China: Handelskrieg drückt auf die Stimmung - Nord LB Kolumne
Bereits am Samstag erfolgte die Veröffentlichung der offiziellen Einkaufsmanagerindizes bzw. der CFPL PMI. Heute Morgen wurde auch der Caixin Manufacturing publiziert. An beiden Indizes machen sich leichte Bremsspuren bemerkbar. Der staatliche, auf große Produzenten fokussierte CFPL reduzierte sich im Juni um 0,4 Punkte. Damit ist die Erholung im Mai nunmehr wieder kassiert. Dabei ist der Rückgang relativ breit. Besonders deutlich ist er bei den kleineren Unternehmen. Die Auftragskomponenten verstärken den Eindruck, dass es auch künftig eher talwärts geht.
Der Rückgang beim inoffiziellen, eher auf kleinere private Unternehmen orientierten, Caixin PMI war nicht ganz so deutlich. Allerdings war hier der Vormonat schon negativer ausgefallen als beim CFPL. Auch in dieser Umfrage zeichnet sich ein Rückgang der Nachfrage aus In- und Ausland ab.
Der Handelskrieg hinterlässt langsam seine Spuren. Schon zuvor war Chinas Wirtschaft durch das Deleveraging, also durch die Bemühungen, die übermäßige Verschuldung im Unternehmenssektor abzubauen, eher ausgebremst. Hinzu kommen nun die Zölle auf beiden Seiten und die recht wahrscheinlich gewordene weitere Eskalation auch im nicht-tarifären Bereich. Die zwischenzeitlichen Pläne der US-Regierung, chinesische Investitionen in den USA zu be- und verhindern zählen dazu.
Wir rechnen damit, dass die Konjunktur sich weiter abkühlt. Damit sind wir nicht allein: Auch die PBOC äußerte entsprechende Bedenken und hat in den letzten Wochen einiges an Liquidität zur Verfügung gestellt, vor einer Woche etwa den Mindestreservesatz um 0,50% gesenkt. Weitere Maßnahmen der Notenbank aber auch der Regierung sind zu erwarten.
Auch die anhaltende Abwertung des Renminbi deuten wir als ein Mittel, den Folgen der Zölle entgegenzuwirken. So wertete die chinesische Währung in den letzten 7 Tagen um 2,5% ab, in den letzten zwei Wochen verlor er nunmehr 4,0% an Wert. Die strategische Abwertung wurde bereits im Frühjahr in China als ein Szenario diskutiert, um die Zollwirkungen zu kompensieren. Die Bewegung kann nicht mehr zufällig sein. Insbesondere in ihrer Persistenz. Strategische Abwertung heißt aber auch, dass der Rest der Welt an den Kosten der Auseinandersetzung beteiligt wird.
Fazit: Die Einkaufsmanagerindizes weisen Bremsspuren auf. Diese sind noch nicht sehr deutlich, werden sich in der nächsten Zeit jedoch vertiefen. Der aktuelle US-amerikanische Präsident zeigt immer wieder, dass ihm nicht an einer gütlichen Einigung gelegen ist. Die Eskalation wird globale Auswirkungen haben. China bereitet sich darauf vor: Die PBOC stellt mehr Liquidität zur Verfügung und seit 10 Tagen wertet der Renminbi Tag für Tag ab. Auch die Regierung wird mit Konjunkturmaßnahmen nicht mehr lange auf sich warten lassen.