Der Euro schwächt sich ab: Italien als Belastungsfaktor - Commerzbank Kolumne
Gestützt von den höheren Renditen in den USA gewinnt der US-Dollar zunehmend an Stärke. So wertete er sich in den letzten Tagen ggü. einer Vielzahl an Währungen auf. Der Euro fiel gestern deutlich unter die Marke von 1,19 USD und unterschritt erstmals seit Dezember 2017 die Marke von 1,185 USD. Damit verlor der Euro über 5% an Wert seit seinem Hoch im Februar (1,255 USD). Die Fed hat ihre Ziele erreicht und dürfte die Zinsen weiter anheben. Gestern kam vor allem noch die Situation in Italien als Belastungsfaktor für den Euro dazu. Laut Präsident Matarella gibt es keine Aussicht auf eine Regierungsbildung. Es drohen Neuwahlen.
Anleihen
Frankreich: Industrieproduktion (März), 08:45 Uhr
USA: Erzeugerpreise (April), 14:30 Uhr
Nachdem die Industrieproduktion in Deutschland im März mit 1,0% M/M stärker als erwartet zulegte und den Rückgang in den beiden Vormonaten zum Teil wieder wettmachte, stiegen die Renditen deutscher Bundesanleihen gestern leicht an. Auch die deutschen Handelsbilanzzahlen waren erfreulich, der Handelsbilanzüberschuss stieg im März von 18,5 auf 25,2 Mrd. Euro deutlich an. Aufgrund der schwachen zwei Vormonate dürfte das reale BIP im 1. Quartal aber nur um 0,4% Q/Q angestiegen sein, nachdem es im 4. Quartal 2018 noch um 0,7% wuchs. In Italien drohen durch die politische Pattsituation Neuwahlen und es herrscht Unsicherheit. Deshalb stiegen gestern die Risikoaufschläge der Euro-Peripheriestaaten deutlich an. In Italien erhöhte sich die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen zwischenzeitlich um über 10 Basispunkte. Während Staatspräsident Mattarella eine Übergangsregierung zur Verabschiedung des Staatshaushalts und eines neuen Wahlgesetzes anstrebt, lehnen die beiden Parteien Fünf Sterne und Lega Nord eine Übergangsregierung ab. Sie sprechen sich unterdessen für Neuwahlen aus. Die Unsicherheit wirkte sich auch auf Spanien und Portugal aus, dort stiegen die Renditen merklich an. Die politische Situation in Italien wurde gestern auch zum Belastungsfaktor für den Euro. Er schwächte sich auf unter 1,185 USD, den tiefsten Stand seit Dezember 2017, ab (siehe im Blickpunkt). US-Präsident Trump hat gestern den Rückzug aus dem Atomabkommen mit dem Iran angekündigt. Damit treten die Sanktionen wieder in Kraft, die vor dem Abkommen gegolten haben und gelten zunächst 6 Monate lang. Großbritannien, Deutschland und Frankreich bedauern den Entschluss und wollen am Abkommen festhalten. Die Ölpreise stiegen bereits an; ansonsten blieben die Auswirkungen auf die Renten und Währungen relativ gelassen.
Aktien
Dt. Telekom, Henkel, Ergebnis Q1
HeidelbergCement, ProSiebenSat1, Ergebnis Q1
Siemens, Ergebnis Q2
Aareal Bank, Brenntag, Fraport, Norma, Ergebnis Q1
Ahold Delhaize, Enel, ING, ZIG, Ergebnis Q1
Toyota, Jahreszahlen
Vor der Bekanntgabe der Entscheidung des US-Präsidenten über die Zukunft des Atom-Abkommens mit dem Iran hielten sich die europäischen Anleger den gesamten gestrigen Handelstag deutlich zurück. Selbst ein weiter schwächelnder Euro konnte den Aktienbörsen des Euroraums keinen Antrieb verleihen. Im deutschen Dax 30 sorgten vor allem Quartalsberichte für besondere Kursbewegungen. So standen die Aktien der Deutschen Post (-7,0%) nach nicht ganz erfüllten Erwartungen mit deutlichem Abstand am Ende des Leitindex. Dagegen konnten sich die Titel von Beiersdorf (+2,8%). nach einem Umsatzsprung am oberen Ende der Kursliste positionieren. Im MDax mussten die Aktionäre des Medienkonzerns Axel Springer (-4,2%) trotz einer Quartalsvorlage, die im Rahmen der Erwartungen lag, deutlichere Abschläge hinnehmen. Im Euroraum gab es in diesem Umfeld nur wenige Gewinner. Lediglich das zuletzt extrem schwache Nahrungsmittelsegment (+0,6%) konnte etwas stärker zulegen. Dagegen gerieten mit den nachgebenden Ölpreisen vor allem die Titel aus dem Energiesektor unter Druck. In London stiegen die Aktien des Pharmakonzerns Shire (+4,6%) nach dem offiziellen Übernahmeangebot von Takeda deutlich an. Die US-Aktienmärkte zeigten sich von dem Rückzug Präsident Trumps aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran vergleichsweise unbeeindruckt und schlossen nur wenig verändert. Im Fokus stand ein mögliches feindliches Übernahmeangebot von Comcast (-5,6%) für 21st Century Fox. Auf Branchenebene konnten sich Energie (+0,8%) und Finanzen (+0,7%) erholen, während Versorger (-2,5%) einbrachen.