Japan: Boom-bastische Zahlen, aber hält der Schwung? - Nord LB Kolumne
Der Schub kommt vor allem vom japanischen Konsumenten. Der private Konsum stieg um fast 1,0% Q/Q. Dies war von uns auch so erwartet worden. Ebenso, dass der Außenhandel diesmal eine Belastung darstellt. Dies deutete sich schon in den Handelszahlen vorab an. Abgesehen von den immer schwierig zu prognostizierenden Vorratsveränderungen waren es am aktuellen Rand insbesondere die Investitionen, die erheblich größer waren, als von uns erwartet und damit maßgeblich zum Überraschungs-Moment beitrugen. Dabei stechen vor allem die öffentlichen Investitionen ins Auge, die immerhin um 5,1% Q/Q zulegten. Aber auch die privaten und die Bauinvestitionen beeindruckten mit 2,4% Q/Q bzw. 1,5% Q/Q.
Es war also durchaus ein positives Quartal. Das Wachstum wird vom Inland getragen und zwar sowohl vom Konsum einerseits, aber auch von Investitionen, die das Wachstumspotenzial weiter erhöhen. Da lässt sich die Delle in der Nachfrage von außen mehr als vertragen. Warum also das Fragezeichen in der Überschrift? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Erstens: Der Außenhandel könnte eine Belastung bleiben, denn die geopolitischen und politischen Belastungsfaktoren, wiegen auf dem Yen, der gegenüber dem US-Dollar deutlich aufgewertet hat – das Schicksal des sicheren Hafens. Im Vergleich zum Ende des II. Quartals immerhin erneut mehr als 2,5%. Seit Jahresstart hat die japanische Währung sogar um mehr als 6,0% zum Greenback an Wert zugelegt.
Zweitens: Der private Konsum wird die hohe Dynamik nicht behalten. Einzelhandelsumsätze und Absatz von Autos bröckelten zuletzt. Die Barlöhne sind in der aktuellsten Veröffentlichung deutlich zurückgegangen, real sogar um 0,8% Y/Y. Entsprechend überrascht es nicht, dass der konsumnahe Eco-Watchers-Index einen deutlichen Abschlag hinnehmen musste. Der japanische Konsument ist sehr risikoavers. Die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea einerseits und mit China andererseits dürften hier belasten.
Drittens: Die Investitionen sind zwar erfreulich, wenn aber ein großer Teil von öffentlichen Investitionen gehoben wird, dann muss es nicht unbedingt nachhaltig sein.
Allerdings würden wir vor dem voreiligen Schluss, Japan stünde vor einer Rezession warnen: Die Wirtschaft ist in einer robusten Verfassung. Die genannten Faktoren sollten aber eher für eine nachlassende Dynamik sorgen. Ein negatives Quartal erwarten wir frühestens im nächsten Jahr.
Der Yen reagierte erst einmal mit etwas Erleichterung. Der US-Dollar kostet 0,40 Yen mehr. Dem Nikkei 225 war nicht zum Feiern zumute, er verlor deutlich. Allerdings hatte Japan am Freitag einen Feiertag und insofern negativen Aufholbedarf hinsichtlich der Geopolitik.
Fazit: Die japanische Wirtschaft wächst im II. Quartal mit 1,0% Q/Q außerordentlich stark. Getragen wird das Wachstum vom Inland und zwar sowohl vom privaten Konsum, als auch von den Investitionen. Die Nettoexporte waren hingegen ein Belastungsfaktor. Es wird allerdings schwer werden, den Schwung aufrecht zu erhalten. Der starke Yen bleibt eine Belastung für Wirtschaft und Notenbank und die geopolitischen Risiken dürfte die Laune des japanischen Konsumenten ebenso belasten, wie die unzureichende Lohnentwicklung. Japan wird aber weiter wachsen – nur eben langsamer.