ZEW-Umfrage: Stabilisierung der Erwartungen, Ausblick bleibt aber skeptisch - Nord LB Kolumne
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat soeben die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter rund 350 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den Berichtsmonat August veröffentlicht. Demnach haben sich die Konjunkturerwartungen für Deutschland mit nun -13,7 Punkten nach dem Absturz auf einen langjährigen Tiefpunkt im Vormonat merklich stabilisiert. Der weiterhin im Negativbereich notierende Saldo macht aber deutlich, dass die Mehrzahl der befragten Finanzmarktexperten davon ausgeht, dass es um die deutsche Wirtschaft in sechs Monaten nicht mehr so gut bestellt sein wird wie derzeit noch. Die Erwartungen für die Eurozone konnten sich mit -11,1 Punkten ebenfalls wieder aufhellen, auch hier bleibt der Ausblick per Saldo jedoch pessimistisch.
Die heutigen, durchaus recht erfreulichen Zahlen des ZEW dokumentieren, dass die große Besorgnis unter den Analysten und Volkswirten, wonach ein von US-Präsident Donald Trump initiierter Handelskrieg der Weltwirtschaft und freilich auch der deutschen Konjunktur den Garaus machen würde, durch die jüngsten Vereinbarungen zumindest ein klein wenig in den Hintergrund getreten ist. Exemplarisch zeigt sich dies auch an der Brancheneinschätzung für die Automobilwirtschaft, die vom protektionistischen Kurs der US-Regierung besonders bedroht wäre: Hier werden die Aussichten zwar immer noch als düster beurteilt, gegenüber dem Vormonat konnte sich diese Komponente aber immerhin um 16,5 Saldenpunkte verbessern.
Die weiterhin positive und sogar wieder leicht verbesserte Beurteilung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage passt gut zu den am heutigen Morgen veröffentlichten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, wonach das Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal preis- und saisonbereinigt um ansehnliche 0,5% Q/Q zulegen konnte.
Die Umfrage des ZEW legt eine in der augenblicklichen Gemengelage durchaus nachvollziehbare und plausible Interpretation nahe: Der deutsche Konjunkturmotor läuft zur Jahresmitte mehr oder minder rund, erste Bremsspuren und ein Herunterschalten auf eine geringere Drehzahl werden sich im weiteren Verlauf aber ankündigen. In unserer Prognose eines Wirtschaftswachstums von knapp 2% in diesem Jahr sehen wir uns mit dem heute veröffentlichten Stimmungstest bestätigt.
Dennoch bleiben zahlreiche Risiken für eine zumindest robuste Konstitution der deutschen Wirtschaft im Blickfeld. Neben den erratischen Polit-Eskapaden des US-Präsidenten ist hierbei an die Gefahr eines ungeordneten Brexit, den waghalsigen Kurs der panpopulistischen Regierung in Italien sowie die Krise in der Türkei mit denkbaren Kollateralschäden für andere Emerging Markets zu denken.
Fazit: Die vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich nach dem Absturz auf einen langjährigen Tiefpunkt nun merklich stabilisiert. Diese durchaus recht erfreulichen Zahlen dokumentieren, dass die große Besorgnis unter den Analysten und Volkswirten, wonach ein von US-Präsident Donald Trump initiierter Handelskrieg der Weltwirtschaft und freilich auch der deutschen Konjunktur den Garaus machen würde, zumindest ein klein wenig in den Hintergrund getreten ist. Der weiterhin im Negativbereich notierende Indikator macht aber deutlich, dass die Mehrzahl der befragten Finanzmarktexperten davon ausgeht, dass es um die deutsche Wirtschaft in sechs Monaten nicht mehr so gut bestellt sein wird wie derzeit noch. Der deutsche Konjunkturmotor läuft zur Jahresmitte mehr oder minder rund, erste Bremsspuren und ein Herunterschalten auf eine geringere Drehzahl werden sich im weiteren Verlauf aber ankündigen.