Gestern endete das dritte Hilfsprogramm für Griechenland - Commerzbank Kolumne
Das dritte Hilfsprogramm für Griechenland lief gestern aus. Seit 2010 hatten die EU, die EZB und der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land insgesamt 274 Mrd. Euro an vergünstigten Krediten zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug musste Athen zahlreiche Reformen umsetzen. Die Wirtschaftsleistung des Landes hat deutlich abgenommen. Das Einkommen der meisten Menschen ist drastisch gesunken und die Arbeitslosenquote ist auf 29% (2013) angestiegen, seitdem aber wieder auf 19% zurückgegangen. Der Schuldenstand des Lands hat sich auf 180% des BIP (2010: 146%) erhöht, aber erst ab 2032 muss Griechenland mit der Schuldentilgung beginnen. Derzeit weist der griechische Haushalt aber wieder einen Überschuss aus und der griechische Staat verfügt über einen beträchtlichen Liquiditätspuffer von schätzungsweise knapp 20 Mrd. Euro. Damit könnte sich Griechenland fast zwei Jahre lang selbst finanzieren. Deshalb wird der griechische Finanzminister zunächst keine Anleihen emittieren. Für Banken wird die Refinanzierung jedoch teurer. Griechische Staatsanleihen können nicht mehr als Sicherheiten, bei der EZB hinterlegt werden, da sie nicht über das erforderliche Rating verfügen. Mit dem Ende des Hilfsprogramms läuft die Ausnahmeregelung aus. Sie müssen jetzt wieder auf die Notkredite (ELA) der griechischen Zentralbank zurückgreifen, für die sie aktuell einen Zinssatz von 1,5% bezahlen, bei der EZB hatten sie das Geld zinslos bekommen.
Die EU wird im Rahmen einer verstärkten Überwachung in vierteljährigem Rhythmus weiter die Reformfortschritte Griechenlands prüfen. An der Überwachung beteiligen sich auch die EZB und der IWF. Die Druckmittel, um Griechenland auf Reformkurs zu halten, sind bescheiden. Die zugesagten weiteren Schuldenerleichterungen sind aber an einer Fortsetzung des Reformkurses geknüpft.
Anleihen
Japan: Kaufhausumsatz (Juli), 07:30 Uhr
Großbritannien: Staatsverschuldung (Juli), 10:30 Uhr
Großbritannien: Industrieumfrage (August), 12:00 Uhr
Der Euro konnte gestern zum US-Dollar gut einen Cent zulegen. Die Kursbewegung dürfte der US-Präsident ausgelöst haben. In einem Interview sagte Trump, er sei „nicht begeistert“, dass die Fed die Zinsen erhöht. Der Fed dürfte seine Äußerung freilich egal sein. Diese Woche werden vor allem die global von der Firma Markit erhobenen Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht, sowie die Bestellungen in den USA. Zum Wochenende beginnt das jährliche Treffen der Notenbanker in Jackson Hole und US-Notenbankchef Powell meldet sich mit einem Redebeitrag zu Wort. Gestern wurde Griechenland aus dem ESM-Programm entlassen und steht nun finanziell wieder stärker auf eigenen Füßen. Bis zur ersten Emission einer neuen Staatsanleihe wird es aber wohl noch bis zu zwei Jahre dauern – akut hat Griechenland auch dank der internationalen Kredite keinen Finanzierungsbedarf. Während das ESM-Programm lief, akzeptierte die Europäische Zentralbank (EZB) griechische Staatsanleihen trotz ihrer niedrigen Bonität als Sicherheit. Diese Ausnahmen gilt nun nicht mehr, für die griechischen Banken wird es daher schwieriger, sich zu refinanzieren (vgl. „Im Blickpunkt“). In einem Interview mit der Frankfurter Sonntagszeitung hat sich Bundesbankpräsident Weidmann für ein baldiges Ende der Nullzinspolitik ausgesprochen. Er sieht eine Normalisierung der Inflation und betonte die negativen Nebeneffekte der Nullzinspolitik. Innerhalb des geldpolitischen Rats der EZB gilt Weidmann als geldpolitischer Falke, der mit seinen Ansichten polarisiert. Noch sind dies vor allem akademische Diskussionen. Vor einer echten Prüfung wird die EZB aber dann stehen, wenn die Inflation in den wenigen, gut ausgelasteten Ländern merklich über zwei Prozent steigen sollte.
Aktien
BHP Billiton, Zahlen Geschäftsjahr 2017/2018
Zu Wochenbeginn keimte unter den Marktteilnehmern in Europa wieder etwas Optimismus. Dabei war auch die latente Schwäche der türkischen Lira kein Hinderungsgrund. Nach drei Wochen mit leichten Kursverlusten scheint der Grad des Pessimismus groß genug zu sein, um auch wieder eine (zumindest) technische Gegenbewegung zu erlauben. Vielleicht beförderten auch die unmittelbar bevorstehenden amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche die Phantasie der Anleger. Der DAX legte 1,0% zu, wobei nach dem initialen Zuwachs kaum mehr Bewegung zu verzeichnen war. Bayer, Hauptverlierer der letzten Woche, konnte sich um 3,0% erholen. Bei Linde (+2,5%) sorgte die Fusionsgenehmigung der EU-Wettbewerbsbehörde für Schub. Auch einige der letzte Woche zur Schwäche neigenden Zykliker platzierten sich bei den Gewinnern: Henkel (+2,3%), Thyssen (+1,9%) und BASF (+1,7%). Größere Verlierer gab es nicht. Etwas geringer als beim DAX fiel die Bewegung im EuroStoxx50 aus: Dieser legte 0,6% zu. In den USA waren die Bewegungen insgesamt noch kleiner. Der Dow Jones zeigte den Tag über eine Spanne von lediglich 0,25% und schloss 0,4% höher, die Nasdaq endete nur 0,1% in der Gewinnzone. Dabei gab es leichte Verluste bei Technologiewerten, den größten Zuwachs erzielten Zykliker wie Grundstoffe, Industrie, Zykl. Konsum und Energie, die mit jeweils ca. 0,7% aber bescheiden blieben. Spitzenreiter im Dow Jones waren Nike (+3,1%). Am Ende lagen Wal Mart (-1,9%) sowie Intel (-1,3%) und Apple (-1,0%). In Asien sind die Kurse heute meist freundlich. Der seit einigen Tagen wieder festere Yuan könnte die Atmosphäre der Handelsgespräche verbessern. In Japan schloss der Nikkei 0,2% höher, die chinesischen Börsen legen ca. 1% zu. Die Vorgaben sprechen für einen ruhigen Handelstag.