ifo-Geschäftsklima praktisch unverändert - bange Blicke auf Handelskonflikt - Nord LB Kolumne
Das Münchener ifo-Institut hat vor wenigen Minuten die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat Juli veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft kaum gegenüber dem Vormonat verändert. Der ifo-Geschäftsklimaindex ging auf 101,7 Punkte zurück. Während die aktuelle Lage (105,3 Punkte) im laufenden Monat leicht besser beurteilt wird, wurden die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen (98,2 Punkte) von den Unternehmen ein weiteres Mal nach unten korrigiert.
Auf sektoraler Ebene hat sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Handel leicht eingetrübt. Dem stehen jedoch ein leichter Zuwachs im Dienstleistungssektor sowie eine erhebliche Stimmungsverbesserung im Bauhauptgewerbe gegenüber. Der Teilindex markiert im Juli einen neuen Rekordwert. Letzteres ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Dynamik in der Bauwirtschaft nach der witterungsbedingt gedämpften Entwicklung im ersten Quartal spürbar beschleunigt hat. Für die Industrie waren die jüngsten Konjunktursignale nicht einheitlich. Der vom ifo Institut skizzierten leichten Abschwächung des Geschäftsklimas steht ein Anstieg des Markit Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe auf 57,3 Punkte gegenüber.
Während die aktuelle konjunkturelle Verfassung weiterhin insgesamt als gut zu bezeichnen ist, sind in den vergangenen Monaten mit dem Handelskonflikt dunkle Gewitterwolken am Konjunkturhimmel aufgezogen. Aufgrund der Drohung Donald Trumps, Strafzölle auch auf den Import von Kraftfahrzeugen und Fahrzeugteilen zu erheben, zeichnet sich eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und der EU ab.
Strafzölle auf Autoimporte hätten wegen des Volumens von jährlich über EUR 50 Mrd. deutlich negativere Folgen als die bislang eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium (jährlich knapp EUR 6,5 Mrd.), sowohl für die EU als auch für die USA selbst. Vor allem deutsche Hersteller würden hierunter wegen der Bedeutung des US-Marktes leiden. Andererseits produzieren viele Hersteller bereits in den USA, u.a. für den chinesischen Markt. Gegenmaßnahmen anderer Staaten und erhöhte Importkosten von Vorleistungen könnten somit eine Verlagerung von Produktionsstandorten provozieren. Aber auch die US-Autokonzerne haben in den Anhörungen der US-Administration vor neuen Strafzöllen im Automobilsektor gewarnt. Und nicht zuletzt würde der US-Verbraucher einen Gutteil der Zeche aufgrund deutlich höherer Verkaufspreise zahlen.
Viel Hoffnung ruht nun auf den heutigen Gesprächen des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und der Handelskommissarin Cecilia Malmström mit Donald Trump. Dies könnte der letzte Versuch sein, die Strafzölle auf Autos und entsprechende harte Gegenmaßnahmen der EU noch abzuwenden. Sollten diese Bemühungen scheitern, ist eine Eskalation des Handelskonflikts kaum noch abzuwenden, was eine Abkühlung der globalen Konjunktur nach sich ziehen würde.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli wie erwartet nur noch marginal gesunken. Die Stimmung leidet seit Monaten unter den zunehmenden politischen Risiken. Vor allem die drohende Eskalation des Handelskonflikts mit den USA lastet auf den Konjunkturerwartungen der stark exportorientierten Unternehmen. Die noch immer sehr gute aktuelle Lage sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der protektionistische Kurs der USA unter Donald Trump zu einer zunehmenden Belastung für die deutsche und globale Konjunktur wird. Die EZB wird auf ihrer morgigen Sitzung die gestiegenen Risiken ebenfalls thematisieren, wir halten es aber nicht für wahrscheinlich, dass die Notenbank neue Entscheidungen zur Geldpolitik bereits in diesem Monat treffen wird.