Steinhoff-Skandal: Jetzt spricht Wiese zu neuen Vorwürfen
Der frühere Steinhoff-Großaktionär und Boars-Chef Christo Wiese hat Stellung zu neuen Vorwürfen bezogen. Wie gestern berichtet, hat Steinhoff zwei Zahlungen an Wiese eingeräumt, die nicht nach den üblichen Vorschriften im Bereich Corporate Governance abgelaufen seien. Der Bericht hatte gestern Steinhoffs Aktienkurs erneut massiv unter Druck gebracht und bis auf ein neues Allzeittief bei 0,151 Euro fallen lassen - die Steinhoff Aktie ging letztlich mit 0,17 Euro und mehr als 15 Prozent Kursverlust aus dem XETRA-Handel.
Während Wiese dementiert hat, dass er Steinhoff um die Deckung eines Margin-Calls von Banken gegenüber einem seiner Investmentvehikel gebeten habe, räumt der Südafrikaner die beiden von Steinhoff eingeräumten Zahlungen ein.
Insgesamt habe er zwei Zahlungen in Höhe von zusammen 325 Millionen Euro erhalten, so Wiese laut einem Bericht von Bloomberg. Die Zahlungen sollen im Zusammenhang mit dem geplanten Zusammenschluss von Shoprite, an der Wiese die Mehrheit der Anteile hält, und der Steinhoff-Tochter STAR stehen. Da der Deal aufgrund des Bilanzskandals geplatzt ist, hat Wiese nach eigenen Angaben zugestimmt, das Geld zurückzuzahlen.
Hier noch einmal ein Auszug aus unserem gestrigen Bericht zu den Vorgängen um zweifelhafte Zahlungen von Steinhoff an Wiese:
Für den gestrigen Kursrutsch waren neben der problembelasteten fundamentalen Lage des Konzerns, der von einem schwelenden Bilanzskandal ungewissen Ausmaßes geschüttelt wird, vor allem zwei Faktoren verantwortlich sein. Zum einen hat das Verkaufssignal bei 0,196/0,197 Euro deutlich Druck auf den Aktienkurs ausgeübt. Zum anderen kommen kurz vor der Hauptversammlung, die Steinhoff am 20. April in Amsterdam veranstalten wird, pikante Medienberichte ans Tageslicht. Im Fokus des Berichtes: Steinhoff und Christo Wiese - der Südafrikaner war bis vor kurzem als Hauptaktionär und Board-Chef der starke Mann beim niederländisch-südafrikanischen Konzern mit deutschen Wurzeln.
Pikante Berichte im Vorfeld der Hauptversammlung
Dem Bericht der südafrikanischen moneyweb zufolge soll Wiese versucht haben, Steinhoff zur Zahlung eines Margin-Calls zu bewegen, die eines seiner Investmentvehikel von Banken erhalten hat. Der moneyweb-Bericht basiert auf Informationen durch Personen, die anonym bleiben wollen und sich auf Aussagen des Steinhoff-Boardmitglieds Johan van Zyl auf einer Investorenveranstaltung im kleinen Kreis berufen. Offenbar soll Wiese die Forderung zurückgezogen haben, als Boardmitglieder mit dem Rücktritt drohten. Wiese dementierte dies per Telefon gegenüber moneyweb. Allerdings soll Steinhoff eingeräumt haben, dass im Vorfeld der Aufdeckung des Bilanzskandals Transaktionen zwischen Wiese und der Gesellschaft stattgefunden haben, die nicht nach den üblichen Governance- und Veröffentlichungsprozessen abgelaufen seien.
Interessant in diesem Zusammenhang: Im Zuge der Aufdeckungen im Steinhoff-Bilanzskandal haben Banken einen Großteil von Wieses Aktienpaket am dem Retail-Konzern zwangsverkauft, da diese als Kreditsicherheiten dienten. Bisher hatte Wiese zudem bestritten, von den derzeit in Untersuchung befindlichen Bilanztricksereien gewusst zu haben - eine Aussage, die in Finanzkreisen auf große Skepsis gestoßen ist.
Nachdem zuletzt Informationen über kritisch zu sehende Bewertungsmethoden bei Europa-Immobilien von Steinhoff zutage kamen, wir berichteten, wirft der moneyweb-Bericht ein weiteres Licht auf die möglichen Zustände bei Steinhoff, deren Corporate Governance unter dem alten Management im Zentrum harter öffentlicher Kritik steht. Bisher gibt es übrigens keinen Kommentar von Wiese zum Statement von Steinhoff, der laut Medienberichten zu dem Vorwurf allerdings noch Stellung nehmen will.