Singulus Technologies: „Der Solarmarkt ist immer noch schwierig”
Das Thema Akquisitionen ist bei Singulus Technologies weiter sehr aktuell. Man stellt sich dabei aber auch immer eine wichtige Frage. Dies macht Stefan Rinck, Vorstandschef von Singulus, im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich. 2014 wird es bei der Gesellschaft eine Reihe von Neuerungen geben. Wichtig wird dabei das Gebiet Blue-ray werden. Hier sieht CEO Rinck einen positiven Trend. Im Solarbereich steht das Unternehmen vor einem Abschluss in China, die EU-Strafzölle für China sieht Rinck recht entspannt.
www.4investors.de: Zuletzt haben Sie operativ schwarze Zahlen für 2013 in nicht näher genannter Höhe in Aussicht gestellt, nachdem Singulus im dritten Quartal fast 8 Millionen Euro EBIT erzielt hat. Das Jahr ist jetzt fast vorbei, können Sie die Prognose für Umsatz und Ertrag des Gesamtjahres mittlerweile etwas konkreter fassen?
Rinck: Wir werden Anfang Februar 2014 vorläufige Zahlen veröffentlichen. Vorher können wir leider keine Details nennen. Aber Sie können davon ausgehen, dass unsere Prognose bestehen bleibt, und das Geschäftsjahr 2013 im Konzern insgesamt mit einem positiven operativen Ergebnis (EBIT) abschließt. Nach Berücksichtigung von Finanzierungskosten im Konzern würde sich ein leicht negatives Periodenergebnis unter IFRS ergeben. Insgesamt sind wir mit dem Verlauf des Jahres 2013 zufrieden.
www.4investors.de: Mit welcher Auftragslage startet Singulus ins Jahr 2014? Wie dürften sich Umsatz und Ertrag im kommenden Jahr entwickeln?
Rinck: Wir haben natürlich im 4. Quartal weitere Aufträge verbuchen können. Details werden aber auch erst Anfang Februar veröffentlicht. Die erfolgreiche Umsetzung unserer Unternehmensstrategie, die auch die Entwicklung von neuen Produkten beinhaltet, bietet die Basis für die Rückkehr auf einen langfristigen Wachstumspfad.
www.4investors.de: Sie haben nach der Emission einer Anleihe Akquisitionen angekündigt und per Ende September 47 Millionen Euro Cash in der Bilanz bei einer Bilanzsumme von 187 Millionen Euro. Viel Geld also. Was ist 2014 von Singulus an Investitionen zu erwarten?
Rinck: Singulus Technologies hat sich in den letzten Jahren mit seinem technologischen Know-how kontinuierlich weiterentwickelt und ist daher hervorragend in den bisherigen drei Segmenten positioniert. Ziel ist es, auch zukünftig auf der Basis der Kernkompetenzen Nano- und Vakuumbeschichtung sowie thermischer- und nasschemischer Prozesstechnik innovative Anlagen zu entwickeln, um neue Märkte zu erschließen. Die intensive Weiterentwicklung des bestehenden Produktportfolios durch interne Maßnahmen steht im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie. Dafür werden wir auch gezielt Mittel der Anleihe einsetzen.
www.4investors.de: Welche Schwerpunkte, regional wie von den Branchen her, setzen Sie bei den geplanten und schon in Aussicht gestellten Zukäufen?
Rinck: Das Thema Zukauf ist bei uns weiter aktuell. Wir prüfen verschiedenste Möglichkeiten. Ideal ist natürlich der Kauf eines Unternehmens, das zu unseren Kernkompetenzen Nano- und Vakuumbeschichtung passt, und hier aber neue Anwendungen adressiert. Das könnten z.B. Anwendungen in der Medizin- oder in der Automobiltechnik sein oder auch in der Kunststoffbeschichtung. Es gäbe hier noch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Die Frage, die wir immer prüfen, ist die Folgende: Entwickeln wir selbst oder ist eine Übernahme sinnvoll? Wir prüfen das sehr sorgfältig. Unser Zielmarkt ist die ganze Welt.
www.4investors.de: Welche technologischen Entwicklungen und Neuerungen stehen bei Ihnen auf der Agenda für 2014? Wollen Sie dabei neue technologische Anwendungsbereiche erschließen?
