Fed-Chef Powell lässt sich nicht von Trump vom Kurs abbringen - Commerzbank Kolumne
Die Fed-Sitzung stand gestern unter dem Eindruck von Trumps Kritik an den Zinserhöhungen. Vor ein paar Tagen hatte der US-Präsident in einem Interview die Fed offen kritisiert. Fed-Chef Jerome Powell hat jedoch gezeigt, dass sich die Fed nicht vom Kurs abbringen lässt, indem er im Statement ähnliche Worte gewählt hat wie schon im Juni. Sie spricht jetzt von einem Wirtschaftswachstum mit hohen Raten, vorher bezeichnete sie das Wachstum lediglich als solide. Gestern gab es wie erwartet von der Fed keine neuen Informationen, es war auch keine Pressekonferenz angesetzt. Mit einer Zinserhöhung wurde allgemein nicht gerechnet. Weitere graduelle Zinserhöhungen werden vom Offenmarktausschuss aber aufgrund des starken Wirtschaftswachstums, wegen des robusten US-Arbeitsmarkts sowie einer Inflation in der Nähe des symmetrischen Zwei-Prozent-Zieles erwartet. Einen engen Arbeitsmarkt signalisierte gestern auch der ADP-Bericht zum Arbeitsmarkt, der einen stärker als erwarteten Stellenaufbau von 219.000 Stellen im Juli meldete. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe fiel zwar im Juli von 60,2 auf 58,1 Punkte, bleibt aber auf hohem Niveau. Eine Zinserhöhung der Fed im September ist somit so gut wie sicher und in den Märkten fast vollständig eingepreist. Nach den zwei noch zu erwarteten Zinserhöhungen in diesem Jahr, dürfte der Automatismus von einer Zinserhöhung alle drei Monate nicht mehr lange so weitergehen. Der Leitzins rückt nämlich dem sogenannten neutralen Zins, der weder expansiv noch restriktiv wirkt, den die Fed auf 3% schätzt, langsam näher. Die Zinspolitik sollte daher mehr und mehr datenabhängig werden. Die Fed wird in der September-Sitzung ihre Wortwahl dahingehend ändern, indem sie nicht mehr von einer akkommodativen, sondern einer neutralen Geldpolitik sprechen wird.
Anleihen
Großbritannien: Zinsankündigung der BoE, 13:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Auftragseingänge Industrie (Juni), 16:00 Uhr
Der Renditeanstieg bei Staatsanleihen nimmt allmählich Fahrt auf. Lag die laufende Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen Anfang Juli noch unter 0,30%, stieg sie gestern von 0,45% auf über 0,49% an. Zehnjährige US-Treasuries rentierten mit 3,01% das erste Mal seit Mitte Juni wieder über der 3%-Marke. Auch in Japan ging der Renditeanstieg weiter; die laufende Verzinsung lag im Hoch mit 0,14% weit über dem Notenbankziel von 0%. Zwar hatte die Bank von Japan am Dienstag eine flexiblere Gestaltung ihres Renditeziels verkündet, der Markt dürfte jedoch nun gespannt sein, ab welcher Rendite die Zentralbank sich gezwungen sieht, einzuschreiten und mit Anleihekäufen den Anstieg zu begrenzen. Der Rentenmarkt reflektiert damit insbesondere die weitere Zinserhöhungsabsicht der US-Notenbank Fed, deren Gremium gestern Abend tagte. Wie erwartet beließ die Fed ihren Leitzins stabil (Spanne 1,75% bis 2,0%). Aus dem Kommuniqué geht hervor, dass sie an ihrem Kurs der graduellen Zinserhöhungen festhält (die nächste Zinserhöhung wird für September erwartet). Die Fed änderte ihre Einschätzung zur Wirtschaftslage auf "stark" von zuvor "solide" (siehe „Im Blickpunkt“). Unterschiedliche Signale lieferte gestern die US-Wirtschaft: Laut des privaten Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP haben die US-Unternehmen ihren Personalbestand im Juli mit 219.000 Stellen stärker als erwartet aufgestockt. Dagegen schwächte sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe ab. Der ISM-Index fiel im Juli überraschend auf 58,1 Punkte (Juni 60,2) und damit stärker als prognostiziert. Überbewerten sollte man diesen Rückgang aber nicht, denn der Index bewegt sich schon seit gut einem Jahr in der Bandbreite zwischen 57 und 61 Punkten und zeigt somit eine äußerst robuste Stimmung.
Aktien
BMW, Continental, Ergebnis Q2
Siemens, Metro, Ergebnis Q3
Axa, ING, Société Général, Halbjahreszahlen
ProSiebenSat1, Halbjahreszahlen
Lanxess, Rheinmetall, Rhön-Klinikum, Ergebnis Q2
Dow DuPont, Ergebnis Q2
Die im asiatischen Handel wieder aufgekommenen Handelssorgen drückten auch die europäischen Aktienmärkte in die Verlustzone. Im Vorfeld des abendlichen Zinsentscheids der US-Notenbank blieben die Anleger grundsätzlich zurückhaltend. Im deutschen Leitindex Dax 30 belasteten insbesondere ein vorsichtiger Ausblick bei VW (-3,7%) und eine Prognosesenkung bei ThyssenKrupp (-0,7%). Dabei wurden die trotz aller Belastungen beachtlichen Quartalsdaten des Automobilproduzenten nicht goutiert. Die Aktie des Stahlproduzenten konnte sich hingegen nach anfangs deutlicheren Verlusten erholen. Trotz starker Quartalsdaten und eines angehobenen Ausblicks fand sich auch die Aktie von Infineon (-3,1%) im hinteren Bereich der Kursliste wieder. Hier dürften die Sorgen um das Geschäft mit der Automobilindustrie belastet haben, auch wenn das Zahlenwerk darauf keinen Hinweis gab. Da-gegen konnte sich die Aktie von FMC (+1,6%) leicht von den Abschlägen des Vortags erholen. Auch im EUROSTOXX 50 stand mit Sanofi (+1,7%) ein Titel aus dem Gesundheitswesen an der Spitze des Auswahlindex. Letztendlich war der Pharmasektor (+0,9%) eine der wenigen Branchen, die zulegen konnten. Dagegen standen vor allem Versorger (-1,7%) und Automobile (-2,5%) unter Druck. An der Wall Street setzte sich unter der Führung von Apple (+5,9%) die Erholung des IT-Sektors (+1,0%) weiter fort. Daneben konnte einzig Real Estate (+0,7%) spürbar zulegen. Unter den Auswahlindizes entwickelte sich nur der Nasdaq 100 fester (+0,6%). In Asien bleibt heute Morgen der negative Trend erhalten, vor allem die chinesischen Märkte geben deutlich nach.