Steinhoff Aktie: Tanz um eine Zahl
Die Zahl des Tages bei der Steinhoff Aktie ist heute eindeutig: 0,58 Euro. Nach Abschreibungen im kleinen zweistelligen Milliardenvolumen ist das Eigenkapital je Steinhoff Akte weit gefallen und der Buchwert liegt nun bei dieser Summe. Der aktuelle Aktienkurs von Steinhoff, der heute in der Spitze 9 Cent erreicht, liegt weit darunter. Nun ist es alles andere als ein Einzelfall, dass eine Aktie unter dem Buchwert je Aktie des Unternehmens notiert. An der Börse drückt sich so schlicht und einfach Misstrauen gegenüber der Werthaltigkeit dieses Eigenkapitals aus - ein Misstrauen, das gerade im Fall Steinhoff nach dem Bilanzskandal und einem alles andere als berauschend laufenden operativen Geschäft nicht überrascht. Daran haben auch die hohen Abschreibungen nichts geändert, die die zunächst bei Aufdeckung des Bilanzskandals vom Unternehmen genannten 6 Milliarden Euro bei Weitem übersteigen.
So kommt die Steinhoff Aktie auch heute bisher nicht über die Barriere bei 0,09 Euro hinaus, die seit Juni eine deutliche Widerstandsmarke für den Aktienkurs des immer noch im SDAX-notierten Unternehmens darstellt. Aktuell liegt der Steinhoff Aktienkurs bei 0,085 Euro mir mehr als 4 Prozent im Plus. Am Freitag war das Papier zwischenzeitlich auf ein neues Allzeittief bei 0,071 Euro gefallen, konnte sich aber erholen, nachdem Steinhoff International die Halbjahresbilanz vorgelegt hat - in der ungeprüften Version.
Auch wenn die Abschreibungen einige Unklarheiten über die Werthaltigkeit von Steinhoffs Bilanz bereinigt haben, sind immer noch sehr viele Fragen offen. Mehr als ein halbes Jahr nach Aufdeckung der Bilanzmanipulationen laufen immer noch die Untersuchungen, immer noch durchdringt das Management Teile des tief verschachtelten Unternehmens nicht. Zudem sind die Halbjahreszahlen ein veraltetes Bild: Zwischenzeitlich hat Steinhoff International die Verkäufe der Poco-Beteiligung und des österreichischen Verlustbringers kika/Leiner in die Wege gebracht - geboren allerdings aus der Not der finanziellen Schieflage, die das operative Geschäft stark belastet, nicht aus einer Position der Stärke. Beim riesigen Sorgenkind, dem US-Konzern Mattress Firm, steigen dagegen die Verluste und eine Trendwende ist bisher nicht in Sicht. Wie werthaltig die 0,58 Euro Eigenkapital je Steinhoff Aktie wirklich sind, bleibt also abzuwarten.
Und so reduziert sich letztlich alles auf zwei Punkte: Wird es Steinhoff bis zum 20. Juli gelingen, die endgültige Unterstützung der Gläubiger für das Sanierungspaket zu gewinnen und - ganz wichtig - was das Sanierungspaket an konkreten Punkten vorsieht. Und kann eine „neue”, deutlich abgespeckte Steinhoff International genug Geld verdienen, um irgendwann neben dem Schuldendienst und eventuellen Besserungsabsprachen irgendwann einmal auch Geld für die Aktionäre zu erwirtschaften. Die kommenden Wochen werden einige Antworten hierauf geben. Die 0,58 Euro werden in den Diskussionen um die Steinhoff Aktie dann vielleicht längst vergessen sein. An der Börse spielt die Zahl, siehe Aktienkurs, derzeit ohnehin kaum eine Rolle.