Deutsche Auftragseingänge erneut rückläufig - Commerzbank Kolumne
Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland überraschten mit einem kräftigen Rückgang im April um 2,5% M/M. Es war der 4. Monat in Folge mit Rückgängen, sie liegen bereits 0,1% unter dem Vorjahresniveau. Dies bestätigt eine spürbare Schwächephase in der deutschen Industrie, auch wenn das teilweise auf den starken Rückgang im Bereich „sonstiger Fahrzeugbau“ zurückzuführen ist. Damit dürfte die deutsche Wirtschaft auch im 2. Quartal nur moderat gewachsen sein. Darauf deuten vor allem der Einkaufsmanager- und der Ifo-Index hin. Allerdings ist die Reichweite des Auftragsbestandes von 5,6 Monaten (März) weiterhin sehr hoch.
Anleihen
Deutschland: Exporte (April), 8:00
Deutschland: Industrieproduktion (April), 8:00
Frankreich: Industrieproduktion (April), 8:45
US-Präsident Donald Trump will beim G7-Treffen für die Interessen der USA beim Thema Handel kämpfen. Die Mehrheit der Ökonomen dürften seine Standpunkte befremdlich finden. Außer Frage steht in der Zunft, dass die globale Arbeitsteilung insgesamt enorme Wohlstandseffekte hat. Auch wenn nicht alle gleichermaßen gewinnen. Eigentlich befremdlich ist aus Ökonomensicht aber ein anderer Aspekt: Die Amerikaner leben gut vom internationalen Handel: Sie importieren deutlich mehr als sie exportieren. Die Differenz steht ihnen zusätzlich als Konsum zur Verfügung. Sie könnten die Differenz auch gar nicht selber produzieren – der Arbeitsmarkt ist praktisch leer gefegt und die Firmen gut ausgelastet. Bezahlt wird der Importüberschuss zudem z.B. mit niedrig verzinsten Staatsanleihen. Hinter den Anleihen stehen keine Wirtschaftsgüter, sondern allein das Versprechen der USA diese Anleihen auch zurückzuzahlen. Trump findet das alles dennoch unfair. Obwohl er sicher jene US-Unternehmen, die sich gegen ausländische Konkurrenz behaupten müssen, im Auge hat – so nutzt sein Tun indirekt auch den Verbrauchern in Deutschland und China, die auf den Konsum der in ihrem Land produzierten Güter verzichten. Derweil waren in Deutschland die Bestellungen (-2,5%), die Exporte (-0,3%) und die Produktion (-1,0%) im April rückläufig. Bei den Auftragseingängen dürften die volatilen Bestellungen vor allem für Flugzeuge ihr Quäntchen zu dem Rückgang beigetragen haben. Die Eurostärke taugt jedoch wenig als Erklärungsgrund, denn die Bestellungen von außerhalb des Euroraums legten kräftig um 4,8% zum Vormonat zu. Dass insbesondere die Produktionszahlen von Monat zu Monat schwanken, ist zwar nicht ungewöhnlich. Leider hat sich seit Jahresbeginn ein Abwärtstrend etabliert.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach freundlichem Beginn drehte der Aktienmarkt im Verlauf gestern wieder. Verantwortlich hierfür waren u.a. der wieder stärkere Euro sowie der nachlassende Rückenwind von der Wall Street, mit Minuszeichen bei den Technologietiteln. Der DAX landete leicht unter Vortagesniveau. Auch in Europa gab es insgesamt wenig Bewegung auf Gesamtmarktebene, der Euro Stoxx 50 trat auf der Stelle. Markante Ausreißer waren im Positiven die Ölwerte mit einem Zugewinn über 1% und im negativen Luxustitel, bei denen es nach den starken Zuwächsen der Vorwochen zu Gewinnmitnahmen kam. Bankaktien legten leicht zu, jedoch setzte der italienische Bankensektor mit einem Minus von 1,2% einen auffälligen Gegenakzent. Stärkere Einzelwertbewegungen waren im DAX Commerzbank (+1,3%), Fresenius mit weiterem Anstieg (+1,1%) bzw. als Tagesverlierer adidas (-2,6%) und Vonovia (-1,6%). Im Euro Stoxx 50 fielen LVMH (-3%) aus dem Rahmen. Die US-Börsen präsentierten sich uneinheitlich. Angesichts des bevorstehenden G-7 Treffens mit dem drängenden Thema Handelsstreit suchten die Anleger überwiegend defensivere Bereiche. Während der Dow Jones um 0,4% zulegen konnte, verlor der S&P 500 minimal, die Nasdaq lag am Ende mit 0,7% im Minus. Hauptgewinner waren durch den wieder steigenden Ölpreis die Energiewerte mit einem Sektorgewinn von 1,6%. Restrukturierungsmeldungen schoben die Aktie der Fastfood-Kette McDonald’s um 4,4% an die Spitze im Dow Jones. Am Ende standen die Aktien von Intel (-2,0%), Visa (-1,8%) und Microsoft (- 1,6%).Die asiatischen Börsen sind heute überwiegend leichter. Während sich in Japan die Verluste im Rahmen halten, verlieren die chinesischen Börsen im Schnitt um 1,5%. Für Europa dürften heute an den Aktienmärkten im Vorfeld des G-7-Gipfels am Wochenende und dem wichtigen EZB-Meeting nächste Woche Zurückhaltung und etwas schwächer Kurse zu erwarten sein.