ifo-Geschäftsklima: Unternehmensstimmung kühlt sich im April weiter ab - Nord LB Kolumne
Das Münchener ifo-Institut hat vor wenigen Minuten die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat April veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zuletzt weiter abgekühlt. Der ifo-Geschäftsklimaindex ging auf 102,1 Punkte zurück. Sowohl die aktuelle Lage (105,7 Punkte) als auch die auf die Geschäftsentwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen (98,7 Punkte) wurden von den Unternehmen ein weiteres Mal nach unten korrigiert.
Die absoluten Indexzahlen sind diesmal aber mit Vorsicht zu interpretieren, da das Münchner ifo Institut seinen vielbeachteten Indikator generalüberholt hat. So wurde die seit 2005 separat erhobene Umfrage unter Dienstleistern in das neu benannte „ifo Geschäftsklima Deutschland“ integriert, um der gewachsenen Bedeutung des tertiären Sektors Rechnung zu tragen. Zudem wurden die Aggregationsregeln adjustiert und für das Geschäftsklima und seine Komponenten auf das neue Basisjahr 2015 umgestellt. Da die Saldenwerte für das Jahr 2015 deutlich über denen des Jahres 2005 liegen, hat die Umbasierung die größte Auswirkung auf die absoluten Indexzahlen – die konjunkturelle Aussagekraft wird von letzterem jedoch in keiner Weise berührt.
Der Rückgang fiel stärker aus als prognostiziert. Das Geschäftsklima ist bereits das fünfte Mal in Folge gesunken und notiert auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahr. Der wichtigste Frühindikator für die deutsche Konjunktur signalisiert damit sicherlich eine temporäre Abkühlung. Von einem Beleg für einen ausgeprägten Abschwung wollen wir aber noch nicht sprechen, auch wenn die simple Daumenregel des dreimaligen Rückgangs in Folge erfüllt ist. Immerhin dürfte ein Gutteil der Stimmungseintrübung der letzten Monate der konfrontativen US-Handelspolitik geschuldet sein. Diesbezüglich halten wir es aber weiterhin für wahrscheinlich, dass eine schädliche Eskalationsspirale letztlich in bilateralen Verhandlungen vermieden werden kann.
Auch an den Märkten scheint sich eine gelassenere Sichtweise auf den aktuellen Handelskonflikt mehr und mehr durchzusetzen. Von den heutigen Zahlen aus München wurden die Marktteilnehmer jedenfalls offenbar nicht auf dem falschen Fuß erwischt. Der Deutsche Aktienleitindex DAX hat nur kurzzeitig nachgegeben, die heute Morgen übersprungene Marke von 12.600 Punkten konnte aber verteidigt werden.
Die EZB dürfte auf ihrer Sitzung am Donnerstag keine neuen Beschlüsse fassen, wohl aber die gestiegenen Abwärtsrisiken insbesondere wegen des Handelskonflikts betonen. Während sich erste negative Effekte bei den Stimmungsindikatoren zeigen, ist die sich abzeichnende Abschwächung des Wachstums im ersten Quartal in Deutschland vor allem auf Sonderfaktoren (Streiks, Grippewelle, Ferieneffekt) zurückzuführen – was Nachholeffekte für das Frühjahr verspricht. An unserer Konjunkturprognose von 2,4% für 2018 halten wir daher fest. Bei aller Vorsicht wird die EZB daher ihre Vorbereitungen für den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik fortsetzen.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im April wie erwartet erneut gesunken. Die Stimmung leidet seit einigen Monaten unter dem festen Euro und den protektionistischen Tendenzen in der US-Politik. Ein Handelskrieg dürfte aber auf dem Weg bilateraler Verhandlungen aber vermieden werden. Den erneuten Stimmungsrückgang wollen wir wegen der sehr hohen Ungewissheit bezüglich des Handelskonflikts noch nicht als Abschwung interpretieren. Gleichwohl scheint die deutsche Wirtschaft den konjunkturellen Hochpunkt bereits überschritten zu haben. Die EZB wird daher am Donnerstag bei ihrer betont vorsichtigen Vorgehensweise bleiben und im April keine weiteren Maßnahmen auf dem Weg hin zu einer neutraleren Ausrichtung der Geldpolitik beschließen.