US-Sanktionen gegen den Iran – keiner will sie, dennoch wirksam? - Commerzbank Kolumne
Seit gestern sind wieder US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft. Sie betreffen Devisen- und Edelmetallgeschäfte sowie den Handel mit Stahl und Kohle. Zudem umfassen sie noch Software für die Industrie und die Autobranche. Ausnahmen seien laut eines Regierungsvertreters zwar nicht geplant. Allerdings könne es auf Antrag Einzelfallprüfungen geben. Ab November treten weitere US-Sanktionen in Kraft, mit denen vor allem die iranischen Ölexporte unterbunden werden sollen. Beim letzten Embargo bis Anfang 2016 gab es Ausnahmen und die USA drohen nun sehr offen mit Strafen, was private Unternehmen, die für die USA auf irgendeine Weise erreichbar sind, zum Rückzug aus dem Irangeschäft veranlasst. Bereits im Juli fiel die iranische Ölproduktion wegen der anlaufenden Sanktionen um 100 Tsd. Fass/Tag. Man rechnet vor diesem Hintergrund damit, dass das jetzige Embargo wirksamer sein wird als das letzte und die iranischen Ölexporte um mehr als 1 Mio. Fass/Tag fallen. Allerdings will im Grunde niemand, außer den USA, Saudi Arabien und Israel die Sanktionen. Die Wirksamkeit des Ölembargos hängt deswegen vor allem auch davon ab, wie vehement sich die Großabnehmer iranischen Öls also die EU, Indien, China, Korea und Japan gegen die USA stellen. Im Fall von China ist sogar mit höheren Importen (zuletzt ca. 650 Tsd. Fass/Tag) zu rechnen, da man im Zuge des Handelskriegs mit den USA die US-Ölimporte ersetzen will. Auch die Türkei, die bisher nicht zu den Großabnehmern zählt, könnte mehr iranisches Öl importieren. Das Risiko für einen Rückgang des Angebots beträgt deswegen wohl maximal ca. 1,5 Mio. Fass/Tag. Die Sanktionen könnten aber auch weitgehend ins Leere laufen. Die EU erscheint bisher aber hilflos, sich gegen die Iran-Sanktionen zu wehren und beschränkt sich auf Rhetorik. Allerdings geben die Iran-Sanktionen einen Anlass für engere Kooperationen mit China, Indien, Russland, Iran und sogar der Türkei.
Anleihen
China: Handelsbilanz (Juli), 05:05 Uhr
Die Krise in der Türkei hat vorläufig ihren Höhepunkt erreicht. Nach kräftigen Abwertungen auf neue Rekordtiefs ggü. US-Dollar und Euro sowie Renditenanstiegen (10-jährige auf bis zu 20%) senkte die türkische Zentralbank am Montag ihren Mindestreservesatz für ausländische Währungen von 45% auf 40%. Dabei soll rund 2,2 Mrd. USD an Liquidität frei geworden sein. Dies führte gestern zu einer zwischenzeitlich leichten Entspannung, die Lira wertete sich zwischenzeitlich aber erneut ab. Das Problem ist das geschwundene Vertrauen der Investoren in die türkische Notenbank. Staatspräsident Erdogan verhinderte jüngst dringend notwendige Zinserhöhungen. Die Inflationsrate stieg im Juli auf 15,8%. Belastend wirken auch die vergangenen Mittwoch verhängten US-Sanktionen. Es droht ein Abriss der Finanzierung des extrem hohen Leistungsbilanzdefizits von derzeit 6,3% des BIP. Dies könnte die Währung erneut unter Druck setzen. Die Krise könnte sich noch ausweiten und länger anhalten. Gestern traten die US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft und der Ölpreis stieg in Folge leicht an (siehe dazu im Blickpunkt). Trotzdem nahm die Risikoaversion an den Kapitalmärkten ab, da die Sanktionen nicht überraschend kamen. Gestern tendierten die Staatsanleihen überwiegend schwächer. Kursgewinne verzeichneten dagegen einige „riskantere“ Euro-Staatsanleihen, unter anderem italienische. Wirtschaftsminister Maio hatte daraufhin gewiesen, dass man versucht, die EU-Regeln einzuhalten. Dies dürfte aber nicht dazu führen, dass Wahlversprechen nicht umgesetzt wird. Heute sollen die Haushaltsgespräche in Italien fortgesetzt werden. Der Euro erholte sich gestern auf über 1,16 US-Dollar. Die chinesischen Devisenreserven stiegen im Juli leicht an, man befürchtete einen stärkeren Rückgang nach der Abwertung des Renminbi mit möglicherweise größeren Verkäufen von US-Treasuries.
Aktien
Münchener Rück, Brenntag, Fraport, Ergebnis Q2
Eon, Ergebnis 1. Hj.
Ahold, ABN Amro, Glencore, Prudential, Ergebnis Q2
Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern solide Gewinne verzeichnen. Dabei ließen sich die Marktteilnehmer auch von den Turbulenzen in der Türkei oder den nun wieder in Kraft getretenen Sanktionen gegen den Iran nicht aus der Ruhe bringen. Zudem konnte sich der türkische Markt (BIST 100 +2,3%) nach Gerüchten über Rettungsaktionen des Internationalen Währungsfonds und der Hoffnung auf politische Gespräche zwischen den USA und der Türkei wieder erholen. Ansonsten dürfte allein das Ausbleiben neuer Nachrichten im Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt bereits ausgereicht haben, die Märkte nach oben zu bringen. Denn klare Treiber waren ansonsten nicht zu erkennen. Allerdings verhalf u.a. das gute Ergebnis des Indexschwergewichtes Unicredit (+2,9%) dem italienischen Markt zum Spitzenplatz auf der regionalen Ebene. Zum Tagesgewinner avancierte der Grundstoffsektor (+1,8%), der von steigenden Rohstoffpreisen (Spekulationen auf Produktions-kürzungen) profitierte, während IT und Einzelhandel (-0,4% bzw. -0,3%) die rote Laterne hielten. Hier enttäuschte z.B. Zalando (-5,6%) mit den Quartalszahlen während Ahold (-3,4%) unter einem negativen Analystenkommentar litt. Im IT-Sektor fielen u.a. Atos (-10,4%) mit schwachen Zahlen auf. Die US-Märkte setzten ihren Weg nach oben fort. Dabei waren zyklische Sektoren gefragt. Der Markt setzt damit weiter auf die sehr gute Berichtssaison und das starke Wirtschaftswachstum, allen an Dynamik verlierenden Makroindikatoren zum Trotz. Beim S&P500 ist das Allzeithoch vom Januar nur noch wenige Punkte entfernt. In Asien zeigen sich die Märkte uneinheitlich mit einem positiven Grundton. Angesichts der nun bestätigten neuen US-Strafzölle notieren die chinesischen Märkte einmal mehr schwächer.