Deutsche Bank: Kann Sewing das Ruder herumreißen?
Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal schlechter als erwartete Zahlen erreicht. Mit einem Gewinn von 120 Millionen Euro im ersten Quartal bleibt der Finanzdienstleister weit unter den 575 Millionen Euro Überschuss aus dem Vorjahresquartal. Die Erträge haben sich schwach entwickelt und sind von 7,35 Milliarden Euro auf 6,98 Milliarden Euro gefallen. Dagegen stiegen die zinsunabhängigen Kosten der Deutschen Bank im Vorjahresvergleich von 6,33 Milliarden Euro auf 6,46 Milliarden Euro an. Vor Steuern hat sich der Quartalsüberschuss des DAX-Konzerns auf 432 Millionen Euro rund halbiert. Die harte Kernkapitalquote hat die Deutsche Bank dagegen auf 13,4 Prozent steigern können.
Auf die schwachen Geschäfte reagiert die Bank mit einer Neuausrichtung in einer Problemsparte: Dem Investmentbanking. „Ab 2021 sollen die Privat- und Firmenkundenbank und der Vermögensverwalter DWS nachhaltig ungefähr die Hälfte der Konzernerträge erwirtschaften. Zusammen mit der Transaktionsbank sollen die stabileren Geschäftsbereiche einen Ertragsanteil von etwa 65 Prozent erreichen”, kündigt die Deutsche Bank an. Dazu sollen unter anderem die Aktivitäten in den USA und Asien verkleinert werden - in welchem Umfang Stellen wegfallen werden, ist bisher nicht im Detail bekannt. Man wolle sich stärker auf europäische und multinationale Kunden konzentrieren, heißt es aus der Bank. „Diese Einschnitte sind schmerzlich, aber leider unvermeidlich, wenn unsere Bank dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben soll”, so der neue Bankchef Christian Sewing, der zudem die Kosten weiter kürzen will. Unter anderem sollen der Vorstand verkleinert und Führungsstrukturen verschlankt werden. „Außerdem will die Bank ihre Ausgaben für Dienstleister auf den Prüfstand stellen, Gebäudekosten reduzieren und interne Kontrollsysteme effizienter machen”, so das Unternehmen, das im laufenden Jahr die Kosten auf maximal 23 Milliarden Euro begrenzen will.
Erste Reaktionen von Analysten auf die heutigen Neuigkeiten der Deutschen Bank sind bisher in Summe wenig spektakulär - bisherige Einstufungen werden fast alle bestätigt. Eine Ausnahme ist Independent Researchendent Research, die ihre Verkaufsempfehlung zwar bestätigen, das Kursziel für den Bankwert aufgrund sinkender Ergebnisprognosen aber von 11,00 Euro auf 10,50 Euro senken. Equinet ist dagegen optimistisch und erwartet einen Kursanstieg auf 18 Euro. Es gibt weiterhin eine Kaufempfehlung für die Deutsche Bank Aktie, obwohl die Zahlen für die ersten drei Monate nach Ansicht der Experten unerwartet schwach seien. Dagegen sehen sowohl die Analysten von JP Morgan als auch die UBS mit Kurszielen von 12 Euro für den DAX-Titel kein Kurspotenzial. Die UBS sieht es als fraglich an, ob die neue Strategie schon die erwartete Wende bei der Bank sei. Dagegen glaubt JP Morgan, dass die geplante Verkleinerung des Investment Bankings der richtige Weg für die Deutsche Bank sei.