Euroraum: Unternehmensstimmung auf tiefsten Stand seit über zwei Jahren - Commerzbank Kolumne
Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum hat sich im Oktober weiter verschlechtert und ist auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen. Sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch unter den Dienstleistungsunternehmen gingen die Stimmungsindikatoren weiter zurück. Damit sinkt die Hoffnung, dass das schwache Wirtschaftswachstum im Sommer – wir erwarten im dritten Quartal lediglich ein Wirtschaftswachstum von 0,2% gegenüber dem zweiten Quartal – nur ein Ausreißer ist.
Anleihen
Deutschland: Ifo-Geschäftsklima (Okt.), 10:00 Uhr
Euroraum: Zinsentscheid der EZB, 13:45 Uhr
USA: Aufträge langlebiger Güter (Sep.), 14:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Frühindikatoren haben sich gestern nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil sind beide Einkaufsmanagerindizes im Euroraum im Oktober kräftig zurückgegangen (siehe im Blickpunkt). Sie deuten auf eine Verlangsamung des BIP-Wachstums auf 0,2% Q/Q im 3. und 4. Quartal hin. Bisher haben wir mit einem Wachstum von 0,4% Q/Q in beiden Quartale gerechnet. Nach den enttäuschenden Daten steht heute der Ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus, der sich zuletzt deutlich besser als die Einkaufsmanagerindizes entwickelte. Die Stimmungseintrübung ließ die Renditen von Bundesanleihen weiter zurückgehen. Zunehmend wird spekuliert, dass die EZB erst im Dezember 2019 mit der ersten Zinserhöhung aufwarten könnte, bisher rechnete man noch mit Oktober. Der Euro gab ggü. dem US-Dollar auf unter 1,14 USD nach. Heute findet die vorletzte EZB-Ratssitzung in diesem Jahr statt, man rechnet aber nicht mit vielen Neuigkeiten. Die Renditen italienischer Staatsanleihen stiegen weiter an, nachdem die EU am Dienstag ihren Haushaltsentwurf zurückgewiesen hatte. Die EU fordert eine Nachbesserung innerhalb von drei Wochen, die italienische Regierung möchte keine Änderungen vornehmen. Auch die Brexit-Verhandlungen sorgen für Unsicherheit. Die EU zeigte sich gestern kompromissbereit. EU-Ratspräsident Tusk würde der von May geforderten längeren Übergangsphase zustimmen, wenn dies zu einer Einigung beitrüge. In den USA stiegen die Einkaufsmanagerindizes von Markit im Oktober stärker als erwartet an. Der Composite-Index erhöhte sich von 53,9 auf 54,8 Punkte. Für die USA haben wir unsere Wachstumsprognose für dieses Jahr von 2,8% auf 2,9% und für nächstes Jahr von 2,3% auf 2,5% angehoben.
Aktien
Covestro, Zwischenergebnis Q3
Daimler, Ergebnis Q3
ABB, DNB, Nokia, Orange, UBS, Ergebnis Q3
Saint Gobain, Schneider Electric, Umsatz Q3
Alphabet, Amazon, Intel, Ergebnis Q3
Kion, Krones, MTU, Vossloh, Ergebnis Q3
Der erneute Erholungsversuch der europäischen Aktienbörsen scheiterte letztendlich an schwachen Konjunkturdaten, teilweise enttäuschenden Unternehmensmeldungen und insbesondere an der schwach einsetzenden Wall Street. Im DAX 30 lagen die Aktien von Adidas (+1,8%) an der Spitze der Kursliste. Ebenso wie die Titel von Puma im MDax (+1,4%) dürften sie von starken Umsatzzahlen des Luxusgüterkonzerns Kering profitiert haben, die zeigten, wie gefragt aktuell Lifestyle-Produkte sind. Am Ende der Kursliste fanden sich dagegen neben Covestro (-4,8%) und Infineon (-4,7%) die Aktien der Deutschen Bank (-4,8%) wieder. Trotz einer für 2018 angepeilten Rückkehr in die Gewinnzone hatte die Gewinnvorlage die Anleger nicht überzeugen können. Im EUROSTOXX 50 konnte neben Kering (+4,8%) auch Vinci (+3,7%) von einer robusten Umsatzentwicklung profitieren. Im Auswahlindex des Euroraums verzeichneten die Vorzugsaktien von VW (-4,3%) die größten Kursabschläge. Auf Branchenebene gab es hauptsächlich Verlierer, insbesondere der Grundstoffsektor (-3,6%) setzte seinen Abwärtstrend weiter fort. In den USA gerieten die Kurse deutlich unter Druck. Im Gegensatz zu den Vortagen fand im weiteren Handelsverlauf keine Erholung statt. Der Leitindex Dow Jones durchbrach in diesem Zuge klar die Marke von 25.000 Punkten. Bis auf Boeing (+1,3%) konnten die meisten Konzerne mit ihren Gewinnvorlagen die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Insbesondere Kommunikation (-4,9%) und IT (-4,4%) gerieten unter die Räder. Einige defensive Branchen legten hingegen zu. In Asien setzte sich der Ausverkauf weiter fort.