Bastei Lübbe: 2017 wird ein besseres Jahr
Bei Bastei Lübbe hätten vermutlich wenige etwas dagegen, wenn man die vergangenen Monate zurückdrehen könnte. Probleme mit der Buchhaltung, eine verschobene Hauptversammlung, Ärger mit Medien. Es lief im vergangenen Jahr nicht ganz rund bei dem Kölner Verlag.
Nicht glücklich ist man auch darüber, dass der Verlag im Bereich Hardcover/Belletristik im deutschlandweiten Ranking auf Platz 13 abgerutscht ist. Das wird auf einer Investorenkonferenz des Unternehmens in Köln deutlich. Der zuletzt erzielte Marktanteil von 2,0 Prozent soll künftig auf 7,0 Prozent gesteigert werden. Um dies zu erreichen, will man neue Vertriebswege sichern. So geht man verstärkt in die großen Supermärkte, um dort die Kunden anzusprechen. Auch werden Partnerschaften, beispielsweise mit Weltbild, eingegangen oder gefestigt. Baumärkte und Drogerien können künftig weitere Leser bringen.
Während 2016 die großen Megaseller bei Bastei Lübbe fehlten, wird es 2017 mindestens zwei Bestseller geben: Ken Follett wird sein neues Werk im September vorstellen, der neue Dan Brown erscheint im Oktober. Unklar bleibt, wer am Ende im Weihnachtsgeschäft die Nase vorne haben wird. Erwartet wird jedoch, dass jedes der beiden Bücher einen niedrigen zweistelligen Millionenumsatz generieren wird.
Zudem bietet man neuen Content an. Bester Beispiel dafür ist das Digitalprojekt oolipo. Vorstand Thomas Schierack macht auf der Investorenkonferenz deutlich, dass er an das gedruckte Buch glaubt. Doch dies werde auf Dauer nicht ausreichen, um eine Wachstumsgeschichte zu schreiben. Dabei sieht Schierack nicht den Reader als Lesemedium der Zukunft an. Vielmehr wird das Smartphone als Multimediagerät seiner Meinung nach den Reader ersetzen. Darauf setzt oolipo, das am 21. März mit neuen, anderen Inhalten starten soll. Die Stories via oolipo können aus einer Kombination von Texten, Bildern, Filmen, Graphiken etc. bestehen. Auch eine Geschichte nur aus Whatsapp Nachrichten ist dabei realisierbar. So will man immer neue Aufmerksamkeit beim jungen Publikum erzeugen.
Bastei Lübbes Pläne im digitalen Geschäft
Bis 2019 will Schierack mit oolipo 2 Millionen zahlende Kunden gewinnen, auch wenn er sich mit dieser Aussage etwas schwer tut. Dabei wird es am Anfang vermutlich nur langsam bergauf gehen. Der Vorstand zählt bei oolipo auch auf Autoren, die schon auf Instagram oder Youtube aktiv sind und dort viele Follower haben. Diese sollen ihre Macher auf die neue Plattform begleiten und so für das erhoffte Wachstum sorgen. Konzentriert man sich bei oolipo zunächst vor allem auf den deutschsprachigen Raum, peilt man noch vor dem Jahresende den US-Markt an. Spanien und Lateinamerika sowie China sollen später folgen.
Schierack will in den kommenden Jahren einiges im digitalen Bereich versuchen. Das nicht alles davon gelingen wird, dürfte klar sein. Insgesamt scheint das Unternehmen jedoch so gut aufgestellt zu sein, um mögliche Enttäuschungen zu überstehen.
Bei Daedalic, der Spieletochter von Bastei Lübbe, laufen derzeit die Verhandlungen, den Herrn der Ringe als Spiel herauszubringen. Die Unternehmensführung von Bastei Lübbe hofft auf eine Erfolgsmeldung in den kommenden Monaten. Dann könnte das Spiel 2020 auf den Markt kommen.
Für das laufende Geschäftsjahr hat Bastei Lübbe eine Umsatzprognose von 140 Millionen Euro bis 150 Millionen Euro ausgegeben. Schierack erwartet, dass man die Mitte dieser Prognose treffen wird. Bei der EBITDA-Schätzung von 13 Millionen Euro bis 15 Millionen Euro wird eher der untere Bereich der Spanne realistisch sein. Im Geschäftsjahr 2017/2018 soll Bastei Lübbe einen Umsatz von 160 Millionen Euro bis 170 Millionen Euro erwirtschaften. Das EBITDA soll auf 19 Millionen Euro bis 21 Millionen Euro ansteigen.