USA: Inflationsrate mit 2,9% auf dem höchsten Stand seit 2012! - Nord LB Kolumne
Vor wenigen Minuten wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Zahlen zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Demnach kam es im Juni zu einem Anstieg um 0,1% M/M. Die Jahresrate zog auf 2,9% an. Die Konsumentenpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten ein Plus von 0,2% M/M – die Jahresrate kletterte auf 2,3%.
Der Headline Index ist etwas unter den Erwartungen ausgefallen. Preisrückgänge waren bei Energie und Hotelunterbringungen zu verzeichnen. Aber selbst das moderate Monatsplus im Berichtsmonat Juni sorgte für ein weiteres Anziehen der Jahresrate auf das höchste Niveau seit 2012, was mit 2,9% nur noch marginal unter der psychologisch wichtigen Marke von 3% liegt. Aufgrund von Basiseffekten rechnen wir auch für Juli-Zahlen im August mit einer nochmals leicht höheren Jahresrate – dann sollten also durchaus die 3% erreicht werden können!
Die gute Arbeitsmarktlage sorgt für einen langsam zunehmenden Lohndruck, der in den Preisen weitergegeben wird. Entsprechend zog auch die Inflationsrate exklusive Nahrung und Energie nochmals an auf nunmehr 2,3% Y/Y. Diese sogenannte Kernrate spielt für die Notenbanker im FOMC durchaus eine Rolle.
Das generell erfreulich positive Konjunkturumfeld zusammen mit dem Anstieg der Inflation in einem Bereich nahe der wichtigen Marke von 3% werden die US-Notenbanker als Begründung heranziehen, die Normalisierung der geldpolitischen Ausrichtung fortzusetzen.
Auf der kommenden FOMC-Sitzung am 1. August wird noch nichts geschehen, doch bereits auf der übernächsten am 26. September kann ein erneuter Zinsschritt nicht ausgeschlossen werden. Darauf deuteten auch die Äußerungen einzelner Notenbanker sowie die Hinweise im FOMC-Protokoll (Minutes). Wir gehen davon aus, dass angesichts des stabilen Umfelds der nächste Hike im September vorgenommen wird, diesem im Dezember aber kein weiterer Zinsschritt folgen wird. Dann nämlich dürften erstens die Konjunkturdaten sowie die Inflationszahlen wieder etwas moderater ausfallen und zweitens die Verunsicherung im Zuge des Handelskrieges nochmals größer geworden sein.
Allerdings wollen wir auch insgesamt vier Hikes in 2018 nicht ganz ausschließen – die konjunkturelle Lage könnte es wohl erlauben. Vieles wird davon abhängen, ob die neuen Zölle der USA Gegenmaßnahmen der Handelspartner provozieren und ob der Handelskrieg eskaliert. In diesem Falle würde die Federal Reserve wohl von weiteren Leitzinsanhebungen Abstand nehmen – selbst wenn beiderseitige Zölle auch die Inflationsrate etwas höher treibt.
Fazit: Die Konsumentenpreise in den USA sind im Juni um 0,1% M/M weniger stark als erwartet angezogen. Die auf 2,9% gekletterte Inflationsrate notiert dennoch nur noch knapp unter der Marke von 3,0%. Die Kernrate zog erneut an auf 2,3% Y/Y. Insgesamt liegen also zusammen mit einer robusten Konjunkturentwicklung ausreichend Argumente für die Federal Reserve auf dem Tisch, auf der (übernächsten) FOMC-Sitzung am 26. September zu handeln. Davon gehen wir aus. Allerdings erwarten wir, dass die Notenbanker dann im Dezember eine Pause einlegen werden, wenn erstens die Konjunktur- und Inflationsdaten wieder etwas moderater ausfallen und zweitens die Auswirkungen eines Handelskrieges spürbar auch auf die Stimmung drücken werden. Insofern haben wir den Termin für die (einzige in 2018 verbliebene ) Zinsanhebung von Dezember auf September vorgezogen.