Chinas Notenbank öffnet die Liquiditätsschleusen - Nord LB Kolumne
Die chinesische Notenbank hat gestern überraschend den Mindestreservesatz deutlich – um einen Prozentpunkt – gesenkt. Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass die Rate herabgesetzt wird. Zum Jahresstart betrug der Satz noch 17,00%. Damit öffnet die PBOC die Liquiditätsschleusen und unterstützt folglich die chinesische Wirtschaft im Hinblick auf die handelspolitischen Auseinandersetzungen weiter.
Die ab 15. Oktober geltende Maßnahme ersetzt zum Teil die am aktuellen Rand ausgelaufenen mittelfristigen Fazilitäten (medium lending facility, MLF), überkompensiert diese aber, so dass nach Schätzungen der Notenbank den chinesischen Banken eine zusätzliche Liquidität von rund CNY 750 Mrd. (rd. EUR 95 Mrd.) zur Verfügung steht. Nun können mehr Kredite vor allem für KMU’s und Start Ups zur Verfügung gestellt werden.
Damit schlägt die PBOC zwei Fliegen mit einer Klappe; zum einen erhöht die Notenbank die knapp gewordene Liquidität und zum anderen unterstützt sie die Konjunkturpolitik der chinesischen Regierung. Letztere wird unseres Erachtens auch relativ bald wieder tätig werden und weitere Stimuli – wie Steuersenkungen – auf den Weg bringen.
China bereitet sich weiter auf den Ernstfall vor, dass der Handelskrieg noch weiter eskaliert. Tatsächlich ist dies wahrscheinlich auch angebracht, trotz der Kompromissbereitschaft, die die Amerikaner gegenüber Mexiko und Kanada gezeigt haben, ist die Volksrepublik der erklärte Lieblingsgegner des US-Präsidenten. Und noch ist der Midterm-Wahlkampf nicht vorbei.
Die Ankündigung führte am Montag zu einer leichten Abwertung des Renminbi. Die Aktienmärkte reagierten mit Verlusten.
In Bezug auf den Wechselkurs betonte die Notenbank abermals, dass sie sich stabile Devisennotierungen wünsche. Im Kontext der anziehenden US-Zinsen und der erhöhten chinesischen Liquidität ist dies aber ein leichter Widerspruch. Es bleibt abzuwarten, ob es sich in diesem Umfeld tatsächlich umsetzen lässt, weiter Abwertungen des Yuan zu vermeiden.
Fazit: Zum dritten Mal in diesem Jahr senkt die chinesische Notenbank den Mindestreservesatz. Sie sorgt damit für mehr Liquidität im Bankensektor und unterstützt die chinesische Wirtschaftspolitik. Die Volksrepublik bereitet sich weiter auf eine Eskalation des Handelskriegs vor. Trotz des Abkommens zwischen den USA und Kanada respektive Mexiko scheint Peking eher skeptisch zu sein, ob Washington nun tatsächlich kompromissbereit ist. Zu oft wurde China freilich auch schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.