China: Inflation in 2017 moderat, aber ein Thema für 2018? - Nord LB Kolumne
Heute früh wurden aus China aktuelle Zahlen zur Preisentwicklung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft gemeldet. Den offiziellen Angaben der Statistikbehörden in Peking folgend lag die Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen im Berichtsmonat Dezember bei 1,8%% Y/Y. Für das Gesamtjahr 2017 ergibt sich damit eine Inflationsrate von 1,6%, die deutlich unterhalb des von Peking angepeilten 3,0%-Inflationszieles liegt. Verantwortlich dafür waren nicht zuletzt die Nahrungsmittelpreise, die im Durchschnitt der vergangenen 12 Monate – erstmals seit mehr als zehn Jahren – einen negativen Trend aufwiesen. Der Produzentenpreisindex (PPI) kletterte im Dezember um 4,9% Y/Y; für 2018 insgesamt steht ein Zuwachs von insgesamt 6,3% zu Buche.
Auch im aktuellen Berichtsmonat dürfte der Fokus der Marktteilnehmer insbesondere auf die Implikationen der Produzentenpreise gerichtet sein. Verantwortlich für den schwächeren Auftrieb waren insbesondere Basiseffekte, die auch noch in den kommenden Monaten zum Tragen kommen dürften. Die geringere Dynamik sollte dann – wie auch im Dezember – insbesondere in den Segmenten „Mining“ und „Raw Materials“ merklich sein. Einige Marktbeobachter werden nun wohl insbesondere auf die Indikatoren zur Ertragslage der chinesischen Industrieunternehmen fokussieren. Eine spürbar nachlassende Dynamik bei den „Industrial Profits“ könnte schließlich eine erhebliche Gegenwehr in Bezug auf Pekings hoch gesteckten Ziele beim Abbau der Überkapazitäten hervorrufen. Tatsächlich würden wir aber noch nicht von einer dramatischen Entwicklung sprechen, da nach unserer Auffassung der Rückgang der PPI-Zuwachsrate nicht übermäßig an Fahrt aufnehmen sollte.
Mit Blick auf die Konsumentenpreise kann zurückblickend auf das Jahr 2017 durchaus festgehalten werden, dass ein zu starker Auftrieb nicht zu den großen Herausforderungen der geldpolitischen Entscheidungsträger in Peking gezählt hat. Auch für die kommenden zwölf Monate dürften Themen wie das Zurückdrängen der Überkapazitäten in weiten Teilen des chinesischen Industriesektors sowie der Kampf gegen die ausufernde Verschuldung ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Gleichwohl muss mit einer nachhaltig anziehenden Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen gerechnet werden, was zunächst insbesondere auf die Nahrungsmittelpreise zurückzuführen sein dürfte. Doch auch eine Weitergabe des – wenn auch zuletzt etwas abgeschwächten – Anstiegs der Produzentenpreise wird sich sukzessive bei den Konsumgütern bemerkbar machen.
Deutliche geldpolitische Reaktionen, die allein auf die Preisentwicklung zurückzuführen sind, würden wir in 2018 jedoch noch ausschließen. Ein weitaus „hawkisheres“ Auftreten der People’s Bank of China (PBOC) muss daher auch eher im Kontext der geldpolitischen Neuausrichtungen in Washington und Frankfurt bewertet werden. Auch wenn Chinas Notenbanker diesen Umstand nicht immer willkommen heißen dürften, agieren auch sie nicht im luftleeren Raum und müssen zwangsläufig auf anziehende Zinsen in den USA reagieren.
Fazit: Die Konsumentenpreise im Reich der Mitte haben sowohl im Dezember als auch im Gesamtjahr 2017 einen moderaten Auftrieb erfahren. Der Anstieg beim Produzentenpreisindex verlangsamt sich erwartungsgemäß, was noch nicht als Anlass zur Sorge gesehen werden darf. In 2018 wird auch die Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen ein kleines Comeback hinlegen können. Die Entscheidungsträger in Peking dürften aber eher von dem globalen geldpolitischen Umfeld in Bewegung gehalten werden – auch Chinas Zentralbanker agieren nicht (mehr) im luftleeren Raum.