Vergleich zu Ameluz noch eine geringe Rolle spielen. Trotzdem erwarten wir ein konstantes Wachstum der Produktserie, was sich in diesem Jahr bereits abzeichnet. Unsere im Frühjahr begonnenen Werbemaßnahmen in den sozialen Medien und der Vertriebsweg über Amazon zeigen erste Erfolge.
www.4investors.de: Werden Sie hier beim Vertriebskonzept, das sich bisher unter anderem im Internet auf soziale Medien wie Facebook und die Amazon-Verkaufsplattform stützt, Veränderungen vornehmen?
Lübbert: Einstweilen werden wir alle verfügbaren Ressourcen in die Zulassung und Vermarktung von Ameluz investieren, da wir hier einen deutlich größeren Hebel haben. Wir haben bei Belixos ein stabiles aber weniger dynamisches Wachstum eingeplant und liegen da gut in der Spur.
www.4investors.de: Wie haben sich die Verkäufe Ihrer drei Produkte Ameluz, BF-RhodoLED und Belixos im dritten Quartal entwickelt?
Lübbert: In Deutschland liegen wir bei Ameluz und BF-RhodoLED im Plan, im europäischen Ausland ist die Entwicklung, wie zum Halbjahr berichtet, weniger befriedigend. Die Bevorratung unserer Vertriebspartner in diesen Ländern aus dem vergangenen Jahr führt im laufenden Jahr zu geringeren Bestellungen. Im kommenden Jahr erwarten wir hier wieder einen deutlichen Anstieg. Die Umsätze mit Belixos sind zwar noch vergleichsweise gering, übertreffen aber leicht unsere Planung.
www.4investors.de: Wie lange sehen Sie sich nach der jüngsten Kapitalerhöhung durchfinanziert?
Lübbert: Da wir zunehmend Einnahmen generieren, ist unsere finanzielle Situation solide. Viel hängt derzeit davon ab, wann und in welcher Form wir eine Vertriebspartnerschaft für Ameluz in den USA abschließen, die dann mit entsprechenden Downpayments verbunden wäre.
„In Deutschland ist die Gruppe der Biotech-Investoren doch sehr klein geworden“
www.4investors.de: 2016 und 2017 werden die Biofrontera-Optionsanleihen zur Rückzahlung fällig. Welche Planungen bestehen bezüglich der Refinanzierung, insbesondere weil der 2017 fällige Optionsschein derzeit weit aus dem Geld ist?
Lübbert: Auch hier ist derzeit noch nicht absehbar, wie weit das operative Geschäft es ermöglichen wird, die Rückzahlung der Anleihen zu finanzieren. Da wir hier über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren sprechen, wäre es verwegen, eine Kapitalmaßnahme schon heute komplett auszuschließen. Da die Anleihen kaum angeboten werden, ist der bei der Börse gezeigte Kurs wenig aussagekräftig.
www.4investors.de: Viele große und kleine Unternehmen, zum Beispiel Siemens, ziehen sich von internationalen Börsen zurück, um Kosten zu sparen. Biofrontera geht den anderen Weg, die Aktie ist mittlerweile auch in London am AIM handelbar. Sie führten dies im Mai auf das Interesse britischer Investoren zurück. Was ist daraus geworden, lohnt sich der zusätzliche Aufwand für Biofrontera angesichts enger finanzieller Budgets?
Lübbert: An der AIM haben wir geringere Reporting-Standards zu beachten als im deutschen Prime Standard, insofern ist der zusätzliche Aufwand überschaubar. Gleichzeitig gewinnen wir Zugang zu angelsächsischen Investoren, die für unseren Sektor sehr wichtig sind. In Deutschland ist die Gruppe der Biotech-Investoren doch sehr klein geworden.