China BIP: Phantastische Zahlen! Börsen geben nach – Furcht vor der Bremse - Nord LB Kolumne
Die heute veröffentlichten Konjunkturdaten kann man schon als äußerst robust bezeichnen. Sowohl die BIP-Statistik als auch die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion lagen über den Erwartungen.
Die chinesische Wirtschaft wuchs im II. Quartal mit 6,9% Y/Y. Wie die Außenhandelsstatistik bereits angedeutet hatte, kamen die Impulse hierfür aus dem Ausland. Die robusten Einzelhandelsumsätze liefern aber auch ein weiteres Indiz für eine hohe Dynamik der Binnenwirtschaft. Da überrascht es wenig, dass auch die Industrieproduktion am aktuellen Rand deutlich an Fahrt aufnehmen kann. Dieses Tempo dürfte genügend Schwung für einen positiven Start ins III. Quartal haben.
Dennoch geben chinesische Aktienindizes zum Teil deutlich nach – der Shenzen Index verlor gar mehr als 4%. Ein Auslöser hierfür sind Befürchtungen, dass Peking exzessive Verschuldungen verstärkt angehen will. In die Richtung deutete auch ein Artikel heute in der Hauszeitung der KP China, die vor einem „Grauen Rhinozeros“ warnte. Damit sind sehr wahrscheinliche Gefahren mit großer Auswirkung gemeint, die die Leute eigentlich sehen müssten, es aber oft nicht tun. Bislang haben sich die Regulatoren vor allem den Finanzsektor vorgenommen, nun wird es wohl weitere Restriktionen auch in anderen Branchen geben.
Deleveraging-Bremsspuren in Bezug auf das Wirtschaftswachstum wird es also durchaus geben. Die Bemühungen sind dennoch gutzuheißen, dienen sie doch dazu, die Wirtschaft auf gesündere Füße zu stellen. Dass das robuste Wachstum auch durch die Auslandsnachfrage unterstützt wird, dürfte Peking bei den Bemühungen, das Kreditproblem anzugehen, unterstützen.
Die anderen Märkte nahmen die Zahlen als Zeichen einer prosperierenden Weltkonjunktur, entsprechend herrschten eher die Pluszeichen vor, zumal die Vorgaben aus den Vereinigten Staaten auch positiv waren.
Das derzeit hohe Tempo wird perspektivisch wahrscheinlich nicht mehr aufrecht gehalten werden können. Dafür sorgt unter anderem das Deleveraging. Für das Wachstumsziel zum Jahresende sollte es aber reichen und für eine gewünscht freundliche Nachrichtenlage vor dem 19. Parteitag der KP China auch.
Fazit: Die Wirtschaft Chinas steht gerade auf sehr breiten Beinen. Das BIP-Wachstum im II. Quartal lag mit 6,9% Y/Y über den Erwartungen. Auch Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion für den Juni unterstützen das Bild einer durch In- und Ausland gestützten Konjunktur in China. Den Schwung scheint Peking nun ausnutzen zu wollen, das Deleveraging auszuweiten. Dies schlug zwar auf die Stimmung der chinesischen Aktienmärkte, ist aber ein notwendiger Prozess, um ein nachhaltigeres Wachstum und gesündere Strukturen zu gewährleisten.