Wie stark hebt die OPEC die Fördermenge an? - Commerzbank Kolumne
Zur nächsten Sitzung am 22. Juni deutet sich eine Fördermengenerhöhung der OPEC und der kooperierenden Ölexporteure (OPEC+) an, um den Ausfall in Venezuela sowie auch in Algerien, Angola und Nigeria auszugleichen. Im April und Mai übererfüllte die OPEC die Produktionskürzungen zu 172% bzw. 163% und förderte ca. 800 Tsd. Fass/Tag weniger als geplant, nach 151% und 600 Tsd. Fass/Tag bereits im 1. Quartal. Die erneuten US-Sanktionen gegen den Iran dürften zu zusätzlichen Ausfällen führen. Da auch für Venezuela weitere Produktionsausfälle (Produktion Mai 1,45 Mio. Fass/Tag, rund 600 Tsd. Fass/Tag unter Vorjahr) zu erwarten sind, deutet sich zumindest vorübergehend ein deutlicheres globales Angebotsdefizit an. Freilich gibt es zu viele Unbekannte, um das mögliche Defizit gut abzuschätzen. Vor allem ist unsicher, wie stark sich die Iran-Sanktionen der USA diesmal auswirken werden, da sie ohne europäische Unterstützung erfolgen. Einige Unternehmen werden sich von Geschäften mit dem Iran wohl distanzieren. Aber wahrscheinlich ist, dass die Auswirkungen auf das Angebot geringer sein werden als beim ersten Embargo. Es dürften dadurch deutlich weniger als 1 Mio. Fass/Tag fehlen. Der US-Produktionszuwachs hat sich unterdessen seit Jahresbeginn beschleunigt. In den letzten fünf Monaten hat sich die Förderung um fast 1 Mio. Fass/Tag auf den neuen Rekordwert von zuletzt 10,77 Mio. Fass/Tag erhöht. Eine weitere Unbekannte ist die Nachfrage. Hier hat die IEA den Zuwachs für das 2. Halbjahr um 300 Tsd. Fass/Tag nach unten revidiert, da die höheren Preise Wirkung zeigen. Fazit: Erhöht die OPEC+ ihre Fördermenge signifikant, also in einer Größenordnung von mehr als 500 Tsd. Fass/Tag, könnte dies rasch zu einer deutlichen Überversorgung des Marktes führen. Zudem ist davon auszugehen, dass eine erste Lockerung des Förderbegrenzungsabkommens wohl nur schwer rückgängig zu machen wäre und die Einhaltungsdisziplin leiden könnte.
Anleihen
Australien: Zinsankündigung Zentralbank, 6:30 Uhr
Großbritannien: Einkaufsman. Dienstl. (Mai), 10:30 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (Mai), 16 Uhr
Am Rentenmarkt setzte sich gestern die Erholung der Kurse italienischer Staatsanleihen fort. Die zehnjährige Anleihe gewann gegenüber ihrem Tief vom letzten Dienstag über fünf Euro. Die Rendite sank dementsprechend von 3,19% auf 2,50%. Damit reagiert der Markt erleichtert auf das Zustandekommen der Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega im zweiten Anlauf. Zu früh sollten wir uns aber nicht freuen, denn erst einmal müssen wir abwarten, was für Ausgabenpläne die neue Regierung umzusetzen gedenkt. Sollten alle im Koalitionsvertrag stehenden Punkte wirklich genau umgesetzt werden, droht Italiens Staatshaushalt eine massive Ausweitung des Defizits. Darauf könnte der Rentenmarkt wieder sehr negativ reagieren und die Kurse italienischer Anleihen in den Keller schicken. Die anderen Euroländer stecken nun in einem Dilemma. Wie sollen sie auf eine deutliche Verletzung der Defizitkriterien reagieren? Lassen sie Italien gewähren, beruhigt das womöglich erst einmal die Finanzmärkte, eine grundsätzliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Italiens erwächst dadurch jedoch nicht. Drängen sie die neue Regierung aber zu sehr, sich an vereinbarte Regeln zu halten, könnte dies zu Abwehrreaktionen der Italiener führen. Zudem wissen Fünf-Sterne und Lega um Italiens Größe und Wirtschaftskraft. Im Vergleich zum sehr viel kleineren Griechenland ein wichtiges Pfund bei Verhandlungen. Ob Italien aktuell bereit ist, notwendige Reformen anzugehen, darf bezweifelt werden. Diese Unsicherheit spricht für erhöhte Volatilität an den Märkten. In den USA gingen die Auftragseingänge der Industrie im April gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich um 0,8% zurück. Dagegen kletterten die Bestellungen für zivile Investitionsgüter ohne Flugzeuge um 1,0% M/M.
Aktien
Apple: Entwicklerkonferenz WWDC (bis 08.06.)
Daimler: Kapitalmarkttag
Vonovia: Kapitalmarkttag
Nach der späten Erholung am letzten Freitag ist es den europäischen Aktienbörsen nun nach einem zähen Anlauf gelungen, auch etwas fester in die neue Handelswoche zu starten. Der positive US-Arbeitsmarktbericht und die leichte Entspannung bei den zahlreichen politischen Brandherden sorgten zusammen mit der starken Eröffnung an den US-Börsen für Auftrieb. Im Frankfurter Handel standen die Aktien der Deutschen Lufthansa (+2,1%) nach positiv interpretierten Aussagen von CEO Spohr im Fokus. Dagegen mussten die Bayer-Aktionäre nach der am Wochenende bekanntgegebenen Kapitalerhöhung leichte Verluste hinnehmen (-0,6%). Schwächste Titel im deutschen Leitindex waren indes die Aktien von Merck KGaA (-3,7%). Der Darmstädter Pharmakonzern hatte nach zuletzt guter Performance bei der Krebskonferenz ASCO nicht vollumfänglich überzeugen können. Im Euroraum legten vor allem Versorger (+1,5%) und Nahrungsmittel (+1,2%) zu, während einzig Energietitel (-0,6%) schwächer tendierten. Trotz eines Medienberichts über Fusionsverhandlungen zwischen Société Générale und Unicredit kam im Bankensektor (+0,2%) keine entsprechende Phantasie auf. An der Wall Street wirkten einerseits die starken Arbeitsmarktdaten von der letzten Woche nach, auf der anderen Seite sorgte die Empfehlung eines Investmenthauses - US-Aktien zu kaufen - für positive Stimmung. Selbst die schwachen Auftragseingänge der Industrie störten die positive Stimmung kaum. Stärkste Einzeltitel waren die Aktien von Walmart (+2,9%). Hier honorierten Anleger den Rückzug aus Brasilien und die Konzentration auf das Kerngeschäft. Auf der Branchenebene gab es mit Versorgern und Ölwerten (jeweils -0,9%) allerdings auch Verlierer. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen nur wenig verändert.