National-Bank: Was macht der EZB-Rat?
Heute Morgen dürfte sich das Interesse der Marktteilnehmer kurz auf die deutschen Außenhandelsdaten für den Januar richten. Die Exporteure dürften ganz ordentlich in das laufende Jahr gestartet sein. Bei den Importen sollten sich die Entlastungen aus den vergleichsweise niedrigen Rohstoffpreisen trotz der Schwäche des Euro bemerkbar machen. Auf den deutschen Außenhandel wird insgesamt wieder einmal Verlass gewesen sein. Danach sollte es noch einen Blick auf die französischen Daten zu Industrieproduktion geben. Neue Erkenntnisse sind nicht zu erwarten.
Das zentrale Ereignis ist jedoch die Bekanntgabe der Ergebnisse der Tagung des EZB-Rats mit anschließender Pressekonferenz. Hier werden erst einmal die aktualisierten Einschätzungen der EZB zu Wachstum und Preisentwicklung vorgestellt. Gerade für das Jahr 2016 dürfte es doch ganz erhebliche Korrekturen geben. Die Inflationsschätzungen werden sicher deutlich reduziert werden, das dürfte auch für die Folgejahre gelten, jedoch in einem etwas geringeren Umfang. Zugleich dürften die Raten für das erwartete BIP-Wachstum ebenfalls abgesenkt werden. Die Reduzierung der Inflationserwartungen wird Mario Draghi als Begründung für die nächste geldpolitische Lockerungsrunde heranziehen. Das Inflationsziel von nahe aber unter 2% sei ja in weite Ferne gerückt. Daher muss die Geldpolitik erneut gelockert werden, um die Kreditvergabe in Gang zu bringen. Zudem wird er eine positive Bilanz der bisherigen Maßnahmen ziehen, obwohl es schwer fällt, die Wirkung der extrem lockeren Geldpolitik in Zahlen wie bspw. der Geldmengenentwicklung abzulesen. Dennoch wird an dem nun eingeschlagenen Kurs unbeirrt festgehalten. Offen bleibt vorerst jedoch, ob er die Marktakteure zufriedenstellen kann. Der Marktkonsens liegt weiterhin bei einer Aufstockung des QE-Programms um 15 Mrd. sowie einer Absenkung des Zins-satzes auf die Einlagenfazilität um 0,1%. Zudem werden noch weitere Maßnahmen erwartet, wie bspw. längere TLTROs o. ä.
Ob das jedoch ausreichen wird, um die Kapitalmärkte positiv zu überraschen, bleibt offen. Dass es einen Schritt in Richtung „das war es jetzt“ geben wird, ist nicht zu erwarten. Mario Draghi wird wieder betonen, dass noch mehr innerhalb des Mandates der EZB möglich sei. Es ist zu hoffen, dass zumindest in der Frage- und Antwortrunde in der Pressekonferenz Fragen gestellt werden, wie die EZB reagieren wird, wenn sich der Preistrend doch schnell verändert. Schließlich dürfte ein Gutteil der schwachen Preisentwicklung auf die Rohstoffpreise zurückzuführen sein. Sollte hier tatsächlich eine Stabilisierung eintreten, kann sich der Preistrend schnell wieder ändern. Insgesamt besteht das Risiko für Enttäuschungen, weil die Markterwartungen überzogen sind.
Der Bund Future dürfte wenig geändert in den Tag Starten. Bis zur Bekanntgabe der Zinsentscheidung und der anschließenden Pressekonferenz wird es kaum Aktivität geben. Die Marktakteure werden sich sehr zurückhaltend zeigen. Der Bund Future sollte sich zwischen 161,20 und 163,20 bewegen. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,80 und 1,98% schwanken.