Interview - VTG: 2014 kann nächstes Rekordjahr werden
Bei der Prognose für 2013 rechnet Heiko Fischer, der CEO von VTG, nicht mit einer Überraschung. Insgesamt soll 2013 ein neues Rekordjahr für das im SDAX notierte Unternehmen werden. Dem Margendruck begegnet Fischer mit neuen Konzepten. Im Gespräch mit www.4investors.de betont er, dass sein Unternehmen unverändert auf Wachstumskurs sei. Fischer hofft, den Zusammenschluss mit der Schienenlogistik von Kühne + Nagel noch in diesem Jahr unter Dach und Fach zu bringen. Neue Akquisitionen will er nicht direkt ausschließen. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de äußert sich der Vorstandsvorsitzende auch zu weiterführenden Plänen in den USA und Russland sowie zu künftigen Investitionen.
www.4investors.de: Die Deutsche Bahn hat in diesem Sommer Personal- und Stellwerkprobleme. Sind Sie davon auch in irgendeiner Form betroffen?
Fischer: Wir arbeiten täglich partnerschaftlich mit der Deutschen Bahn zusammen, sowohl im Bereich der Trassennutzung, als auch bei der Vermietung und der Traktion. Allerdings ist der von uns gesteuerte Güterverkehr von den derzeitigen Stellwerksproblemen der Deutschen Bahn nicht unmittelbar betroffen.
www.4investors.de: Sie beklagen sich, dass Investoren das solide Geschäftsmodell von VTG nicht begreifen, dadurch bleibe der Kurs am Boden. Können Sie Ihr Modell in drei Sätzen erläutern?
Fischer: Wesentliche Merkmale unseres Geschäfts sind die hohe Stabilität durch langjährige Verträge mit unseren Kunden und die sich daraus ergebende geringe Schwankungsanfälligkeit von Umsatz und Ergebnis. Wir bieten unseren Kunden durch die Kombination der drei vernetzten Geschäftsbereiche Waggonvermietung, Schienenlogistik und Tankcontainerlogistik eine leistungsstarke Plattform für den weltweiten Transport ihrer Güter. Dabei verfügen wir über langjährige Erfahrung und spezifisches Know-how, insbesondere im Transport flüssiger und sensibler Güter. Letztendlich muss man bei VTG die Kombination von Infrastruktur und Logistikkomponenten verstehen.
www.4investors.de: Im Mai hat Sie das Vorstandsmitglied Femke Scholten verlassen. Wird der Posten neu besetzt werden?
Fischer: Die Logistikbereiche der VTG sind in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Für den weiteren Ausbau dieser Geschäftsbereiche ist für uns ein Experte mit ungeteiltem Fokus auf diese Bereiche erforderlich.
www.4investors.de: Der Ergebnis- und Margendruck werden vor allem in der Schienenlogistik immer stärker. Wie können Sie dem begegnen?
Fischer: Dem tatsächlich deutlich gestiegenen Margendruck im Markt begegnen wir mit neuen Konzepten und individualisierten Dienstleistungen für unsere Kunden. In diesem Zusammenhang ist auch die beabsichtigte Zusammenlegung mit den Bahnverkehrsaktivitäten von Kühne + Nagel zu sehen. Durch zusätzlich Standorte in Europa würde es möglich, neue europaweite Transportkonzepte anzubieten.
www.4investors.de: Sie klagen über eine Schwäche im Agrarsegment. Gibt es dort Licht am Horizont?
Fischer: Das Agrargeschäft gliedert sich in zwei Bereiche. In der Waggonvermietung sind wir sehr zufrieden mit der Vermietung der Wagen und konnten darüber hinaus zahlreiche Neubauwaggons im Markt platzieren. In der Schienenlogistik dagegen hat sich insbesondere der französische Markt schwach entwickelt. Derzeit wirken wir dem durch den Aufbau neuer Kundengruppen sowie weiterer interner organisatorischer Anpassungen entgegen. Hier erwarten wir bereits im zweiten Halbjahr erste positive Signale.
