Eurozone: Wachstumsrate äußerst solide - VP Bank Kolumne
Gegenüber dem zweiten Quartal wird ein Plus von 0.6% verbucht. Der BIP-Zuwachs des Vorquartals wird von 0.6% auf 0.7% nach oben revidiert. Der BIP-Zuwachs schwächt sich demnach also im 3. Quartal leicht ab. Es läuft derzeit rund in der Eurozone. Passend zum Herbst zeigt der Währungsraum eine noch zu Jahresbeginn kaum für möglich gehaltene wirtschaftliche Pracht. Die Wachstumsraten dürften aber vorerst ihr Hoch hinter sich haben. Für einen höheren BIP-Zuwachs wäre mehr Rückenwind von der Weltwirtschaft erforderlich.
Wenngleich der Währungsraum etwas weniger stark als noch im Vorquartal expandiert, sollte dies nicht gleichgesetzt werden mit einem breiteren Abschwung. Bislang deutet alles darauf hin, dass sich die Konjunktur weiterhin solide entwickeln wird. Was bleibt, ist die eklatante Diskrepanz zwischen den Konjunkturvorlaufindikatoren und der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung. Die Wirtschaftsstimmung ist im Euroraum auf ein knapp 17jähriges Hoch gestiegen. Das Economic Sentiment (ESI) erreicht im Oktober einen Stand, der zuletzt im Januar 2001 gemessen wurde. Wie wir nun aber wissen, schwächt sich der BIP-Zuwachs im Quartalsvergleich sogar leicht ab. Das passt nicht so recht zusammen. Man tut jedenfalls gut daran, mit beiden Füssen auf dem Boden zu bleiben. Ja, die Eurozone entwickelt sich im laufenden Jahr besser als ursprünglich angenommen, doch die Wachstumsbäume werden nicht in den Himmel wachsen. Letzteres ist aufgrund der nach wie vor hohen Arbeitslosenquote nicht möglich. Zwar nimmt die Beschäftigung in der Eurozone zu, doch die Arbeitslosenquote bleibt mit 8.9% auf einem hohen Niveau.
In Anbetracht der sich zwar bessernden aber immer noch verhältnismäßig schwierigen Situation am Arbeitsmarkt muss es einem auch nicht wundern, dass die Inflationsentwicklung schleppend bleibt. Im Oktober fällt die Inflationsrate für den gemeinsamen Währungsraum von 1.5% auf 1.4%. Die Kernrate fällt sogar von 1.1% auf 0.9%. Den europäischen Währungshütern dürfte die Teuerungsentwicklung nicht gefallen. Mario Draghi wusste aber in der vergangenen Woche um den zähen Preisauftrieb. Der oberste Währungshüter musste deshalb sehr behutsam vorgehen. Letztlich ruderte die EZB aus rechtlichen und nicht aus ökonomischen Gründen zurück. Die Frankfurter Geldpolitik wird deshalb auch im kommenden Jahr äußerst expansiv bleiben.