DAX: Winterschlussverkauf nun auch am deutschen Aktienmarkt - Nord LB Kolumne
Der deutsche Blue-Chip-Aktienindex DAX ist heute zum Start des Handels in Frankfurt unter signifikanten Druck geraten und entfernt sich damit immer weiter sowohl von der psychologisch wichtigen Marke von 13.000 Punkten als auch von der 200-Tage-Linie. Mit diesem Kursrutsch werden allerdings nur die gestern nach dem europäischen Handelsschluss in den USA zu beobachtenden Entwicklungen nachvollzogen. New York ist noch immer das pulsierende Herz der globalen Finanzmärkte und bestimmt somit Wohl und Wehe an den internationalen Börsen. Anders ausgedrückt ist der heutige Schwächeanfall an den europäischen Aktienmärkten eindeutig eine Konsequenz der Korrektur in den Vereinigten Staaten.
So ist der Dow Jones Industrial Average gestern nachhaltig unter die Marke von 25.000 Punkten gefallen. Damit wurden die ganzen Gewinne des Jahres 2018 regelrecht ausradiert. Der Grund für diese Schwäche sind vor allem Sorgen um die weitere US-Geldpolitik und ihre Auswirkungen auf das Zinsniveau. Die jüngsten Zahlen im US-Arbeitsmarktbericht und die sehr erfreulichen Angaben zum wichtigen ISM PMI Non-Manufacturing sprechen für mehr als zwei Leitzinsanhebungen der Fed in diesem Jahr und damit auch für grundsätzlich höhere Kapitalmarktrenditen in den USA („higher for longer“). In der Tat hat der Anstieg der Renditen von „sicheren“ 10J US-Staatsanleihen über die Marke von 2,80% festverzinsliche Wertpapiere im USD-Universum für Investoren wieder zunehmend attraktiv gemacht. Entsprechend sind in New York gestern Umschichtungen aus Aktien in Anleihen zu beobachten gewesen. Die Anleger in Europa müssen also auch weiterhin vor allem auf die Entwicklungen an den US-Börsen blicken. Eine Stabilisierung beim DAX wird sicherlich nur nach positiveren Nachrichten von den US-Börsen erfolgen.
Es ist nun natürlich möglich, in einen ausgeprägten Pessimismus zu verfallen und daher an dieser Stelle sehr bedrohliche Krisenszenarien zu skizzieren (Margin Calls, Panikverkäufe, etc.). Die Gefahr einer regelrechten Abwärtsspirale der Kurse an den internationalen Aktienmärkten, bei der Sorgen um zukünftige Verluste bereits instantan Druck auf die Notierungen auslösen, ist sicherlich vorhanden. Das viel wahrscheinlichere Szenario ist unserer Auffassung nach jedoch eine zumindest perspektivische Rückkehr der Schnäppchenjäger, die aufgrund des zuletzt zu beobachtenden Aufwärtstrends bei DAX und Co. lange untätig an der Seitenlinie haben stehen müssen und die nun im Rahmen des Winterschlussverkaufs an den Börsen bei deutlich reduzierten Preisen zu Käufen neigen könnten. Für dieses Szenario spricht beispielsweise das Faktum, dass die Dividendenrendite des S&P 500 mittlerweile auf Basis der Konsensschätzung für 2018 bei immerhin 2,00% liegt. Diese wichtige Kennzahl notiert damit fast schon wieder auf Augenhöhe mit der Rendite von 2J US-Staatsanleihen.
Gegen extrem bedrohliche Krisenszenarien spricht auch die Tatsache, dass der Goldpreis bisher nicht wirklich nachhaltig von der Schwäche an den Aktienmärkten profitieren konnte. Die Anleger schichten Mittel derzeit vor allem in US-Anleihen um, was den Anstieg der Kapitalmarktzinsen in den Vereinigten Staaten dämpft. Der Aktienmarkt rettet sich damit in gewisser Hinsicht selbst!
Fazit: Der zuletzt große Optimismus an den Börsen ist in den vergangenen Tagen auf eine harte Probe gestellt worden. Die Rekordjagd der Aktienmärkte führt derzeit in Verbindung mit den seit einiger Zeit wieder steigenden Zinsen zu Belastungen für die Kurse der Dividendenpapiere. Investoren haben in diesem Umfeld zuletzt Gewinne mitgenommen. Die ökonomischen Fundamentaldaten in den USA und in anderen Währungsräumen bleiben aber erfreulich. Der aktuelle Winterschlussverkauf an den Börsen sollte daher nun langsam beginnen, die Schnäppchenjäger unter den Investoren anzuziehen.