Deutsches BIP wächst 2017 um 2,2% – Boom setzt sich im ersten Halbjahr fort - Nord LB Kolumne
Das Statistische Bundesamt hat heute Morgen eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im letzten Quartal 2017 veröffentlicht. Demnach blieb die Wachstumsdynamik zum Jahresende wie schon in den Vorquartalen oberhalb des Potenzialpfads. Die Wirtschaftsleistung legte saisonbereinigt im vierten Quartal um 0,6% Q/Q zu. Gegenüber der Vorjahresperiode ergibt sich ein Anstieg um 2,9% bzw. ohne Arbeitstagebereinigung um 2,3%. Damit liegt die Expansionsrate auch leicht über der nur vagen Indikation von ½% Q/Q aus der Jahrespressekonferenz Anfang Januar. Die Jahreswachstumsrate 2017 in Höhe von 2,2% (2,5% kalenderbereinigt) wurde durch die heutige Schnellschätzung bestätigt. Der Wert für das Vorquartal wurde hingegen leicht abwärts revidiert. Insgesamt liegen die heute veröffentlichten Zahlen im Rahmen der Schätzungen der zuvor von Bloomberg und Reuters befragten Analysten und Volkswirte.
Zwar veröffentlichten die Statistiker im Rahmen der ersten Vorausschätzung wie üblich noch keine Details zur Entwicklung der Komponenten, gaben aber gleichwohl einige grobe Hinweise. Demnach kamen positive Impulse vor allem von den Nettoexporten, da die Ausfuhren sehr kräftig und auch stärker als die Importe zulegten.
Während der öffentliche und der private Konsum das Wachstum wie erwartet nur leicht gestützt haben dürften, entwickelten sich die Investitionen zum Jahresende enttäuschend. In Ausrüstungen wurde nur etwas mehr als zuvor investiert, während die Bauinvestitionen erneut zurückgingen. Insbesondere bei den Ausrüstungsinvestitionen dürfte sich das Bild aber zügig wieder aufhellen, da sich viele Unternehmen dank des hohen Auftragsüberhangs einer Überauslastung ihrer Kapazitäten gegenübersehen.
Die deutsche Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr erneut als äußerst robust gegenüber vielfältigen Risiken erwiesen. Dies ist aber keine Garantie dafür, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Die Wahlen in Italien, Donald Trump, die schwierigen Brexitverhandlungen und die geopolitischen Konflikte sind Risikofaktoren für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Auch ist noch nicht gesichert, ob und wann Deutschland endlich wieder eine gewählte Regierung hat, wenngleich die Ablehnung des Koalitionsvertrages durch die SPD-Basis nicht sehr wahrscheinlich sein dürfte.
Zunächst aber bleibt die deutsche Wirtschaft in der Boomphase. Die Vorzeichen für das laufende Quartal sind sehr gut. So spricht der kräftige Anstieg der Auftragseingänge im vierten Quartal für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends der Industrieproduktion. Aber auch der Konsum sollte wieder stärker zum Wachstum beitragen: Die Beschäftigungsentwicklung war bis zuletzt sehr positiv und das Verbrauchervertrauen notiert auf einem Rekordniveau. Auch die Frühindikatoren deuten weiterhin auf einen äußerst kräftigen Aufschwung hin, insbesondere die aktuelle Lage wird so gut wie noch nie beurteilt.. Für das Gesamtjahr 2018 prognostizieren wir, dass die Wirtschaftsleistung sehr kräftig um 2,6% zulegen wird – womit allmählich jedoch die Luft dünner wird.
Fazit: Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2017 kräftigen gewachsen. Das reale BIP legte zum Jahresende saison- und kalenderbereinigt um 0,6% gegenüber dem Vorquartal zu. Vor allem der Außenhandel trug zum Wachstum bei. Die deutsche Wirtschaft erweist sich damit bis zuletzt als äußerst robust, auch gegenüber einer Vielzahl externer Risikofaktoren. Zudem deuten die Frühindikatoren auf eine Fortsetzung des dynamischen Wirtschaftsaufschwungs hin. Unternehmen und Verbraucher sind aktuell so positiv gestimmt wie selten zuvor, weshalb wir für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum in Höhe von 2,6% prognostizieren. Das hohe und stetige Wachstum in der gesamten Eurozone setzt die EZB zunehmend unter Druck, ihre sehr expansive Geldpolitik zügig anzupassen!