Steinhoff Aktie: Wie gewonnen, so (fast alles) zerronnen
Es passte ins Bild: Schon die letzten Nachrichten zur Entschuldung konnte die Steinhoff Aktie nicht nutzen, um deutlichere Kursgewinne zu erzielen. Mit der gestern bekannt gegebenen Unterstützung von Gläubigern, die große Teile der milliardenschweren Verbindlichkeiten der Steinhoff-Gruppe kontrollieren, hatte der SDAX-Konzern diesmal ein größeres Pfund als Nachricht zu bieten - doch erneut nahm die Börse die erste sehr positive Kursreaktion zum Anlass, um Gewinne mitzunehmen. Im Tradegate-Handel ging es für die Steinhoff Aktie zur Eröffnung zunächst auf bis zu 0,136 Euro nach oben, hohe Umsätze wurden verzeichnet. Doch das Bild wandelte sich schnell. Der XETRA-Handel wurde mit 0,087 Euro weit unter Tageshoch und mit „nur” noch 10,45 Prozent im Plus beendet. Aktuelle Indikationen für Steinhoffs Aktienkurs liegen am Freitagmorgen bei 0,086/0,088 Euro auf einem kaum veränderten Kursniveau.
Völlig unverständlich ist die Reaktion der Börse nicht. Zwar ist die Unterstützung der Gläubiger ein wichtiger Schritt für die schwer angeschlagene und hoch verschuldete Unternehmensgruppe. Doch die Geduld der Gläubiger scheint mittlerweile sehr begrenzt zu sein. Die Zusage ist gerade einmal bis Ende Juni befristet - in dieser Zeit sollte Steinhoff International bei den Verhandlungen um einen Zinsverzicht der Gläubiger und eine Prolongation der Schulden um drei Jahre also entscheidend voran kommen. Zudem zeigt die Mitteilung zwischen den Zeilen erneut deutlich, wie eng das Unternehmen am Abgrund einer möglichen Insolvenz balanciert.
Vom Tisch ist diese längst nicht, daran ändert die zeitlich befristete Unterstützungserklärung der Gläubigergruppe als Reaktion auf die Sanierungsplanungen der Gesellschaft noch nichts. Die alles entscheidenden Verhandlungen laufen, Ausgang weiterhin offen.
Ohnehin bestehen noch andere Varianten, wie der Poker weitergehen könnte. Schon länger haben Investoren Interesse an einzelnen großen Einheiten der Steinhoff-Gruppe. Immer wieder wurden die britische Poundland genannt, auch die Tochter STAR dürfte Interesse auf sich ziehen. Möglich also, dass Steinhoff International gezwungen sein wird, zur Schuldentilgung weitere Anteile an solchen Gesellschaften zu verkaufen oder Gläubiger per Debt-to-Equity-Swap bei Steinhoff die Regie übernehmen - eine Lösung, die schon zu Beginn der Bilanzkrise des Konzerns ein möglicher Weg schien, der für die derzeitigen Aktionäre aufgrund der massiven Verwässerung ihrer jetzigen Anteile auch nicht gerade der optimale Weg wäre.