Keine neuen Details bei der EZB-Ratssitzung - Commerzbank Kolumne
Die gestrige EZB-Ratssitzung bot wie erwartet wenig Neues, schließlich wurde schon auf der Sitzung im Juni ein Fahrplan bezüglich der Normalisierung der Geldpolitik vorgelegt. Viele erhofften sich jedoch, dass Details über die Aussage, die Zinsen sollen mindestens bis über den Sommer 2019 hinaus auf sehr niedrigem Niveau verharren, preisgegeben werden. Wie im Juni lieferte Draghi keine Details zur Frage, wie die EZB fällig werdende Anleihen in der Zukunft reinvestieren wird. Er sagte nur, dass darüber nicht gesprochen wurde. Bei einem Kaufvolumen von gut 180 Mrd. EUR hätte man sich mehr Informationen über Laufzeit und Länderschlüsselung erhofft.
Anleihen
Deutschland: Importpreise (Juni), 8:00 Uhr
USA: Bruttoinlandsprodukt (2. Quartal), 14:30 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen Michigan (Juli), 16:00 Uhr
Der Rentenmarkt kam gestern erst durch EZB-Präsident Draghis Aussagen in Schwung. Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank lag die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um die 0,42%, danach sank sie in Richtung 0,39%. Der Markt interpretierte Draghi dahingehend, dass die EZB an ihrem langsamen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik festhält. Gegenüber der letzten Sitzung gab es nur wenig neue Erkenntnisse: Die Wirtschaft im Euroraum habe sich inzwischen stabilisiert (vorher: schwächer), der heimische Kostendruck habe sich erhöht und ausgeweitet (vorher: nur erhöht). Des Weiteren beobachtet die EZB mittlerweile höhere Lohnabschlüsse, deren Anstieg sich von 1,5% im vierten Quartal 2017 auf 1,8% im ersten Quartal 2018 beschleunigt hat. Draghi lieferte keine Details zur Frage, wie die EZB fällig werdende Anleihen in der Zukunft reinvestieren wird. Aktuell sieht es so aus, als ob sich Wirtschaft, Löhne und Inflation in Richtung der EZB-Erwartungen entwickeln. Wir gehen daher weiter davon aus, dass die EZB ihre Anleihekäufe zum Jahresende einstellen wird. Allerdings rechnen wir nach wie vor nicht mit einem klassischen Zinserhöhungsprozess, auch wenn die EZB ihren Einlagensatz im Herbst 2019 vermutlich von -0,4% auf -0,3% anheben dürfte (siehe auch „Im Blickpunkt“). In den USA sind die Auftragseingänge langlebiger Güter im Juni um 1% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Dies war zwar deutlich weniger als mit 3% erwartet worden war, aber der erste Anstieg nach zwei Monaten mit Rückgängen. Für den Ordereingang ohne den Transportbereich wurde ein Plus von 0,4% M/M (Mai: +0,3%) gemeldet. Die Bestellungen für zivile Investitionsgüter ohne Flugzeuge kletterten um 0,6%. Damit bleibt das Wachstum der US-Wirtschaft weiter solide.
Aktien
BASF, BBVA, Ergebnis Q2, H1
BT Group, Ergebnis Q1
Danone, Ergebnis H1
Exxon Mobil, Ergebnis Q2
Merck & Co., Philips Lighting, Ergebnis Q2
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern nach dem schwachen Vortag zumeist freundlich. Die Leitindizes stiegen in der Spitze um bis zu 1,8% (Deutschland). Verantwortlich für die Wende am Aktienmarkt zeichnete vor allem die Nachricht aus Washington, dass sich die USA und Europa im Zuge des Handelsstreits zunächst geeinigt haben, keine neuen Zölle einzuführen. Stattdessen will man weiter verhandeln, um nach Möglichkeit einvernehmliche Lösungen zu finden. Die kurzfristige Deeskalation im Handelsstreit führte natürlich an den europäischen Börsen dazu, dass Automobilaktien, die am Vortag auch nach einigen Gewinnwarnungen noch zu den großen Verlierern gehörten, zurückgekauft wurden (Volkswagen: +4%; BMW: +4,4%). Auf europäischer Sektorenebene führten sie mit recht deutlichem Abstand die Gewinnerliste mit durchschnittlichen Zuwächsen von 2,6% an. Selbst die Aktie von Daimler (+2,8%) drehte nach einem anfänglichen Minus ins Plus, obwohl das Unternehmen recht enttäuschende Geschäftszahlen präsentierte. Am Ende der Performancerangliste in Europa notierten Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke, die im Schnitt 0,1% einbüßten. Die Börsen in den USA tendierten uneinheitlich. Während der Dow Jones-Index um 0,4% zulegte, verlor der Nasdaq Composite-Index 1%. Im Fokus stand hier die Aktie von Facebook, die nach schwachen Zahlen und einem verhaltenen Ausblick rd. 19% an Wert verlor. Auf Sektorenebene (S&P 500) waren insbesondere Versorgerwerte gefragt (+ 1,1%). Tagesverlierer waren IT-Aktien (-1,6%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss uneinheitlich. Der Nikkei 225-Index legte trotz eines leicht festeren Yen aber um 0,6%.