Chinesischer Außenhandel: Schwächer als erwartet – Ausblick nicht rosig - Nord LB Kolumne
Heute früh wurden aktuelle Zahlen zu den Außenhandelsaktivitäten der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft gemeldet. Berichtsmonat war der Juli. Den Angaben der chinesischen Zollbehörden folgend präsentierten sich sowohl die Ein- als auch die Ausfuhren schwächer als erwartet. Die in US-Dollar ausgewiesenen Importe legten um 11,0% Y/Y zu (Prognose NORD/LB: 20,0% Y/Y; Bloomberg: 18,0% Y/Y). Die Ausfuhren wuchsen in dieser Abgrenzung nur um 7,2% gegenüber dem Vorjahresmonat (Prognose NORD/LB: 12,0% Y/Y; Bloomberg: 11,0% Y/Y).
Auffällig ist insbesondere die sich abschwächende Dynamik bei den Exporten in Richtung Vereinigte Staaten. Nachdem im Berichtsmonat Juni noch ein Zuwachs von 19,8% Y/Y zu Buche stand, legten die Ausfuhren in die USA am aktuellen Rand „nur noch“ um 8,9% gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Gleichwohl sollte diese Entwicklung nach unserer Auffassung noch nicht überbewertet werden. Zwar schwebt allein schon durch die schärfere Rhetorik der Trump-Administration im Weißen Haus das Damoklesschwert eines Handelskrieges über den chinesischen Ausfuhren in Richtung USA. Allerdings haben die Daten bisher eine andere Sprache gesprochen. So florierte der sino-amerikanische Außenhandel – zumindest unter Berücksichtigung der harten Rhetorik Washingtons – in den vergangenen Monaten regelrecht. Insofern muss sich erst noch zeigen, ob es sich tatsächlich um eine Delle handelt oder vielmehr um eine Verschnaufpause.
Auch wenn die Einfuhren insgesamt weniger rasant zulegen, bleiben sie mit zweistelligen Zuwachsraten durchaus auf Expansionskurs. Insofern ist auch mit Blick auf die Nachfrage „Made in China“ und die Binnenaktivität der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft sicherlich noch keine Panik angebracht. Einige Schlaglichter müssen allerdings im Auge behalten werden. So gaben beispielsweise die mengenmäßigen Einfuhren bei Rohstoffen wie Öl und Eisenerz im Juli leicht gegenüber dem Vormonat nach.
Insgesamt würden wir noch kein düsteres Szenario für den chinesischen Außenhandel zeichnen wollen. So blicken wir auf überraschend starke sechs Monate zurück, was sowohl die Wirtschaftsaktivität auf dem chinesischen Festland als auch die globale Konjunkturlage anbelangt. Gleichwohl dürfen einige spezifische Faktoren mit Blick auf Chinas Außenhandel in der Vorausschau für die die kommenden Monate nicht ignoriert werden. Auf der Importseite sollten Pekings Maßnahmen beim Kampf gegen Schattenbankenaktivitäten und Überkapazitäten merkliche Spuren hinterlassen. Die chinesischen Exporteure dürften zudem einen stärkeren Renminbi zu spüren bekommen. Hinzu kommen mögliche Verwerfungen aufgrund von geopolitischen Spannungslagen – vor allem mit Blick auf Pjöngjang und Washington – sowie mögliche Handelsfriktionen durch protektionistische Maßnahmen.
Fazit: Chinas Außenhandel präsentierte sich im Juli weniger rosig als erwartet. Die Dynamik sowohl bei den Ausfuhren als auch bei den Importen fiel vergleichsweise schwach aus. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürfte eine Verschnaufpause bei den Exporten in Richtung USA. Außerdem deutet ein leichter Rückgang bei den Importen wichtiger Rohstoffe auf eine schwächere Binnendynamik hin. In der Vorausschau dürfte insbesondere Pekings Kampf gegen Schattenbanken und Überkapazitäten auf den Einfuhren lasten. Chinas Exporteure sollten hingegen den Renminbi und das geopolitische Umfeld im Auge behalten.