Sixt: Enorme Wachstumspotenziale in den Auslandsmärkten
Bei Sixt sieht man sich auf einem sehr guten Weg, was das Erreichen der Renditeziele angeht. Finanzvorstand Julian zu Putlitz macht im Gespräch mit www.4investors.de deutlich, wo er sein Unternehmen künftig sieht. Eine Kooperation mit BMW könnte im kommenden Jahr schwarze Zahlen schreiben. Der CFO spricht in dem Interview über Carsharing und über das weitere Potenzial des Autovermieters. Dabei setzt zu Putlitz vor allem auf das Auslandsgeschäft.
"/medienpool/unternehmen/sixt/pulitz.jpg" alt="Finanzvorstand Julian zu Putlitz im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Sixt" title="Finanzvorstand Julian zu Putlitz im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Sixt" class="textbild" />www.4investors.de: Sixt hat jüngst bei einem Test von Autovermietern Platz 1 belegt, konnte dabei vor allem mit den günstigsten Konditionen punkten. Das ist schön für die Kunden, aber drehen wir das Ergebnis einmal aus Sicht der Anteilseigner um: Ist Sixt vielleicht zu billig, verzichten sie damit unnötig auf Umsatz und Ertrag?
J. zu Putlitz: Sixt kann regelmäßig nicht nur durch günstige Konditionen punkten, sondern auch durch exzellenten Service. So waren wir 2013 bereits zum zweiten Mal in Folge Gesamtsieger beim jährlichen Branchentest des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ). Die Marke Sixt steht nie allein für das Attribut „günstig“, sondern immer für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, verbunden mit gutem Service und einer Premium-Flotte. Dieser Ansatz ist im Kern jene Erfolgsformel, mit der das Unternehmen seit vielen Jahren in Deutschland Marktführer ist und mittlerweile zu den profitabelsten Autovermietungen der Welt gehört.
www.4investors.de: Wie verläuft das zuletzt konjunkturbedingt schwache Geschäft in Deutschland und Europa im bisherigen Verlauf des dritten Quartals, vor allem vor dem Hintergrund der Feriensaison?
J. zu Putlitz: Zunächst: Das Vermietgeschäft von Sixt in Deutschland hat sich 2013 gegenüber dem Vorjahr zwar wie erwartet abgeschwächt, liegt aber immer noch auf hohem Niveau. Diesen Effekt können wir durch unsere Wachstumsinitiativen im Ausland jedoch mehr als kompensieren. So stiegen die gesamten Vermietungserlöse im In- und Ausland im zweiten Quartal dieses Jahres um 7,2 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal, im ersten Halbjahr waren es immerhin plus 2,9 Prozent.
Zum Geschäftsverlauf des dritten Quartals können wir noch keine konkreten Angaben machen. Bisher kann man von einem plangemäßen Verlauf sprechen.
www.4investors.de: Geld verlieren sie noch im US-Geschäft und bei der DriveNow-Kooperation mit BMW. Wie weit ist Sixt hier mit dem Aufbau der beiden Sparten und wann werden in diesen Geschäftsbereichen schwarze Zahlen geschrieben?
J. zu Putlitz: Bei beiden Wachstumsinitiativen handelt es sich um unvermeidbare Anlaufverluste, die sich in einem überschaubaren Rahmen halten. Das Erreichen der Gewinnschwelle hängt sowohl im US-Markt als auch bei DriveNow von der Frage ab, wie aggressiv wir in die weitere Expansion investieren oder ob wir zunächst den Fokus darauf legen, die bestehenden Aktivitäten profitabel zu machen. Sowohl in den USA als auch bei DriveNow sehen wir die Chance, auf bestehender Portfoliobasis, also ohne Neueröffnungen von Stationen und Standorten, bereits 2014 in die Gewinnzone zu kommen.
www.4investors.de: Welche Perspektiven bietet die Sparte Carsharing für Sixt langfristig und wie stark wird dies am traditionellen Vermietungsgeschäft nagen?