Rinck: Ich habe schon auf die Nano- und Vakuumbeschichtung und die zahlreichen Anwendungsfelder hingewiesen. Auch im Bereich Nasschemie gibt es weitere Anwendungsfelder; z.B. im Halbleitersegment oder auch Glasbereich. Wir werden unsere Geschäftstätigkeit auf jeden Fall auf eine breitere Basis stellen.
www.4investors.de: Neue Spielekonsolen mit Blu-ray Laufwerken sind am Markt, leistungsstärkere TV-Gerätegenerationen kommen. Welche Chancen rechnen Sie sich dadurch für Ihr operatives Geschäft im wichtigen Geschäftsbereich Optical Disk aus?
Rinck: Die physikalischen Medien (Blu-ray und DVD) dominieren ja immer noch deutlich den Umsatz im Home-Entertainment-Markt.
Der positive Trend im Blu-ray Markt wird durch die Markteinführung der neuen Ultra High Definition Fernsehtechnologie, der neuen Spielekonsolen Play-Station PS 4 von Sony sowie der Xbox One von Microsoft verstärkt. Beide Spielekonsolen sind später mit dem Blu-ray Laufwerk „4K-fähig“. Auf den verschiedenen Spielemessen und der IFA in Berlin waren die beiden neuen Konsolen ein Highlight und sind beide vor Weihnachten praktisch ausverkauft.
Speziell für Filminhalte in der 4K Auflösung braucht man Discs mit einem Speichervolumen deutlich über den heute üblichen 50 GB.
Singulus hat bereits eine neue Replikationsanlage mit dem Produktnamen BLULINE III für die Herstellung von dreilagigen Blu-ray Discs mit einem Speichervolumen von 100 GB entwickelt. Die Produktionsanlagen von Singulus Technologies ermöglichen es, auf der Basis der heutigen BLULINE II für Dual Layer Blu-ray Discs die nächste Generation von Optical Discs herzustellen.
Die Blu-ray Disc Association diskutiert in ihren Gremien zurzeit die Festlegung eines weltweiten neuen Standards. Man erwartet eine Festlegung Ende 2014.
www.4investors.de: Wie läuft es beim „Problemkind“ Solarenergie?
Rinck: Der Solarmarkt ist immer noch schwierig. Überkapazitäten und der Preisverfall haben in den Jahren 2011 bis 2013 die Solarlandschaft stark verändert. Wir haben jedoch unsere Chancen genutzt und neue Anlagen entwickelt. Unsere Neuentwicklungen haben wir in 2012 und 2013 bereits im Markt platziert. Erst im letzten Monat haben wir eine komplette Turnkey Produktionslinie für Silizium Solarzellen bei einem Kunden in Litauen feierlich eingeweiht und in Betrieb genommen. Von Litauen haben wir auch einen Auftrag für ein sogenanntes PERC Upgrade, d.h. für Anlagen, die man zur Erhöhung der Zellperformance braucht, erhalten. Aber auch wir schreiben im Geschäftsjahr 2013 in diesem Segment keine schwarzen Zahlen.
www.4investors.de: Die EU hat die Strafzölle für chinesische Solarenergie-Produkte um zwei Jahre verlängert. Befürchten sie Auswirkungen auf das Investitionsverhalten ihrer chinesischen Kunden?
Rinck: Eigentlich nicht. Es führt eher dazu, dass die chinesischen Zellhersteller nun qualitativ höherwertige Solarzellen herstellen. Dafür müssen sie dann investieren und es ist eine Nachfrage für Maschinen entstanden, die das PERC Upgrade ermöglichen.
www.4investors.de: Im September haben sie mit einem chinesischen Kunden aus der Solarenergiebranche ein Rahmenabkommen abgeschlossen, aus dem noch 2013 Aufträge kommen und Anfang 2014 erste Lieferungen erfolgen sollen. Gefährdet die EU-Entscheidung dies, oder wurden diese Aufträge erteilt?
Rinck: Für die Herstellung von hochwertigen Solarzellen braucht man einige zusätzliche Fertigungsschritte, die nur von europäischen Maschinenbauunternehmen angeboten werden. Unser Unternehmen gehört dazu. Wir arbeiten gerade mit unserem Kunden die letzten Details aus und erwarten die formelle Bestellung in den nächsten Tagen. Die EU-Entscheidung hat da wenig Einfluss auf diese Entscheidungen.