Italienische Banken erneut im Fokus, Lage ist unklarer geworden - Commerzbank Kolumne
In welchem Umfang die neue italienische Regierung ihre Wahlversprechen umsetzen kann und wird, ist die große Frage. Für Banken ist die Gemengelage schwieriger geworden. Zu gestiegener wirtschaftlicher Unsicherheit, die direkt negativ auf die (bis dato bereits schwache) Kreditnachfrage wirkt und zu höherer Risikovorsorge führen kann, kommt auch noch eine veränderte Zinserwartung hinzu. Ein wichtiger Indikator ist in diesem Kontext der 3-Monats-Euribor. Statt im Frühjahr oder Sommer 2019 (graue Kurven) wird jetzt frühestens im Herbst 2019 mit positiven Zinsen gerechnet (gelbe Kurve). Damit könnten Hoffnungen auf eine Ausweitung der Zinsmarge verfrüht sein. Negative Gewinnrevisionen sind wahrscheinlicher geworden.
Anleihen
USA: S&P CaseShiller Hauspreise (April), 14:30 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Juni), 16:00 Uhr
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ging im Juni von 102,3 auf 101,8 Punkte wie erwartet zurück. Während die Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter einschätzten als im Mai und als erwartet (105,1 nach 106,1 Punkte), verharrte die Beurteilung der Geschäftserwartungen auf dem Vormonatsniveau (98,6 Punkte). Viele hatten insgeheim mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Nachdem der Ifo-Geschäftsklimaindex bis Frühjahr kräftig gesunken ist, hat sich sein Rückgang jetzt verlangsamt. Damit ist nur eine konjunkturelle Abschwächung zu sehen und nicht der Beginn eines Abschwungs. Gründe hierfür sind die Euro-Aufwertung im Frühjahr, die mit einer zeitlichen Verzögerung wirkt, der gestiegene Ölpreis, der das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte schmälert und der Handelskonflikt der USA mit China und der EU. Zuletzt drohte US-Präsident Trump mit einem Strafzoll auf Auto-Importe von 20%. Wegen des Handelskonflikts zögern Unternehmen offenbar Investitionen hinaus. Die langsamere Gangart beim Wirtschaftswachstum dürfte sich in Deutschland noch bis Jahresende fortsetzen. Die Meldung des Ifo-Geschäftsklimas stabilisierte die Renditen, Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel zunächst auf fast 0,30%, bevor sie vorübergehend auf 0,34% anstieg. Die unsicheren Aussichten auf den EU-Gipfel in der zweiten Wochenhälfte ließen auch die Risikoaufschläge zu Bundesanleihen ansteigen, am stärksten in Italien. In den USA gingen die Renditen noch deutlicher zurück als bei Bundesanleihen. Die US-Daten fielen gemischt aus. Der Euro legte im Tagesverlauf deutlich ggü. dem USD zu und überschritt die Marke von 1,17 USD. Der chinesische Renminbi schwächte sich nach der Senkung des Mindestreservesatzes weiter ab. Die Wachstumsaussichten Chinas haben sich eingetrübt.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Der DAX erwischte einen miserablen Wochenstart und auch an den europäischen Börsen ging es spürbar abwärts. Hauptbelastungsfaktoren waren der offen ausgebrochene Handelsstreit, bei dem aktuell mehr Anzeichen für Eskalation als Entspannung festzustellen sind. In Europa belastete zudem das fehlende konkrete Ergebnis nach dem schwierigen EU-Sondertreffen zur Migrationspolitik, was als Wetterleuchten für steigende politische Risiken nach dem bevorstehenden EU-Gipfel am kommenden Wochenende gesehen wird. Die Abwärtsbewegung verstärkte sich sukzessive im Handelsverlauf und führte bis zum Börsenschluss zu einem Minus von 2,5% im DAX. Der EuroStoxx 50 verlor 2,1%. Im DAX gab es keinen Gewinner, nur die defensiven Konsumtitel und Versorger konnten die Verluste begrenzen. Hauptverlierer waren Lufthansa mit -5,1% bzw. Infineon mit -5,3%. Ähnliche Verluste verbuchten einige Stahlwerte und Maschinenbauer im MDAX: Salzgitter -5,0% und Kion -6,0%. Tagesverlierer waren jedoch Leoni (-6,7%) und Osram mit -11,8% am Ende des MDAX-Feldes. Im EuroStoxx 50 gab es ein ähnliches Bild mit markanten Verlusten vor allem bei Exportwerten wie ASML und Airbus. Auch die US-Märkte konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Die Nasdaq verlor -2,1%, da die Technologietitel gestern die Hauptverlierer waren. Etwas besser hielten sich Dow Jones mit -1,3% und S&P 500 (-1,4%). Einen gewissen Ausgleich im breiten Abwärtstrend brachten Konsumtitel wie Wal-Mart (+2,0%), Coca Cola (+0,8%), P&G (+0,5%) und American Express (+1,4%). Die asiatischen Märkte zeigen sich heute nach Anfangsverlusten im Verlauf erholt, so dass sich für Europa nach dem deutlichen Kursrutsch heute eine zaghafte Erholung andeutet.