Höhere direkte Zölle auf Autos? – Trumps Spiel mit dem Feuer - Commerzbank Kolumne
Europa verlangt aktuell Importzölle in Höhe von 10% je US-Fahrzeug, dieser Satz auf importierte Autos liegt in den USA bei 2,5%. In China betragen die Importzölle dagegen derzeit rund 25% auf dem vom Hersteller vorgeschlagenen Verkaufspreis (MSRP). Doch nicht nur die unterschiedlichen Zölle verzerren den internationalen Wettbewerb, sondern auch eine Vielzahl von Steuern sowie Vorschriften (und verteuern die Autos für den Konsumenten). Beispielsweise müssen in China auf den MSRP 17% Mehrwertsteuer addiert werden, hinzu kommt eine Verbrauchsteuer, die je nach Motorengröße zwischen 0% und 40% liegt. Da Importfahrzeuge tendenziell mit einem großen Hubraum ausgerüstet sind, kann man im Durchschnitt mit rund 30% Aufschlag rechnen. Bereits jetzt liegt man also bei einem Aufpreis von 72 % zum MSRP, dabei ist die Marge für den Autohändler noch nicht berücksichtigt. Die unterschiedlichen Zoll- und Steuer-Regelungen sind zwar nicht die Hauptursache für die hohen Handelsungleichgewichte - bspw. zwischen China und den USA -, sie erhöhen aber zweifelsohne die handelspolitischen Spannungen. US-Präsident Donald Trump droht mit höheren direkten Importsteuern auf Autos, wenn die Handelspartner nicht einlenken und ihre Zollsätze absenken. Würde er bspw. ggü. der EU eine sogenannte Spiegelsteuer einführen, also Importzölle in selbiger Höhe zu denen der EU, so hätte dies bereits massive Auswirkungen auf die operativen Margen der Autobauer. Dies dürfte die deutschen Premiumhersteller bis zu 4% des operativen Ergebnisses kosten. Die Gewinnerwartungen wurden bereits entsprechend nach unten korrigiert. Problematisch: Die EU ist in sich zerstritten, wie auf Trumps Forderung zu reagieren ist. Wenn zudem die EU ihre Einfuhrzölle für US-Autos senkt, dann bewirkt eine WTO-Klausel, dass dies automatisch auch für andere WTO-Länder gilt. China könnte in Folge dann bspw. mit Elektroautos auf den EU-Markt drängen.
Anleihen
Deutschland: Einzelhandelsumsätze (Feb), 08:00 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Mrz), 10:00 Uhr
Großbritannien: PMI verarb. Gewerbe (Mrz), 10:30 Uhr
Die Lage an den Kapitalmärkten bleibt weiterhin von Unsicherheit geprägt. So verhängte China als Antwort auf die Strafzölle der USA auf Stahl und Aluminium seinerseits Zölle auf 128 US-Produkte. Dabei werden Einfuhrzölle auf US-Produkte mit einem Volumen von 3 Mrd. US-Dollar erhoben und stellen damit keine größere wirtschaftliche Belastung für die USA dar. Allerdings bleibt die Sorge vor der Eskalation zu einem Handelskrieg, bei dem die Interessen der WTO umgangen werden. Demnach profitieren Staatsanleihen weiterhin von der Risikoaversion der Marktteilnehmer. Vor Ostern fiel die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen unter die Marke von 0,50%. Dazu verhalfen auch die Preisdaten aus Deutschland für März, die am Gründonnerstag gemeldet wurden. Die Inflationsrate stieg weniger als erwartet von 1,4 auf 1,6% J/J. Für den Anstieg waren die Energie- und Nahrungsmittelpreise verantwortlich. Da die Auslastung der deutschen Wirtschaft aber weiterhin hoch ist und die gute Beschäftigung zu höherem Lohndruck führen dürfte, rechnen wir damit, dass der Preisauftrieb weiter zulegen wird. Morgen werden die Verbraucherpreise im Euroraum gemeldet, die ebenfalls noch einen nur geringen Preisdruck zeigen dürften. Für die weitere konjunkturelle Entwicklung sind heute die Einkaufsmanagerindizes interessant, die allerdings von einem drohenden Handelskrieg belastet sein dürften. In den USA ging der ISM-Index für das verarbeitende Gewer-be im März von 60,8 auf 59,3 Punkte etwas stärker als erwartet zurück. Der Index für bezahlte Preise (78,1 nach 74,2 Punkte) zeigt aber einen aufkommenden Preisdruck. Am Freitag stehen die US-Arbeitsmarktdaten im Fokus.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Vor den Osterfeiertagen zeigten sich die Aktienmärkte erholt und der Dax konnte die 12.000er-Marke zurückerobern. Doch an den aktuellen Trends an den Aktienmärkten hat sich damit nichts geändert. So fielen in die österliche Ruhe diverse Nachrichten, die die Märkte auch in dieser Woche weiter belasten dürften. China reagierte auf die Strafzölle auf Stahl und Aluminium und erhebt nunmehr ebenfalls neue Strafzölle auf 128 US-Produkte (u.a. Wein, Schweinefleisch). Auch wenn wir einmal mehr darauf hinweisen müssen, dass sich die konkreten konjunkturellen Effekte in engen Grenzen halten, auf die Stimmung drückt der Handelsstreit auf jeden Fall. Dies zeigt sich auch in entsprechenden Umfragen, die Investoren gerne als konjunkturelles Barometer und Aktienmarktindikator verwenden. So auch gestern beim wichtigsten Stimmungsbarometer der japanischen Wirtschaft, dem Tankan-Report und dem chinesischen Caixin Einkaufsmanagerindex. Wir halten einen echten „Handelskrieg“ weiterhin für unwahrscheinlich. Aussagen von Wirtschaftsminister Altmaier, der davon sprach, dass man hoffe, bis zum Sommer zwischen der EU und den USA einen Kompromiss zu finden, zeigen aber, dass uns dieses Thema länger begleiten könnte als es uns lieb ist. Zudem dürften die Verhandlungen zwischen den USA und China schwerer als mit der EU werden. An den US-Märkten kam das gestern alle nicht gut an. Die Kurse sanken klar. Dabei erwischte es auch wieder den IT-Sektor (-2,4%) überdurchschnittlich, der unter erneuten Abgaben litt. Präsident Trump wetterte weiter gegen Amazon, der Datenskandal bei Facebook wirkt nach, ein Aprilscherz (Tesla) kommt nicht gut an und in vielen Depots dürften bei IT-Werten noch immer hohe Kursgewinne zu finden sein, die sich die nervösen Anleger noch sichern wollen. Die Vorgaben belasteten heute Morgen auch die asiatischen Märkte. Allerdings fielen die Kursverluste deutlich geringer als in den USA aus.