"/medienpool/unternehmen/vtg/waggons.jpg" alt="Eisenbahnwaggons aus dem Fuhrpark von VTG - Bildquelle und Copyright: VTG" title=" Eisenbahnwaggons aus dem Fuhrpark von VTG - Bildquelle und Copyright: VTG" class="textbild" />www.4investors.de: Als Reaktion auf die jüngste Schwäche haben Sie Investitionen in neue Waggons verschoben. Wie groß war das Auftragsvolumen? Welche Investitionen sollen 2013 noch getätigt werden?
Fischer: Unser Orderbuch ist noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Bisher haben wir unsere Flotte in diesem Jahr mit 800 Neubauwagen modernisiert und im ersten Halbjahr rund 85 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen 1.200 Waggons, die bereits bestellt sind und bis Ende 2014 ausgeliefert werden. Weitere Investitionen haben wir angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa teilweise in die nächsten Jahre verschoben. Dabei haben wir allerdings keine bereits getätigten Aufträge zurückgenommen, sondern lediglich unsere interne Planung für weitere Bestellungen zeitlich gestreckt.
www.4investors.de: Für das Gesamtjahr rechnen Sie beim EBITDA mit dem unteren Ende Ihrer Prognosespanne von 180 Millionen Euro bis 190 Millionen Euro. Eine Überraschung ist ausgeschlossen?
Fischer: Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass sich unser Geschäft sehr planbar entwickelt und nicht kurzfristig von Veränderungen beeinflusst wird. Selbst in der großen Finanzkrise 2008 und 2009 haben wir unsere Prognosen gehalten. Daher sind wir zuversichtlich, auch in diesem Jahr unsere Ergebniserwartungen zu erfüllen.
www.4investors.de: Welche Neuigkeiten gibt es hinsichtlich der Fusion mit der Schienenlogistik von Kühne + Nagel? Welche Synergieeffekte kann diese bringen?
Fischer: Wir befinden uns derzeit mitten in der abschließenden Bewertungsphase. Insgesamt sind wir optimistisch und hoffen, das Geschäft in diesem Jahr abschließen zu können. Der Zusammenschluss verstärkt unseren Geschäftsbereich Schienenlogistik vor allem im noch jungen Segment der Industriegüter und hilft uns dabei, unser Schienenlogistikgeschäft in Südosteuropa sowie in die GUS schneller zu entwickeln. Gebündelt mit unseren Stärken eines gut ausgebauten Netzwerkes im Rest Europas haben wir dann die Möglichkeit, neue Konzepte zu entwickeln und neue Kunden zu gewinnen.
www.4investors.de: Gibt es neue, weiterführende Pläne für Ihre künftigen Tätigkeiten in Russland und USA?
Fischer: In Russland haben wir gerade 150 Neubauwaggons in den Markt gebracht. Den weiteren Ausbau betreiben wir mit Augenmaß und dem Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung. In den USA planen wir nach wie vor eine Erweiterung unserer Flotte auf mehr als 10.000 Wagen. Diesbezüglich beobachten wir den Markt im Hinblick auf zu uns passende Zukäufe.
www.4investors.de: Stehen weitere Zukäufe auf der Agenda von VTG? Wo könnten Sie sich sinnvoll verstärken?
Fischer: Wir wollen auch in Zukunft weiter wachsen, sowohl organisch als auch anorganisch. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel stehen uns zur Verfügung. Wir beobachten die Märkte. Lassen Sie sich überraschen…
www.4investors.de: Könnten dabei auch zusätzliche Geschäftsbereiche für Sie interessant sein?
Fischer: Schon heute haben wir ein sinnvolles Portfolio, in dem sich die Leistungen für unsere Kunden gut ergänzen. Als größter Waggonvermieter- und Schienenlogistiker Europas decken wir den Markt umfänglich ab. Das heißt nicht, dass wir uns zukünftig nicht noch weitere ergänzende Aktivitäten vorstellen können, die jedoch zu unserem Markenkern und unseren Kernkompetenzen passen.
www.4investors.de: Wie wird 2014 für VTG laufen?
Fischer: 2013 wird nach aktueller Planung für Umsatz und operatives Ergebnis ein Rekordjahr für die VTG. Unter Berücksichtigung einer positiven Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hoffen wir, diese Entwicklung 2014 fortsetzen zu können.