J. zu Putlitz: Wir sehen innovatives Carsharing, so wie es DriveNow betreibt, als einen der langfristigen Wachstumsmärkte für Mobilitätsdienstleistungen, im Inland wie im Ausland. Deswegen hat das Joint-Venture mit BMW für uns eine große strategische Bedeutung. Einen Kannibalisierungseffekt mit der klassischen Autovermietung gibt es nicht, dies zeigen die bisherigen Erfahrungen ganz klar. DriveNow wird von Menschen in Metropolen genutzt, die meist spontan einen kurzfristigen lokalen Mobilitätsbedarf haben. Diese Zielgruppe unterscheidet sich deutlich von den Geschäfts- und Privatkunden der Sixt Autovermietung, die längere, meist überregionale Strecken zurücklegen und aus einem viel breiteren Serviceangebot auswählen wollen. Carsharing und klassische Autovermietung verhalten sich eher komplementär denn kompetitiv zueinander.
www.4investors.de: In den vergangenen drei Jahren waren Umsatz und EBIT von Sixt einigermaßen stabil. Wie erklären sie den oft sehr stark wachstumsverliebten Börsianern, warum sie dennoch unbedingt die Sixt-Aktie kaufen sollten?
J. zu Putlitz: Erstens gilt bei Sixt der Grundsatz: Ertrag geht vor Umsatz. Wir haben gerade in den Jahren der Finanzkrise und der Rezession sehr genau darauf geachtet, keine Geschäfte zu machen, die unseren Rendite- und Margenvorstellungen nicht entsprechen, selbst wenn wir dafür auf Umsatz verzichten.
Zweitens ist im Sixt-Geschäftsmodell nicht das EBIT, sondern das EBT, also das Ergebnis vor Steuern, die entscheidende Kenngröße für den Geschäftserfolg. Das EBT erreichte 2011 den historischen Rekordwert von 138,9 Millionen Euro, das waren hervorragende 10,1 Prozent des operativen Konzernumsatzes. Auch 2012 blieb das EBT trotz der Rezession in Europa und der bereits angesprochenen Anlaufverluste in den USA und im Carsharing auf einem hohen Niveau, ähnliches erwarten wir auch für 2013.
Drittens sehen wir uns in unseren Auslandsmärkten sehr gut positioniert. Dort bieten sich uns noch enorme Wachstumspotenziale. Vor diesem Hintergrund ist es auch unser Ziel, 2016 das EBT in die Größenordnung von 170 Millionen Euro bis 200 Millionen Euro zu bringen. Das bietet jedem Investor eine klare Wachstumsperspektive.
www.4investors.de: Sie haben langfristige Vorsteuer-Margenziele von 10 Prozent in der Autovermietung und 5 Prozent in der Leasingsparte. Wie sieht der Zeitplan hierfür aus, wann sollen diese erreicht werden und welche Zwischenziele haben sie sich gesetzt?
J. zu Putlitz: Wir wollen diese Renditen in beiden Geschäftsbereichen nachhaltig erreichen, das heißt im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum hinweg. Dabei sind wir auf sehr gutem Weg: In der Autovermietung lag die Umsatzrendite 2012 mit 10,2 Prozent leicht über dem Zielwert, im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es 10,0 Prozent.
Im Geschäftsbereich Leasing lag die Umsatzrendite 2012 bei 4,3 Prozent und im ersten Halbjahr dieses Jahres bei 4,6 Prozent. Trotz des durchaus spürbaren Wettbewerbs- und Margendrucks in der gesamten Leasingbranche bewegen wir uns also nur leicht unter unserer nachhaltigen Zielmarke von 5 Prozent.
www.4investors.de: Eine letzte Frage: Wann überholt Sixt den großen Konkurrenten Europcar?
J. zu Putlitz: Kommt darauf an, was Sie meinen: Von der Profitabilität her haben wir Europcar längst überholt. Vom Geschäftsvolumen her arbeiten wir Tag für Tag daran, den Abstand auf dem europäischen Markt immer weiter zu verringern. Mittlerweile hat Sixt in Europa fast zu Avis Budget und Hertz als die Nummern zwei und drei aufgeschlossen. Europcar einzuholen, dies haben wir immer betont, wird ohne Akquisitionen nicht möglich sein. Und bei diesem Thema ist Sixt aus guten Gründen bekanntlich sehr vorsichtig. Aber ein Unternehmen muss sich Ziele setzen, und deswegen wollen wir unverändert langfristig auch von der Größe her die Nummer eins in Europa sein.