Ifo-Geschäftsklimaindex erholt sich unerwartet deutlich - Commerzbank Kolumne
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im August von 101,7 auf 103,8 Punkte unerwartet kräftig angestiegen. Der starke Zuwachs kam vor allem von den Geschäftserwartungen (101,2 nach 98,2 Punkten), aber auch die aktuelle Lage fiel besser als erwartet aus (106,4 nach 105,4 Punkten). Besonders der Dienstleistungsbereich verbesserte sich, die Industrie hat sich dagegen kaum erholt. Dort dämpft immer noch die Aufwertung des Euro die Stimmung, die noch nachwirkt. Außerdem belastet weiterhin der globale Handelskonflikt. Die Entspannung des Handelskonflikts zwischen den USA und der EU könnte aber die Geschäftserwartungen ein wenig aufgehellt haben.
Anleihen
Euroraum: Kreditvergabe (Juli), 10:00 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (August), 16:00 Uhr
Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich im August deutlich aufgehellt: Der ifo-Geschäftsklimaindex sprang unerwartet um gut zwei Punkte nach oben. Vor allem Dienstleistungsunternehmen bewerteten die Konjunktur positiver. Bei den Industrieunternehmen war die Aufhellung dagegen sehr verhalten – offenbar belasten die vielen protektionistischen Maßnahmen die Stimmung. Gleichwohl dürfte sich auch das BIP-Wachstum wieder beschleunigen. Mexiko und die USA haben sich auf ein neues Handelsabkommen geeinigt. Auch eine Einigung mit Kanada ist zu erwarten. Das bisherige Nafta-Abkommen wird von den neuen Vereinbarungen abgelöst. Der Wettbewerbsvorteil mexikanischer Autofabriken dürfte kleiner werden. Der US-Notenbankpräsident Powell hat im Rahmen der Notenbankkonferenz in Jackson Hole den geldpolitischen Ansatz der Fed auf sehr verständliche Art beschrieben. Mithin darf unterstellt werden, dass er sich damit auch gegen die Kritik von US-Präsident Trump wandte. Powell skizierte die Leitplanken der Geldpolitik. Zum einen seien eine konjunkturelle Überhitzung und steigende Inflationsraten zu vermeiden. Zum anderen sollten Zinserhöhungen einen Abschwung auch nicht abwürgen und das Jobwachstum bremsen, solange die Inflationsraten niedrig seien. Um eine optimale wirtschaftliche Entwicklung zu sichern, müssen sich die Währungshüter geschickt zwischen diesen beiden Leitplanken bewegen. Zur Orientierung dienen dabei die Konjunkturdaten und ökonometrische Modelle. Aktuell steht die Fed vor allem vor der Frage, wie hoch der Leitzins sein müsste, um die Konjunktur weder zu bremsen noch zu beschleunigen. Die Fed kann den „neutralen“ Zins nur schätzen. Diese Unsicherheit spricht für langsame Zinserhöhungen – um die Auswirkungen in Ruhe beobachten zu können.
Aktien
Hewlett Packard Enterprise, Ergebnis Q3
Die europäischen Aktienmärkte erwischten gestern einen guten Start in die neue Woche. Die Leitindizes gewannen in der Spitze um bis zu 1,2% (Deutschland). Etwas hinterher hinkte der Aktienmarkt in Italien; hier stieg der Leitindex lediglich um 0,3%. Die Rendite für die 10jährige italienische Staatsanleihe kletterte weiter nach oben und notierte über der Marke von 3,1%. Kursstützend in Europa wirkte unter anderem der Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich im August überraschend deutlich aufhellte. Im Dax (+1,2%) waren vor allem die jüngst kräftig gebeutelten Automobilwerte wie Volkswagen (+2,5%) oder Daimler (+2,5%) sowie deren Zulieferer (Continental: +3%) gefragt. In der zweiten Reihe machte vor allem die Aktie der Metro (+12,2%) von sich reden, nachdem bekannt geworden war, dass der tschechische Milliardär Kretinsky Anteile der Großaktionäre Haniel und Ceconomy übernehmen will. Gefragt waren weiterhin deutsche Technologie-werte. Der TecDax überwand zum ersten Mal seit fast 18 Jahren die Marke von 3.000 Punkten; seit Anfang 2018 gewann er damit fast 20% an Wert. Auf europäischer Sektorenebene waren insbesondere Aktien aus dem Automobilsektor gesucht, die im Schnitt um 2,2% zulegten. Am Ende der Performancerangliste in Europa notierten Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke, die minimale Verluste aufwiesen. Die Börsen in den USA tendierten zum Wochenstart freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 1%. Für Rückenwind sorgte die Einigung zwischen den USA und Mexiko auf ein bilaterales Handelsabkommen als NAFTA-Nachfolger. Auf Sektorenebene waren insbesondere Rohstoffwerte gesucht, die im Schnitt 1,5% gewannen. Dagegen büßten defensive Versorgeraktien als Tagesverlierer im Schnitt um 0,6% ein. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlich, wobei die anfänglichen Gewinne im Handelsverlauf vielerorts dahinschmolzen, so bspw. in Japan und Südkorea.