EU-Einkaufsmanagerindizes spiegeln nochmaligen Schwungverlust wider - Commerzbank Kolumne
Im letzten Jahr wurde die positive Konjunkturentwicklung im Euroraum von einer Aufwertung des Euro begleitet. In der Folge bremste der hohe Außenwert das Wirtschaftswachstum wieder ab. Woraufhin der Euro nun wieder abwertete. Das Hin- und Her ist ein Beispiel für ein dynamisches System, dass sich aufgrund von Reaktionsverzögerungen nur langsam einpendelt. So dürfte der jüngste Wertverlust des Euro die Konjunktur wieder stützen, obgleich die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum im Mai weiter nachgaben (mit der Ausnah-me Frankreichs). Die EZB wird sich aber wohl im Juni noch nicht festlegen, wann sie ihre Anleihekäufe auf null reduziert.
Anleihen
Deutschland: GfK-Konsumklima (Juni), 8:00 Uhr
Frankreich: Geschäftsklima, INSEE (Mai), 8:45 Uhr
Großbritannien: Einzelhandelsums. (April), 10:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
USA: Verkäufe bestehender Häuser (April), 16:00 Uhr
Enttäuschende Konjunkturdaten aus dem Euroraum ließen gestern die Kurse deutscher Bundesanleihen steigen. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatstitel verringerte sich deutlich von 0,56% auf teilweise unter 0,50%. Die Einkaufsmanagerindizes fielen im Mai sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor stärker als erwartet. Damit bestätigt sich der Abwärtstrend, der im ersten Quartal begann und auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum als im Vorjahr hindeutet. Ein wesentlicher Grund für die nachlassende Stimmung unter den Einkaufsmanagern dürfte im starken Euro liegen, der in den ersten vier Monaten 2018 teilweise deutlich über 1,20 US-Dollar je Euro handelte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug der Durchschnittskurs dagegen nur 1,06 US-Dollar. Insbesondere für die exportorientierte deutsche Industrie ist ein zu starker Euro eine Belastung. Die EZB wird nicht umhin kommen, ihre Wachstumsprognosen nach unten zu adjustieren. Wir rechnen für 2018 mit einem BIP-Wachstum im Euroraum von 2,1%. Zwar wird die EZB wie geplant das Anleihekaufprogramm zum Jahresende auslaufen lassen – sie stößt sonst bei den meisten Emittenten an die 30%-Grenze – eine Zinserhöhung rückt jedoch in immer weitere Ferne. In Großbritannien schwächt sich die Inflationsrate seit Monaten ab. Im April erreichte sie mit 2,4% Jahresrate den tiefsten Stand seit März 2017. Die Kernrate von 2,1% nähert sich somit immer mehr dem 2%-Ziel der Bank von England. Von September 2017 bis Januar 2018 lag die Gesamtrate noch bei mindestens 3%. Eine Leitzinsanhebung wird daher immer unwahrscheinlicher.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
An den Aktienmärkten in Europa drehte die freundliche Stimmung der Vortage abrupt. Ursächlich waren neu aufkeimende Befürchtungen hinsichtlich des Handelsstreits zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump hatte sich als „unzufrieden“ hinsichtlich der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche geäußert. Zudem sorgte auch der Blick auf die Entwicklungen in Italien für Sorgenfalten. Für den DAX war unter diesen Umständen die Marke von 13.000 Punkten nicht zu halten und er verlor rund 1,5 Prozent auf 12.977 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls mehr als ein Prozent. Bei den Einzelwerten im DAX traten Verluste von bis zu 3% bei Linde, Lufthansa und VW auf. Nur SAP landete am Ende noch bei einem leichten Zugewinn. Recht robust zeigten sich dagegen die US-Märkte auch aufgrund der besseren Konjunkturnachrichten. Die anfänglichen Verluste von ca. einem halben Prozent zum europäischen Handelsschluss wurden gegen Ende in ein leichtes Plus gewandelt, wobei die Technologiewerte die Nasdaq sogar fast ein Prozent voranbrachten. Hauptverlierer unter den Blue Chips waren die Aktien von General Electric mit -7,3 und HP Enterprise mit -10,5% wegen eines schwachen Ausblicks. Zu den wichtigsten Gewinnern zählten neben den Techriesen Intel und Microsoft auch McDonald`s, Merck und Boeing. Die asiatischen Börsen zeigen sich heute früh überwiegend im Minus. Der japanische Nikkei schloss 1,1% tiefer, wobei Autowerte zu den Hauptverlieren zählten. Rote Zahlen weisen auch die chinesischen Handelsplätze auf. An den europäischen Börsen ist der erwartbare Rückenwind von der gestrigen US-Entwicklung bereits wieder abgeflaut. Marktthema werden Diskussionen über Einfuhrzölle für aus-ländische Automobile in den USA werden, die die Aktien der deutschen Autobauer belasten dürften.